Bildmaterial
Fundeigentum: Lippisches Landesmuseum Detmold
Foto: Lippisches Landesmuseum Detmold
Foto: Landesarchiv Thüringen, Staatsarchiv Gotha, A VII Nr. 12, Bl.
"Westfalens Geschichte ist eine Wundertüte mit Impulsen für Gegenwart und Zukunft"
Dass es Westfalen seit 1250 Jahren gibt, wird der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) 2025 mit einer großen Sonderausstellung in Paderborn und mit einem westfalenweiten Kulturprogramm feiern. Das hatten die LWL-Abgeordneten 2024 beschlossen.
Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, zum Jubiläum: „Wir wollen mit dem Jubiläum einen deutlichen Akzent zur Reflexion über Geschichte und Gegenwart der Region" setzen. Das Interesse ist bereits groß: Noch nie hatten wir so viele Förderanträge für Jubiläumsprojekte aus ganz Westfalen."
Lunemann weiter: "Es soll in diesem Jubiläumsjahr auch um die Menschen und die Eigenschaften gehen, die ihnen zugeschrieben werden." Das Wissen über die gemeinsame Vergangenheit und die gewachsenen Strukturen in der Region solle dazu beitragen, aktuelle Fragen nach Identität, Heimat und Zukunft zu diskutieren. Denn, so Lunemann: "Westfalens Geschichte ist eine Wundertüte, und aus der Wundertüte gucken oben die Impulse für unsere Gegenwart und Zukunft raus."
"Vielfalt Westfalens außergewöhnlich"
Der Leiter des LWL-Instituts für westfälische Regionalgeschichte, Prof. Dr. Malte Thießen, stellt die Vielseitigkeit Westfalens in den Mittelpunkt: "Wenn ein Hamburger 'Import-Westfale' wie ich die Geschichte betrachtet, ist die Vielfalt Westfalens wirklich außergewöhnlich." Die Chancen und Schwierigkeiten moderner Gesellschaften seien nirgendwo so gut sichtbar wie hier.
Der Chefhistoriker des LWL macht seine These an Beispielen fest. So spiele das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt in Westfalen seit dem 18. Jahrhundert eine Rolle, als Holz ein wichtiger Rohstoff wurde. Noch deutlicher wurde das Spannungsfeld laut Thießen während der Industrialisierung mit ihrem "unbändigen Fortschritts-Optimismus" aber auch mit ihren Zukunftsängsten. Der Strukturwandel in Westfalen habe schon früh auch positive Lerneffekte gehabt.
Ein weiteres Spannungsfeld sei die Vielfalt der Regionen und damit der Gegensatz von Stadt und Land. Was heute der Streit um Glasfasertrassen und Mobilfunknetze sei, war im 19. Jahrhundert das Ringen um den Eisenbahn-Anschluss für den eigenen Ort - der Kampf um Infrastruktur und "gleichwertige Lebensverhältnisse" in der Stadt und auf dem Land. Thießen: "Die vielseitige Landschaft galt immer als Mahnung, dass eine Gesellschaft fairer funktioniert, wenn man für 'Flächengerechtigkeit' sorgt."
Die Frage nach einer "westfälischen Identität" wurde im 20. Jahrhundert vor allem mit Pragmatismus beantwortet. Das würde man in Westfalen vielleicht nicht vermuten, so Thießen weiter. "Doch tatsächlich können wir hier eine früh gelebte Diversität beobachten." Dass die deutschlandweit erste Schwulendemo durch Münster ging und eines der ersten deutschen Frauenhäuser in Warendorf stand, seien keine Zufälle gewesen, sondern die "beeindruckende Vielfalt neben der beeindruckenden Tradition".
Von einer rätselhaften Ersterwähnung zum Herzogturm über ein Königreich bis zur preußischen Provinz. Westfalen hatte in der Geschichte viele Gesichter.
Im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn wandelt das Publikum an einem Stützpunkt Karls des Großen in den Sachsenkriegen durch Westfalens Geschichte. Auf rund tausend Quadratmetern wird in der Sonderausstellung vom 16. Mai 2025 bis zum 1. März 2026 die facettenreiche Entwicklung der Region seit der ersten Erwähnung im Jahr 775 anhand von kunsthistorischen, historischen und archäologischen Exponaten erlebbar.
Das Jubiläum feiert der LWL gemeinsam mit seiner Kulturstiftung mit einem vielfältigen Kulturprogramm. Der Fokus liegt dabei auf der Geschichte Westfalens von 775 bis heute – aber auch die Zukunft der Region wird in den Blick genommen. Das Kulturprogramm zum Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“ steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
Ein umfangreiches, westfalenweites Kulturprogramm spannt den Bogen bis in die Gegenwart: Über 40 Projekte – aus Kunst, Geschichte, Literatur, Musik, Kabarett, Kulinarik, Podcasts und mehr – verdeutlichen die Vielfalt Westfalens. Dabei tragen der LWL und die LWL-Kulturstiftung das Jubiläum in die Fläche: Partnerinnen und Partner aus der ganzen Region beteiligen sich mit Aktivitäten.
"Große Highlights wie die Ausstellung im LWL-Museum in der Kaiserpfalz und kulturelle Akzente an zahlreichen Orten gestalten mit viel Kreativität und Vielfalt das Kulturjahr. Gemeinsam entwickeln die Projekte eine Strahlkraft, die schon jetzt über die Region hinaus bis nach Berlin reicht - das hat auch den Bundespräsidenten überzeugt", so Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der LWL-Kulturstiftung.
Fundeigentum: Lippisches Landesmuseum Detmold
Foto: Lippisches Landesmuseum Detmold
Foto: Landesarchiv Thüringen, Staatsarchiv Gotha, A VII Nr. 12, Bl.
Updaten sie ihren Browser um diese Webseite richtig betrachten zu können.