USA 1974, Farbe, 146 Min., dt. | Regie: John Cassavetes

Einführung: Dr. Daniela Sannwald (Berlin)

John Cassavetes Filme sind bevölkert von sanften Streunern, überdrehten Ehemännern oder verzweifelten Mittelstandsmenschen, „immer am Rande, zwischen der Tragödie und der Groteske, zwischen der Grausamkeit und dem Mitleid, zwischen Gewalt und Zärtlichkeit“ (Georg Seeßlen). In seinem persönlichen Lieblingsfilm EINE FRAU UNTER EINFLUSS gelingt es Mabel, Ehefrau, Hausfrau und Mutter dreier Kinder nur mit äußerster Mühe und rapide nachlassendem Erfolg, den Erwartungshaltungen ihres Umfeldes gerecht zu werden und „normal“ zu sein. Allen Bemühungen ihres letztlich ähnlich komplizierten Ehemannes zum Trotz wird Mabel dramatisch instabil, unberechenbar – eben „verrückt“. Gena Rowlands (1930 - 2024) spielt diese Verzweifelte in Cassavetes schonungslosem Versuch, hinter die Fassade einer Durchschnittsfamilie zu schauen, mit grandioser, zu Recht oscarnominierter Intensität – stets volatil, hochempfindlich und zunehmend persönlichkeitsgestört. Cassavetes’ Inszenierung, ganz auf die Gesichter und Körper der Darsteller aufgebaut, mischt geschickt theatralische und filmische Mittel und macht so aus dieser psychologischen Studie einen einzigartigen Schauspielerfilm.

Ein Teil der Herbststaffel der FilmGalerie „IN MEMORIAM. Cineastische Rückblenden“ vom 29.10.-3.12.2025.