„Wir haben jeden Tag Ostern.
Wir suchen immer irgendwas“
Hildegard Schlepphorst lernt ihren dementen Mann zu pflegen
Der LWL bietet kostenlose Pflegekurse, um Menschen zu entlasten, die Angehörige zuhause pflegen. Denn viele Betroffene geraten durch die Belastung an ihre körperlichen und seelischen Grenzen – das hat auch Hildegard Schlepphorst erlebt.
Die 73-Jährige aus Rheda-Wiedenbrück pflegt ihren dementen Ehemann. Zu sehen, wie er Stück für Stück abbaut, sei sehr schwer: „Wir sind über 40 Jahre verheiratet. Da gibt man sich nicht einfach so auf. Trotzdem ist der Alltag enorm herausfordernd“, sagt sie.
Professionelle Hilfe
„Wir haben jeden Tag Ostern. Wir suchen immer irgendwas“, sagt sie. Ihr Mann vergesse ständig Dinge. Zu der psychischen Belastung durch die Demenz ihres Mannes kommt die anstregende körperliche Pflege.
Deshalb hat sich Hildegard Schlepphorst professionelle Hilfe gesucht und den LWL-Pflegekurs für Angehörige absolviert. Der Kurs hat ihr geholfen, mit der neuen Situation besser umzugehen. „Ich habe gelernt zu akzeptieren, dass mein Mann nichts dafür kann. Und ich nehme mir regelmäßig Auszeiten, damit ich Luft holen kann. Nur so kann ich das alles weiter leisten.“
„Mehr Sicherheit für Angehörige“
Geleitet wird der LWL-Kurs von Elisabeth Schön und Ramona Wedler – beide sind Pflegefachkräfte an der LWL-Klinik Gütersloh. Ramona Wedler hat sich dabei auf die Pflege von dementen Menschen spezialisiert und gibt den Kurs aus Überzeugung: „Viele Menschen pflegen zum ersten Mal und haben große Sorgen. Ich möchte, dass Angehörige nach dem Kurs mit mehr Sicherheit in ihren Alltag zurückkehren.“
Sie hat Hildegard Schlepphorst viele wichtige Tipps für den Umgang mit ihrem dementen Mann gegeben. „Für Frau Schlepphorst war anfangs besonders belastend, dass mit ihrem Mann keine richtigen Gespräche mehr möglich waren. Gemeinsam haben wir überlegt, wie sie mit dieser Veränderung am besten umgehen kann“, erklärt Wedler.
Theorie und Praxis
Neben dem theoretischen Austausch über Themen wie Demenz oder auch Inkontinenz besteht der Kurs aus vielen praktischen Übungen.
„Das machen wir direkt am Pflegebett“, so Wedler. Oftmals legt sich dafür eine teilnehmende Person in das Bett und simuliert die zu pflegende Person – so üben die Angehörigen realistische Pflegesituationen. „Ich habe zum Beispie gelernt, wie ich meinen Mann rückenschonend aus dem Bett hebe oder was ein Nestelkissen ist. Menschen mit Demenz sind oft unruhig, und so ein Kissen kann sie entspannen“, sagt Schlepphorst.
Wertvolle Gespräche
Ein weiterer zentraler Bestandteil des Kurses ist der Gesprächskreis. Hier sprechen Angehörige offen über ihre Belastungen und Sorgen. Für Hildegard Schlepphorst war dieser Teil ebenso wertvoll wie die praktischen Übungen: „Ich habe gemerkt, dass ich nicht allein bin. Es gibt andere, die Ähnliches bewältigen – und das tut gut.“ Aus dieser Erfahrung heraus empfiehlt sie den Kurs weiter: „Das sollten Angehörige unbedingt machen, die zuhause pflegen.“
Die Kurse für pflegende Angehörige
Die LWL-Pflegekurse richtet sich an alle Menschen, die Angehörige zuhause pflegen – unabhängig davon, ob bereits Pflegegrad-Leistungen vorliegen. Die Kurse sind kostenlos und umfassen theoretische Grundlagen sowie praktische Übungen am Pflegebett. Teilnehmende lernen unter anderem rückenschonende Pflegetechniken, den Umgang mit Materialien bei Inkontinenz und Möglichkeiten zur Sturz- und Wundprophylaxe. Zusätzlich bieten die Kurss Raum für Austausch und persönliche Fragen. Die Termine werden regelmäßig an LWL-Kliniken angeboten, unter anderem in Gütersloh. Eine Anmeldung ist unkompliziert möglich – telefonisch oder über die jeweiligen Klinik-Webseiten.