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Filmteam filmt eine junge Frau mit blondem Haar an ihrem Schreibtisch am Arbeitsplatz.

Inklusionsgeschichten für das japanische Kino

Regisseur Ken-ichi Oguri ist auf der Suche nach Geschichten, die von Vielfalt und Inklusion handeln.

Sein Filmteam besucht in der Außenstelle Bielefeld der LWL-Archäologie für Westfalen zwei geeignete Protagonist:innen. Die Handlung steht bereits fest: Gute Beispiele für Inklusion am Arbeitsplatz.

Protagonist:innen gesucht und gefunden!

Der japanische Regisseur Ken-ichi Oguri ist auf der Suche nach Geschichten, die von Vielfalt und Inklusion handeln. Für seinen neuen Film „Let People Be People“ (auf Deutsch: "Lass Menschen Menschen sein") beleuchtet er das Arbeitsleben von Menschen mit Behinderungen. Zwei seiner Protagonist:innen hat er in einer Einrichtung des LWL gefunden und porträtiert ihren Arbeitsalltag als vorbildliches Beispiel für die Botschaft, dass jeder Mensch in dem zu ihm passenden Arbeitsumfeld wertvolle Arbeit leisten kann.  

Konzentriert sitzt Nils Lorenz an seinem Schreibtisch vor seinem Computer und wird von einem Filmteam gefilmt.

Konzentriert sitzt Nils Lorenz an seinem Schreibtisch. Heute ist allerdings einiges anders: Ein japanisches Filmteam ist zu Gast.

Nils Lorenz

Nils Lorenz arbeitet seit fast acht Jahren beim LWL. Der Mitarbeiter steht im Fokus, weil es in dem Film, der hier entsteht, um den Umgang mit Menschen mit Behinderung geht – mit einem Schwerpunkt auf das Arbeitsleben.

Porträtaufnahme von Nils Lorenz in rotem Pulli und mit Brille.

Nils Lorenz ist ein idealer Kandidat dafür: Er lebt im Autismusspektrum, ihm hilft es, wenn er möglichst abgeschirmt von äußeren Reizen seine Arbeit erledigen kann. Beim LWL hat er einen Job gefunden, der zu ihm passt. Er digitalisiert ein umfangreiches Diaarchiv, das er mit Metadaten versieht und systematisch ablegt. Seine Arbeit ist anspruchsvoll und erfordert Konzentration, da die Bilder wertvolle archäologische Fundstücke und Orte dokumentieren. Seit einem Jahr ist er beim LWL fest angestellt. Dort hatte er zuvor schon sieben Jahre lang an einem betriebsintegrierten Arbeitsplatz von proWerk gearbeitet, ein Stiftungsbereich der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel.

Die Arbeit von Bethel steht auch im Mittelpunkt des Films, den Ken-Ichi Oguri gemeinsam mit der Produktionsmanagerin und Kamerafrau Hiromi Hanai und der Dolmetscherin und Koordinatorin Makiko Yamaguchi umsetzt. „Bethel ist eine humanitäre Einrichtung, die seit über 150 Jahren besteht, um Menschen mit Behinderungen und isolierte Menschen zu erreichen und zu helfen“, sagt der Regisseur. „Wir wollen dieses langjährige Projekt den Menschen in Japan und dem Rest der Welt vorstellen.“

Diakonisch geprägt, sozial engagiert!

Die v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel mit Hauptsitz in Bielefeld sind eines der größten diakonischen Unternehmen Europas. Bethel engagiert sich in acht Bundesländern für behinderte, kranke, alte und benachteiligte Menschen. Seit der Gründung 1867 ist ein vielfältiges Netz der Hilfe entstanden. Zu ihm gehören Assistenz- und Pflegeleistungen in der eigenen Häuslichkeit, besondere Wohnformen, Pflegeeinrichtungen, Kliniken und Hospize, Angebote zur Teilhabe an Bildung, Rehabilitation und Arbeit sowie Schulen, Ausbildungsstätten und Hochschulen.

Eine blonde Person sitzt an einem Computer und gibt Daten zu einem beschriebenen Papier ein, das sie in der Hand hält.

Lisa Franz digitalisiert das Ortsfundstellenarchiv und wandelt archäologische Fundakten in verschiedene digitale Formate.

Lisa Franz

Neben Nils Lorenz interviewt Ken-Ichi Oguri auch Lisa Franz. Die studierte Historikerin digitalisiert das Ortsfundstellenarchiv und wandelt archäologische Fundakten in verschiedene digitale Formate um. Auch für sie ist die Arbeit in einem abgeschirmten Bereich ideal, weil ihre Belastungsfähigkeit durch eine psychische Erkrankung eingeschränkt ist. 

Porträt von Lisa Franz

Dr. Sven Spiong, Leiter der LWL-Außenstelle in Bielefeld, ist mit dem Wechsel von Nils Lorenz in eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt sehr zufrieden; auch für Lisa Franz erhofft er sich diesen Schritt. „Sie ist aufgrund ihres Studiums und ihrer Leidenschaft für Archäologie sehr geeignet und soll auch dauerhaft unser Team bereichern.“

„Sowohl Frau Franz als auch Herr Lorenz benötigen viel Ruhe vor äußeren Einflüssen. Unter diesen Bedingungen leisten die beiden hier sehr gute und sorgfältige Arbeit.“

Regisseur Ken-Ichi Oguri

Die enge Zusammenarbeit im Team ist ein weiterer Faktor, der auch Ken-Ichi Oguri besonders interessiert. Er nimmt sich viel Zeit für den Termin, spricht ausführlich mit den Menschen, nimmt lieber eine Sequenz zu viel auf als zu wenig. 

Der Regisseur geht dabei sehr einfühlsam vor. Er hat umfassende Erfahrung mit dem Thema Behinderung. In den vergangenen 25 Jahren setzte er sechs Filme wie zum Beispiel „able“ oder „Challenged“ um, die sich „mit Menschen vor allem mit intellektuellen Entwicklungsstörungen beschäftigen“, wie er sagt.

Porträt von Regisseur Ken-Ichi Oguri

Als Ken-Ichi Oguri am Schluss des Drehs das Equipment zusammenpackt, ist der Regisseur zufrieden. „Wir haben uns sehr gefreut, Lisa Franz und Nils Lorenz interviewen zu dürfen“, sagt er.

„Mit ihrer Hilfe können wir die wunderbare, kulturelle Arbeit, die der LWL und Bethel leisten, hervorragend zeigen.“

Film-Premiere im Frühjahr 2025

Der fertige Film soll schließlich ab diesem Frühling zunächst auf mehreren internationalen Filmfestivals gezeigt werden und im Herbst in japanische Kinos kommen. Ob der Film auch in Deutschland im Kino zu sehen sein wird, ist noch nicht klar – auf DVD und in anderen Formaten wird er auf jeden Fall erhältlich sein.