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Blick in ein Krankenhauszimmer mit Patient im Bett und Pfleger am Bett stehend. Die zwei Prüfenden stehen im Hintergrund mit Klemmbrett.

Der simuliert doch...

Wie Schauspieler:innen bei der Pflegeausbildung helfen

Aus der Not machte die LWL-Pflegeschule Münster eine Tugend: Weil die Corona-Pandemie die Arbeit der Auszubildenden zur Pflegefachkraft mit echten Patientinnen und Patienten erschwerte, wurden Schauspielerinnen und Schauspieler engagiert. Heute gehören diese fest zu den Zwischenprüfungen dazu – und ermöglichen den Azubis eine besonders lebensnahe Überprüfung ihrer Fähigkeiten.

Porträt eines Mannes in grauem Pulli auf einem Krankenhausflur stehend.

Der „Demenzpatient“

Für Schauspieler Ulrich Bärenfänger ist seine Rolle gleich auf mehreren Ebenen spannend. „Mein Onkel ist dement. Der Umgang mit ihm ist oft herausfordernd, aber auch schön. Es hilft mir, die Krankheit besser zu verstehen und authentisch darzustellen.“ Außerdem macht es Bärenfänger Spaß, die Prüflinge zu provozieren und auf ihre Reaktionen zu achten. „Die Wachheit, die Nähe, die sie zeigen müssen – das macht es so echt.“

Auszubildender in blauem Pfleger-Oberteil. Er steht auf einem Krankenhausflur.

Der Prüfling

Alexander Lorej steht am Krankenbett, in dem ein älterer Mann mit wirren grauen Haaren liegt. Der Pfleger beugt sich herunter zu ihm, auf Augenhöhe. Er schaut ihn an, lächelt freundlich. 

„Ich bin Alexander Lorej, ich begleite Sie heute. Wie fühlen Sie sich?“ Der Patient im Krankenhaushemd schaut ihn an, die Stirn in Falten gelegt. „Wo ist meine Brille?“ Alexander Lorej antwortet ruhig: „Die haben Sie schon auf der Nase.“ Doch der Patient blickt ihn nur verständnislos an, tastet an seinem Gesicht. „Da ist nicht meine Brille! Wo ist meine Brille?“ Seine Stimme wird lauter. Der Pfleger bleibt entspannt. Er weist ihn noch mal auf die Brille hin, fragt „möchten Sie aufstehen und sich frisch machen? Vielleicht fühlen Sie sich dann besser.“ Der Patient zögert, starrt ihn misstrauisch an. „Wer sind Sie noch mal?“

Ein Pfleger in blauem Krankenhaus-Oberteil stützt einen älteren Mann im Patientenkittel.

Alexander Lorej bleibt geduldig, erklärt erneut, wer er ist. Die Zeit zieht sich. Doch langsam, mit sanften Anweisungen, schafft er es, den Patienten zum Waschbecken zu bringen. Vor dem Spiegel erschrickt der Mann plötzlich. Sein eigenes Spiegelbild scheint ihn zu irritieren. Alexander Lorej beruhigt ihn, gemeinsam schaffen sie die morgendliche Routine – Gesicht waschen, Zähne putzen, zurück ins Bett.

Der Patient ist nun beruhigt – und Alexander Lorej hat den praktischen Teil seiner Zwischenprüfung zum Pflegefachmann hinter sich.

„Das war gut.“, sagt Ulrich Bärenfänger, der nun aus seiner Rolle tritt:  „Ich habe mich sicher gefühlt. Sie waren geduldig, haben klar und höflich kommuniziert. Und Sie sind auf Augenhöhe geblieben – das war besonders wichtig“, sagt der Schauspieler. 

Porträt eines Mannes in grünen Pulli. Er steht auf einem Krankenhausflur.

Der Prüfer

Beobachtet hat die beiden dabei Ulrich Schmitz. Er stimmt Bärenfänger zu: „Das stimmt, Alexander hat Ruhe ausgestrahlt und war fachlich stark. Besonders beeindruckend: Er hat sich nicht aus der Situation zurückgezogen, als es schwierig wurde“.

Schmitz, der Praxiskoordinator der LWL-Pflegeschule Münster ist, sagt: „Wir arbeiten mit Schauspielern, damit unsere Azubis in einer Prüfungsumgebung lernen, wie sie in echten Situationen handeln würden.“

„Der Schauspieler kann spontan reagieren, anders als ein starrer Prüfungsbogen.“ Diese Methode entstand während der Corona-Pandemie. „Wir konnten die Prüfungen nicht mehr in den Einrichtungen abhalten“, erzählt Schmitz. „Also haben wir das SkillsLab eingeführt – das sind Räume, die eine Station simulieren. Mit den Schauspielern haben wir eine Lebensnähe geschaffen, die die Auszubildenden tief eintauchen lässt.“

Porträt einer jungen Frau im blauen Pfleger:innen-Oberteil. Sie steht in einem Krankenhausflur.

„Besser als jede schriftliche Arbeit“

Im SkillsLab bereitet sich inzwischen Shari-Loryn Schönherr auf ihren Prüfungsfall vor. Sie soll eine Jugendliche mit Diabetes Typ 1 betreuen. Petra Liebl, die die 14-Jährige spielt, sitzt auf einem Bett, den Blick genervt aus dem Fenster gerichtet. „Darf ich Sie duzen?“, fragt Shari-Loryn vorsichtig. Ein Seufzen. „Von mir aus“, antwortet die Patientin.

Die Herausforderung ist groß: Sie hat gerade ihre Diagnose bekommen, ist wütend und verzweifelt. „Das ist doch alles Mist! Ich will nicht krank sein!“ Shari-Loryn Schönherr bleibt ruhig, setzt sich. „Das verstehe ich. Es ist eine Umstellung, aber du wirst damit leben können. Du bist nicht allein.“ Sie erzählt von einer Freundin, die ebenfalls Diabetes hat und trotzdem ein normales Leben führt. „Echt? So was gibt’s?“. Ein erster Lichtblick im Gespräch. Gemeinsam schaffen es die beiden, den Blutzucker zu messen. Die Patientin ist glücklich: „Sie haben mir das Gefühl gegeben, dass ich nicht allein bin.“

Auch Shari-Loryn Schönherr bekommt Lob in der Nachbesprechung. „Jugendliche brauchen Nähe und jemanden, der sie ernst nimmt“, sagt die Schauspielerin Petra Liebl. „Das haben Sie geschafft. Und die Idee mit der Freundin war großartig.“ Ulrich Schmitz ist ebenfalls zufrieden.

„Diese Prüfungen bilden unsere Arbeit viel besser ab als jede schriftliche Arbeit. Es geht hier um Kommunikation, um das Menschliche. Die Azubis erleben, was der Beruf ausmacht – mit all seinen Facetten.“

Pflegefachfrau – Pflegefachmann

Seit 2020 gibt es ein neues Berufsbild in der Pflege. Die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann fasst die Ausbildungsgänge der Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und Altenpflege zusammen und passt sich so den Bedürfnissen einer sich wandelnden Gesellschaft an. Die Ausbildung dauert drei Jahre und besteht ungefähr zu gleichen Teilen aus Theorie und Praxis. Sie bietet ein breites Tätigkeitsfeld in der stationären und ambulanten Pflege. Der Abschluss ist bundesweit standardisiert und EU-weit anerkannt. Das eröffnet den Absolventinnen und Absolventen nicht nur neue Karrieremöglichkeiten, sondern sichert ihnen auch berufliche Mobilität.

Shari-Loryn Schönherr: „Ich mag die Dankbarkeit, die man bekommt.“

Alexander Lorej: „Im Pflegeberuf ist man gut aufgestellt.“

Interesse geweckt?

Seit 2020 gibt es ein neues Berufsbild in der Pflege. Die Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann fasst die Ausbildungsgänge der Gesundheits- und Krankenpflege, Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und Altenpflege zusammen und passt sich so den Bedürfnissen einer sich wandelnden Gesellschaft an. Die Ausbildung dauert drei Jahre und besteht ungefähr zu gleichen Teilen aus Theorie und Praxis. Sie bietet ein breites Tätigkeitsfeld in der stationären und ambulanten Pflege. Der Abschluss ist bundesweit standardisiert und EU-weit anerkannt. Das eröffnet den Absolventinnen und Absolventen nicht nur neue Karrieremöglichkeiten, sondern sichert ihnen auch berufliche Mobilität.

Münster

Die LWL-Pflegeschule Münster bietet verschiedene Einstiegstermine an – ab 2026 am 1. Februar, 1. Juni und 1. Oktober. Die Ausbildung kann zusätzlich mit einem Bachelorstudium „Pflege Dual“ kombiniert werden, das in Kooperation mit der FH Münster angeboten wird.

Dortmund

Die Ausbildung an der LWL-Pflegeschule Dortmund startet jeweils am 1. Februar oder am 1. August.

Lippstadt

Die Ausbildungskurse an der LWL-Pflegeschule Kreis Soest starten immer im August und im Oktober.

Marsberg

Beginn der Ausbildung an der LWL-Pflegeschule Marsberg ist immer der 1. Oktober jeden Jahres.