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Eine Frau in schwarzer Kleidung steht vor einer schwarzen Wand und hält die Hände vor dem Gesicht.

Krankheitsbild: Psychose

Eine Patienten berichtet über ihre Krankheit und den Umgang mit ihr

Claudia Blochmann* (53) hat zwar schon vor 25 Jahren ihren ersten Psychoseschub gehabt. Erst jetzt aber, nach vielen Krankenhausaufenthalten, hat die Patientin der LWL-Klinik Dortmund erkannt, wie ihre Krankheit funktioniert – und was sie tun kann, um im Alltag zurechtzukommen.


* Um unsere Patientin vor Stigmatisierung zu schützen haben wir ihren Namen geändert. Fotografische Szenen für diesen Beitrag wurden mit einem Model nachgestellt.

„Wer nicht anerkennt, dass er krank ist, wird niemals gesund.“

Patientin Claudia Blochmann

Das Protokoll einer Krankheitsgeschichte

Meine Psychose hat mich so richtig mit 28 Jahren erwischt.

„Ich arbeitete nach meiner Ausbildung im öffentlichen Dienst und nach einem Verwaltungsstudium in einer Stadtverwaltung. Nebenbei habe ich Betriebswirtschaftslehre an der Fernuniversität Hagen studiert. Wobei ,nebenbei’ eigentlich nicht stimmt, das Studium hat den Großteil meines Tages ausgemacht. Außerdem habe ich parallel in zwei Orchestern gespielt. Ich hatte also enormen Stress. Zu der Zeit wohnte ich mit meinem damaligen Freund zusammen, der sich dann aber von mir getrennt hat. Er zog aus Wattenscheid, wo wir uns eine Wohnung teilten, nach Hamburg.

Und ich war plötzlich alleine, was ich einfach nicht ertragen konnte.

Ich wurde nervös, habe Ängste entwickelt, die ich vorher nicht kannte. Ich hatte Halluzinationen, habe Dinge aus dem Fenster gesehen, die dort gar nicht waren, eine Ampel zum Beispiel, die ständig die Farben wechselte. Das hat mich wahnsinnig überfordert. Eines Abends, das ist nun 19 Jahre her, merkte ich, dass ich alleine nicht mehr klarkommen würde. Ich habe bei einer Nachbarin geklingelt, die ich gar nicht gut kannte. Aber sie hat mich für die Nacht aufgenommen, nachdem ich ihr gesagt hatte, wie schlecht es mir geht.

Direkt am nächsten Tag brachten mich meine Eltern in die Klinik. Dort bin ich durch alle Abteilungen gereicht worden. Zuerst diagnostizierten die Ärzte eine Depression. Mir war aber irgendwie klar, dass es das nicht ist. Nach vielen Untersuchungen habe ich die Diagnose bekommen, dass ich eine Psychose habe, in der Form einer sogenannten „schizo-affektiven Störung“.

Im Gespräch mit der Patientin:

Eine Frau steht am Fenster und schaut nach draußen.

Die Psychose kam aus dem Nichts

Aus heutiger Sicht kann ich das alles ganz anders einordnen. Ich hatte schon vorher Probleme. Bei der Arbeit zum Beispiel: Dort hatte ich mich immer eingeengt gefühlt und war nicht integriert. Weil dort so wenig zu tun war, habe ich nebenbei für mein zweites Studium gelernt und bin deswegen immer schräg angeschaut worden. Nicht, weil ich zu wenig gearbeitet hätte, meine Aufgaben hatte ich jeden Tag schnell erledigt. Die Kollegen haben während der Arbeitszeit lieber Skat gespielt und hatten wohl den Eindruck, ich hielte mich für etwas Besseres. Ich habe auch eine Beurteilung bekommen, in der stand, dass ich mich für hyperintelligent halten, meine Arbeit aber nicht besonders gut machen würde. Weil ich nie zurechtkam, habe ich auch mehrfach die Ämter gewechselt.

Heute denke ich, dass ich wohl auch wegen der Anfänge meiner Krankheit meinen Anteil daran habe, dass ich nie Anschluss fand.

Im Laufe der Monate hat sich danach meine Wahrnehmung der Realität wieder verändert. Und genau das ist das Schlimme an einer Psychose: Man denkt, dass alles, was man erlebt und sieht, wirklich wahr ist.

Misstrauen und böse Zeichen

Man denkt, dass alles, was man erlebt und sieht, wirklich wahr ist.

Für mich drückte sich das so aus, dass ich andere Menschen als Staatsfeinde sah, vor allem Leute mit Sonnenbrillen oder Eheringen, und dass ich auserkoren war, Deutschland von diesen Feinden zu befreien.

In der beginnenden Psychose habe ich Spaziergänger aus dem Fenster beschimpft, „du Stasi-Schlampe“ oder „du Nazischwein“. Wenn es schlimmer wurde, bin ich auch mal rausgegangen, habe Männer angerempelt. Da passierte es auch, dass mich jemand zurückschubste und ich gegen ein Auto knallte. Wenn die Psychose ganz krass wurde, landete ich irgendwann in einem Krankenhaus in der geschlossenen Abteilung. Natürlich habe ich auch dort niemandem vertraut. Da hingen ja zum Teil Kruzifixe an den Wänden, die für mich ebenfalls ein böses Zeichen waren, oder die Pfleger und Ärzte hatten Eheringe an. Oft habe ich auch Todeslisten verfasst, auf denen ich die Leute aufführte, die umgebracht werden müssten, damit es unserem Land besser geht.

Eine Frau steht an einem Fenster.

Nur noch mit Tabletten ein einigermaßen normales Leben führen

Im ersten Krankenhaus wurde ich mit Medikamenten behandelt und mir ging es besser. Die Ärzte hatten mir damals gesagt, dass ich nur noch mit Tabletten ein einigermaßen normales Leben führen könnte. Eine reine Psychotherapie würde nicht ausreichen, weil die Chemie in meinem Gehirn einfach aus den Fugen geraten sei. Das habe ich aber nie geglaubt. Deswegen habe ich das getan, was vielen Psychose-Patienten passiert – und was ich gleich sechs, sieben Mal durchgemacht habe: Ich habe meine Medikamente abgesetzt, weil ich als Nebenwirkung so dick wurde, und bin wieder krank geworden.

In den Folgejahren hat sich dieser Verlauf dann immer wiederholt

Ich war mit Tabletten gut eingestellt, habe diese nach einiger Zeit nicht mehr genommen, und bin immer wieder für einige Monate bis zu einem halben Jahr in das nächste Krankenhaus gekommen. Vor der letzten Psychose, die mich schließlich in die LWL-Klinik Dortmund gebracht hat, war ich fast sieben Jahre gesund. Ich war zwar ab und zu neben der Spur, habe aber viele Gruppen besucht, zu malen angefangen, französisch gelernt, mir ging es wirklich ganz gut. Dann habe ich den Hausarzt gewechselt, der mir geraten hat, einige Medikamente abzusetzen, weil ich so viel Wasser im Körper hatte. Es ging da um die Schilddrüse. Ich habe anschließend allerdings auch die Psychopharmaka nicht mehr genommen, ich fühlte mich ja gesund.

Zur der Zeit lebte ich alleine im Haus, und niemand beobachtete, was mit mir passierte. Und es wurde so schlimm wie noch nie. Ich habe Leute beleidigt, den Sozialen Dienst, der dann kam, nicht reingelassen – das muss man ja auch nicht –, ich wollte nicht reden, keinen Kontakt. Dann habe ich einen Nachbarn, der Gülle abpumpen wollte, wegen des Lärms mit einer Schreckschusspistole bedroht. Da war es dann vorbei. Ich bin vor der Polizei abgehauen, die der Nachbar gerufen hatte, habe eine Polizeisperre durchbrochen und bin nach einer Verfolgungsjagd gestellt worden. Danach hat mir das Amtsgericht den Führerschein abgenommen und mich zwangseingewiesen.

Arzt und Patientin im Gespräch

Krankheitseinsicht

Hier beim LWL habe ich dann zum ersten Mal erkannt, dass ich wirklich dauerhaft krank bin und dass ich das auch nur im Griff haben kann, wenn ich meine Medikamente nehme. Die Krankheitseinsicht zu bekommen, ist wirklich unglaublich schwierig, weil man ja nun mal alles für die Wahrheit nimmt, was man empfindet und sieht. Denn wer nicht anerkennt, dass er krank ist, wird niemals gesund.

Selbst die Erfahrungen aus der Verhandlung vor dem Amtsgericht, vor der ich riesige Angst hatte, haben für die Behandlung hier in Dortmund übrigens erst einmal nicht viel gebracht. Ich habe mich vor den Ärzten gefürchtet, weil sie nun mal eben zum Teil auch Eheringe trugen, die für mich das Zeichen des Bösen waren. Ich habe meine Todeslisten gemacht und mich wie eine Undercover-Agentin gefühlt. Erst nachdem mir die Ärzte mit Zwang Spritzen mit Medikamenten gegen die Psychose gegeben und mich danach weiterhin mit Psychopharmaka versorgt haben, ging es mir besser. Ich habe irgendwann sogar gerne bei der Ergotherapie mitgemacht, die hier wirklich gut ausgestattet ist. Außerdem habe ich im Park der Klinik die Pflanzenwelt erkundet, die Bücherei genutzt – man hat ja einfach viel Zeit während einer solchen Therapie.

Am besten hat mir das Metakognitive Training (MKT) gefallen, bei dem die Patienten ihren Wahn erkennen können. So soll man dann seine Denkverzerrungen erleben und auch verändern können.

"Denn wer nicht anerkennt, dass er krank ist, wird niemals gesund."

Patientin Claudia Blochmann

Heute geht es mir wieder einigermaßen gut

Mit den Medikamenten komme ich gut klar. Ich bin aber immer noch nicht gerne alleine, zum Beispiel, wenn mein Freund mal kurz weg ist. Außerdem bin ich nicht sehr leistungsfähig im Alltag. Ich habe großen Respekt davor, mit der S-Bahn zu fahren, weil ich Angst habe, falsch auszusteigen. Da frage ich dann immer die anderen Leute, damit sie mir helfen. Außerdem wird der Tag oft ganz schön lang. Seit dem Jahr 2000 bin ich in Rente und habe nur einige ehrenamtliche Tätigkeiten, zum Beispiel in einer Bibliothek. Außerdem male ich viel und schreibe auch Gedichte.

Was mir hilft, sind andere Betroffene.

Mein Freund hat auch eine Psychose, ist aber seit 25 Jahren gesund. Da erfahre ich viel Verständnis. Auch in der Selbsthilfegruppe fühle ich mich wohl. Da ist zum Beispiel eine Leiterin, die mir sagt, dass ich meine Tabletten unbedingt nehmen muss, sonst bin ich schnell wieder in der Klinik. Und meine gesetzliche Betreuerin, die mir bei Gelddingen hilft, hat auch ein Auge auf mich.

Für viele Patienten ist es nicht einfach, die Krankheit zu akzeptieren. Sie sehen nun mal nicht, wenn sie wieder krank werden und erkennen auch die Frühanzeichen nicht. Deswegen ist für mich entscheidend, dass man auch weiterhin zu Ärzten gehen muss und auch gegen den eigenen Willen wieder mit Medikamenten behandelt werden kann. Den Ärzten in der LWL-Klinik, die ich regelmäßig sehe, habe ich dafür auch eine Patientenverfügung gegeben. Denn, auch wenn man in der akuten Phase die Krankheit selbst ja gar nicht richtig einordnen kann: Erleben möchte ich das nie wieder.

Im Gespräch mit der Patientin:

Dr. Christoph Neumann, Chefarzt der Abteilung Allgemeine Psychiatrie II der LWL-Klinik Dortmund.

Zum Experten für die eigene Krankheit werden

Psychosen treten in verschiedenen Formen und Häufigkeiten auf.

Dr. Christoph Neumann erklärt im Interview, wie die Krankheit behandelt wird und wie sich Patientinnen und Patienten vor Rückfällen schützen können. Der Chefarzt der Abteilung Allgemeine Psychiatrie II der LWL-Klinik Dortmund setzt dabei auf eine Mischung aus Psychotherapie und medikamentöser Unterstützung.

Im Gespräch mit Dr. Christoph Neumann:

Was ist eine Psychose?

Dr. Christoph Neumann:

Psychosen sind psychische Störungen, durch die Patientinnen und Patienten die Realität verändert wahrnehmen. Wir unterscheiden zwischen exogenen und endogenen Formen. Exogene Psychosen entstehen, wenn es eine direkte Einwirkung auf das Gehirn gegeben hat: durch Drogen oder Alkohol zum Beispiel oder auch durch eine Entzündung oder einen Tumor.

Warum treten endogene Psychosen auf?

Bei endogenen Psychosen, zu denen auch die bekannte schizophrene Psychose gehört, sind Botenstoffe wie Dopamin an einigen Stellen im Überschuss und an anderen zu wenig vorhanden. Die Chemie im Gehirn ist durcheinandergeraten. Es kann zu typischen Veränderung im Denken kommen, in der Wahrnehmung und bei den Affekten, zu Wahnvorstellungen und Halluzinationen, wie zum Beispiel dem Hören von Stimmen.

Wie viele Menschen erkranken an einer Schizophrenie?

Dr. Christoph Neumann:

Weltweit erleidet etwa ein Prozent der Menschen mindestens einmal im Leben eine Schizophrenie, unabhängig von Herkunft, Geschlecht und anderen soziokulturellen Faktoren. Von unseren momentan 500 Patientinnen und Patienten in der LWL-Klinik Dortmund sind etwa 30 Prozent an einer Schizophrenie erkrankt.

Wie sieht ein typischer Krankheitsverlauf aus?

Dr. Christoph Neumann:

Bei den meisten Menschen fängt die Schizophrenie nicht plötzlich an. Stattdessen gibt es einen längeren Vorlauf – das sogenannte Prodromalstadium, das sich teilweise über Monate und Jahre ziehen kann. Vor dem plötzlichen Ausbruch der Erkrankung treten also jahrelang eher unspezifische Symptome auf, die man auch zu dem Zeitpunkt gar nicht sicher zuordnen kann. Und im Nachhinein stellt man häufig fest, dass es schon vor einiger Zeit einen Knick in der Leistungsfähigkeit gab. Da fluppte nicht mehr das, was vorher geklappt hat. Die Patientinnen und Patienten haben zum Beispiel auf einmal Schwierigkeiten in der Schule, der Universität oder der Ausbildung, zu diesem Zeitpunkt ist möglicherweise schon der Beginn der Erkrankung festzumachen.

Der Krankheitsverlauf ist danach sehr unterschiedlich. Etwa ein Drittel der Menschen erkrankt nur einmal im Leben. Andere sind nach der akuten Phase gesund und haben später eine erneute Krankheitsphase. Manche erleben in ihrem Leben mehrere dieser Phasen. Und bei etwa 20 Prozent chronifiziert die Erkrankung, das heißt, die Symptome verschwinden nie vollständig.

Wie behandeln Sie eine Psychose?

Dr. Christoph Neumann:

Die Behandlung der schizophrenen Psychose ist mehrdimensional. Auf der einen Seite geben wir als Basis antipsychotische Medikamente. Sie sind heute komplikationsärmer als früher, werden in der Regel auch gut vertragen und lindern akute und quälende Symptome. Außerdem liefern sie uns überhaupt erst den Zugang zu den Patientinnen und Patienten.

Auf der anderen Seite wenden wir psychotherapeutische Behandlungskonzepte an. Dabei müssen wir auch die Erkrankten zu Expertinnen und Experten für ihre Schizophrenie machen. Sie müssen frühzeitig erkennen, dass ein erneuter Schub droht, und entsprechend reagieren können.

Die Verarbeitung ist sehr wichtig: Das ganze Leben steht auf dem Kopf, die Zukunftspläne in Frage. Die Patientinnen und Patienten müssen deswegen Verhaltensweisen verändern, zum Beispiel Stress reduzieren, weil dieser immer mit der Gefahr verbunden ist, erneut zu erkranken. Das muss gar nicht negativer Stress sein, es kann auch etwas Positives sein. Der richtige Umgang mit der Krankheit ist jedenfalls ein wichtiger Faktor, um nicht wieder in eine Schubphase zu geraten.

 

Im Gespräch mit Dr. Christoph Neumann:

Metakognitives Training Plus

Wohlwollend und wertschätzend therapieren.

Das sogenannte Metakognitive Training Plus hilft Patientinnen und Patienten mit Psychosen, ihre Wahrnehmung besser einschätzen und damit auch ihr Verhalten ändern zu können. Die Psychologin Josephine Hausen, die in der LWL-Klinik Dortmund das Training anbietet, setzt dazu auf interaktive und spielerische Lernmodule.

Im Gespräch mit Josephine Hausen:

Josephine Hausen, Psychologin der LWL-Klinik Dortmund.

Welche Therapien helfen neben Medikamenten bei der Behandlung von Psychosen?

Josephine Hausen:

Wir wenden verschiedene psychotherapeutische Verfahren an. Gerade die kognitive Verhaltenstherapie hat sich bei der Behandlung von Psychosen als sehr wirksam erwiesen. Sie fokussiert auf die Gedankenwelt, gleichzeitig aber auch auf konkretes Verhalten und Handeln. In den Therapien lernen Patientinnen und Patienten Methoden, um durch eine Veränderung ihrer Gedanken und ihres Verhaltens auch die Symptome ihrer Erkrankung zu verbessern.

Was steckt hinter dem Metakognitive Training Plus?

Josephine Hausen:

Das Gruppentherapie-Programm richtet sich speziell an Menschen mit einer Psychose. Es wurde von einer Arbeitsgruppe der Neuropsychologie am Universitätsklinikum in Hamburg-Eppendorf strukturiert und wir haben es durch weitere Lernmodule ergänzt. Es führt den Patientinnen und Patienten Denkverzerrungen, die zu einer Psychose führen können, vor Augen und das interaktiv auf eine sehr spielerische Art und Weise.

Was lernen die Patientinnen und Patienten?

Josephine Hausen:

Denkverzerrungen kennt jeder von uns. Ein Beispiel ist das berühmte Schubladen-Denken: Wir stecken Menschen in eine Schublade und merken vielleicht später, dass die Annahme falsch war. Bei Patientinnen und Patienten mit einer Psychose treten diese Denkfehler überspitzt auf und können sich bis hin zu einem Wahnerleben ausbilden. Manche Menschen mit Psychose sind beispielsweise davon überzeugt, verfolgt oder angegriffen zu werden und werten jedes Ereignis als Bestätigung ihrer Annahme. Mit dem Metakognitiven Training üben wir, dies frühzeitig wahrzunehmen, zu korrigieren und somit nicht in den Wahn und in die Psychose zu rutschen.

In speziellen Trainingseinheiten, im Gespräch und in Rollenspielen werden Denkverzerrungen aufgedeckt und korrigiert. Anhand konkreter Beispiele und vielen Wiederholungen werden Fehlannahmen hinterfragt und erlebbar gemacht. Dadurch bekommen die Patientinnen und Patienten ein Gefühl dafür, was bei ihnen passiert. Sie können dann sehr schnell feststellen, was wahr und was nur Wahrnehmung ist und sich dann korrigieren. Das Training wird mit Merkblättern und Hausaufgaben unterstützt.

Im Gespräch mit Josephine Hausen:

Ist es nicht schwierig, durch ein kognitives Training Menschen zu erreichen, die eine Psychose und damit eine ganz andere Wahrnehmung von Realität haben?

Josephine Hausen:

Das Programm ist nicht für die Akutphase einer Psychose konzipiert, sondern für die Zeit, in der die Erkrankung schon abgeklungen ist. Weil wir alles sehr spielerisch, wohlwollend und wertschätzend kommunizieren, erreichen wir die meisten Menschen. Jeder von uns kann nachempfinden, dass sich in einer Arbeitsgruppe, in der man sich verstanden fühlt, in der man merkt, dass man nicht der Einzige mit der Diagnose ist und Informationen und Handwerkszeug zur Bewältigung der Erkrankungen an die Hand gegeben bekommt, ein gutes Gefühl einstellt. Auch das trägt dazu bei, dass das Training sehr heilsam sein kann.