15.05.25 | Kultur Höhepunkt im Jubiläumsjahr "1250 Jahre Westfalen"
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Festakt in Paderborn
v.l. S. E. Dr. Udo Bentz, Erzbischof von Paderborn, Hendrik Wüst (MdL), Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident, Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, und seine Ehefrau Claudia Miklis beim Festakt zu 1250 Jahre Westfalen im Hohen Dom zu Paderborn.
Foto: LWL / Nikolaus Urban
Paderborn/Westfalen (lwl). Am Donnerstag (15.5.) hat der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) zusammen mit der LWL-Kulturstiftung einen Höhepunkt im Jubiläumsjahr "1250 Jahre Westfalen" gesetzt: Mit einem Festakt im Hohen Dom zu Paderborn wurde im Beisein von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem Ministerpräsidenten Hendrik Wüst die Ausstellung "775 - Westfalen" im LWL-Museum in der Kaiserpfalz eröffnet.
In Zeiten des Umbruchs tue so ein Jubiläum gut, denn es gebe räumliche und zeitliche Orientierung, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in seinem Grußwort. "Zwar hat sich dieses Westfalen im Laufe seiner über tausendjährigen Geschichte immer wieder ein wenig verändert, zwar gehörten mal weniger, mal mehr Gebiete dazu. Aber das heutige Westfalen, das ist das mit seinen markanten lokalen Besonderheiten, mit dem Kloster Corvey, den Wildpferden bei Dülmen, mit der Burg Vischering bei Lüdinghausen und Sankt Maria zur Wiese in Soest, mit dem Hermannsdenkmal, wo der Arminius gerade die Arminia feiert, und der Porta Westfalica, mit der Universität zu Münster und der 'Gelben Wand' im Dortmunder Stadion, mit der Möhnetalsperre und dem Schiffshebewerk Henrichenburg als Zeugnis alter Industriekultur. Das und vieles mehr, was Westfalen ausmacht, das gehört eben genau hierher, das ist nicht beliebig transportabel."
Zum anderen gebe einem so ein Jubiläum einen bestimmten Raum in der Zeit, einen "ganz eigenen Zeit-Raum", so der Bundespräsident weiter. "Nicht mit uns fängt die Welt an, nicht mit uns fängt Westfalen an. Wir sind die Erben einer langen Geschichte. Einer Geschichte aus Erfolgen und Niederlagen, aus glücklich Erreichtem, aber oft auch aus tiefer Not und Leid. 1.250 Jahre: Das macht auch ein bisschen demütig, und es kann ein Stück weit dasjenige relativieren, was wir als Gegenwart heute für so absolut bedeutend, für so unendlich wichtig, für alles entscheidend halten."
"Westfalen ist der Friedensort für ganz Europa. Vom Westfälischen Frieden bis heute hat die Region immer ihre Stimme stark gemacht für Zusammenhalt, Dialog und ein geeintes Europa" so der Ministerpräsident Hendrik Wüst. "Die Menschen in Westfalen sind bis heute tief verwurzelt in ihrer Geschichte und der reichen Tradition ihrer Heimat. Mit diesem starken Fundament kann Westfalen zuversichtlich in die Zukunft blicken: Als lebenswerte, vielfältige Region mit großer wirtschaftlicher Stärke und Innovationskraft. Gemeinsam mit dem Rheinland und Lippe macht Westfalen die Vielfalt unseres Landes aus und trägt wesentlich dazu bei, dass Nordrhein-Westfalen ein starkes und vielfältiges Land ist."
Heimat für viele sehr unterschiedliche Menschen gehe nur mit Demokratie. Extremisten und Populisten hätten es überall da schwer, wo der Zusammenhalt groß sei. Wüst weiter: "Was starke Wurzeln hat, kann gut und hoch wachsen. Westfalen hat alle Möglichkeiten, auch in Zukunft eine starke Heimat zu bleiben: Nachhaltig, vielfältig, innovativ, traditionsbewusst und weltoffen."
Westfalen sei ein Gewebe aus Geschichten von Ankunft und Aufbruch, sagte der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann beim Festakt im Hohen Dom zu Paderborn. "Westfalen ist eine Region, die nicht einfach war, sondern geworden ist - durch Menschen, die kamen, blieben, gingen, wiederkamen. Wer hier lebt, ist Teil eines lang andauernden Experiments: dem Zusammenleben, dem Gestalten, dem Nachdenken." Seit Jahrhunderten gleiche Westfalen einem "Versuchslabor". Deswegen sei Westfalen eine Einheit in der Vielfalt. Was Westfalen besonders mache: "Dass hier die Menschen ihre Probleme beherzt anfassen - nicht aufschieben, nicht verwalten, sondern lösen", so Lunemann.
Auf ein Exponat der Ausstellung, den Liborischrein aus dem Paderborner Domschatz, wies Erzbischof Dr. Udo Markus Bentz hin: "Im aktiven Erinnern an den heiligen Liborius zeigt sich die seit Jahrhunderten bestehende Bindung der Menschen an ihre Region Westfalen, aber auch ihre enge Vernetzung in und mit Europa und die Offenheit ihrer Bewohnerinnen und Bewohner auch für Einflüsse von außen."
Westfalen habe sich zu einer Identität entwickelt, sagte Paderborns Bürgermeister Michael Dreier. "Eine Identität geprägt von Bodenständigkeit, Zusammenhalt und Weltoffenheit."
Die Ausstellung: Streifzug durch die Jahrhunderte, Streifzug durch Westfalen
Zwischen rund 500 kulturellen Schätzen aus der Region gehen die Besuchenden ab Freitag (16.5.) im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn auf einer Art "Wanderweg" durch die Geschichte Westfalens.
Auf rund tausend Quadratmetern soll die facettenreiche Entwicklung der Region seit der ersten Erwähnung im Jahr 775 anhand von Handschriften, großformatigen Gemälden und archäologischen Funden erlebbar werden. Hochkarätige Exponate aus Belgien, Frankreich, Österreich, den Niederlanden und Deutschland wurden zum Teil erstmals ausgeliehen. KI-generierte Bilder zeigen, wie bekannte und weniger bekannte Westfälinnen und Westfalen ihre Heimat in der Zukunft sehen, Medienstationen laden die Besuchenden zum Mitmachen ein.
Das zentrale Exponat ist eine der beiden letzten existierenden Abschriften der Reichsannalen aus der Pariser Nationalbibliothek. Sie wird nur selten ausgeliehen, weil sie so empfindlich ist. Die Reichsannalen waren Jahrbücher, die am Hof Karls des Großen geschrieben worden sind. Für das Jahr 775 notierte hier ein Schreiber einen Kriegszug der Franken gegen die Sachsen. Die Franken besiegten die Ostfalen, die Engern und - die Westfalen.
Weiteres wichtiges Exponat ist eine 'Geiselliste' von 803. In einem schlichten Verwaltungsakt wird hier das Verschicken von jungen, namentlich genannten Menschen aus Westfalen als Geiseln in die ferne Region um den Bodensee festgehalten. Das Verzeichnis beinhaltet eine der frühesten Erwähnungen der Westfalen.
"Auch das Gemälde der Rietberger Grafenfamilie des Münsteraner Malers Hermann tom Ring zum Beispiel passt bestens in eine Westfalenausstellung, denn die Familie hat die Region nachhaltig geprägt", so Museumsleiter Dr. Martin Kroker. Alle in Paderborn und Umgebung würden den Liborischrein kennen. In ihm werden im Paderborner Dom jedes Jahr die Reliquien des Heiligen Liborius von Le Mans, des Dom- und Bistumspatrons, den Gläubigen präsentiert und die Libori-Woche damit feierlich eröffnet. Kroker: "Den Schrein hier im Haus zu haben und ihn aus der Nähe zu betrachten, ist für mich etwas ganz Besonderes."
Die Künstler:innen Pei-Yu Chang und Malte van de Water haben im Inneren der Pfalz die Ausstellung mit Collagen gestaltet, die die Besuchenden nicht nur in Themenräume, sondern in ein eigens geschaffenes Bild hineinwandern lassen. Kroker: "Die künstlerische Gestaltung nimmt jeweils den Geist der Zeit in den Themenräumen auf und unterstützt eine sich ständig wandelnde Atmosphäre - genauso wandelbar und wechselhaft wie die Geschichte Westfalens."
Die Besuchenden können innerhalb der Ausstellung an Mitmach-Stationen selbst aktiv werden und dank eines Begleitprogramms Westfalens Vielfalt erleben. Neben der Vortragsreihe "Westfälische Welten" erwarten besonders Familien mit Kindern kreative Workshops, Themenführungen, Sonderveranstaltungen und Ferienprogramme.
Ein Jahr lang Kulturprogramm
Neben der Westfalen-Ausstellung würdigt der LWL gemeinsam mit der LWL-Kulturstiftung das Jubiläum mit einem umfassenden Kulturprogramm aus Kunst, Geschichte, Literatur, Musik, Kabarett, Kulinarik und Podcast. Das Programm steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.
"Die gewachsene Vielfalt der Region, deren Entwicklung in der Paderborner Ausstellung nachvollziehbar werden soll, zeigt sich besonders in dem Kulturprogramm, das die LWL-Kulturstiftung im Rahmen eines Förderschwerpunktes mit drei Millionen Euro für 44 Projekte ermöglicht", so LWL-Kulturdezernentin und Vorstandsmitglied der Stiftung Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. "Als Herzstück unseres Kulturprogramms spannt die Ausstellung in Paderborn einen zeitlichen Bogen bis in die jüngere Geschichte. Damit bietet sie zahlreiche Anknüpfungspunkte für Projekte des Kulturprogramms."
In über 300 Veranstaltungen und Angeboten geht es zum Beispiel um westfälische Moorlandschaften, jüdische Frauen aus Westfalen im Widerstand, neue Impulse aus der Freien Szene oder um bekanntere und weniger bekannte Geschichten und Persönlichkeiten der Region. Neue Lesarten von altbekannten Märchen und Literaturklassikern sowie künstlerische Perspektiven auf prägende Ereignisse sollen Impulse zu aktuellen Themen setzen, die auch ohne persönliche Bezüge zu Westfalen Interesse wecken.
Achtung Redaktionen: Ein Dossier mit den Redemanuskripten, Hintergrund und Pressematerial finden Sie hier: https://www2.lwl.org/de/LWL/portal/presse/dossiers/1250-jahre-westfalen/
Weitere Informationen zur Ausstellung unter:
https://www.lwl-kaiserpfalz-paderborn.de
https://de-de.facebook.com/museuminderkaiserpfalz
https://www.instagram.com/lwl_kaiserpfalzmuseum
Weitere Informationen zum Kulturprogramm "1250 Jahre Westfalen" unter:
https://www.lwl-kulturstiftung.de
https://www.1250jahrewestfalen.de
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v.l. Hendrik Wüst (MdL), Ministerpräsident des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, Michael Dreier, Bürgermeister der Stadt Paderborn, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Dr. Martin Kroker, Direktor des Museums in der Kaiserpfalz, in der "Wanderhütte" der Ausstellung "775 - WESTFALEN. Die Ausstellung".
Foto: LWL / Nikolaus Urban
Anne Karl, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin der Ausstellung (vorne links), und Dr. Martin Kroker, Direktor des Museums in der Kaiserpfalz (vorne rechts), führten unter anderem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier durch die Ausstellung "775 - WESTFALEN. Die Ausstellung".
Foto: LWL / Nikolaus Urban
Der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann, während seiner Rede im Hohen Dom zu Paderborn.
Foto: LWL / Nikolaus Urban
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier während seiner Rede im Hohen Dom zu Paderborn.
Foto: LWL / Nikolaus Urban
S. E. Dr. Udo Bentz, Erzbischof von Paderborn, während seiner Rede im Hohen Dom zu Paderborn.
Foto: LWL / Nikolaus Urban
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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