Transkript anzeigen Abspielen Pausieren

16.12.25 | Psychiatrie "Ich habe gemerkt, dass ich nicht allein bin. Das tut gut!"

Hildegard Schlepphorst im Pflegekursus des LWL-Klinikums Gütersloh: "Ich habe gemerkt, dass ich nicht allein bin - und das tut gut!"<br>Bild: LWL/Nikolaus Urban

Hildegard Schlepphorst im Pflegekursus des LWL-Klinikums Gütersloh: "Ich habe gemerkt, dass ich nicht allein bin - und das tut gut!"
Bild: LWL/Nikolaus Urban
Nutzungsrechte und Download Zu weiteren Bildern

Pflegende Angehörige geraten oft an körperliche und psychische Grenzen. Das kennt auch Hildegard Schlepphorst, die ihren dementen Mann pflegt. Sie hat sich im Pflegekurs für Angehörige im LWL-Klinikum Gütersloh Hilfe geholt - mit Erfolg.

Achtung Redaktionen: Gern vermitteln wir Ihnen ein Beispiel aus Ihrem Berichtsgebiet. Die LWL-Story zu dem Thema finden Sie hier:
https://scomp.ly/lwl-pflegekurs-p

Münster/Gütersloh (lwl).
Die Vorweihnachtszeit ist für viele Menschen eine Herausforderung: hohe Erwartungen, finanzieller Druck, zahlreiche Verpflichtungen und Zeitmangel führen zu Stress. Das betrifft pflegende Angehörige besonders - wie Hildegard Schlepphorst. Sie pflegt ihren an Demenz erkrankten Ehemann: "Wir haben jeden Tag Ostern. Wir suchen immer irgendwas", berichtet die 73-Jährige aus ihrem Pflege-Alltag. Ihr Mann vergesse ständig Dinge. 

Zu der psychischen Belastung kommt die anstrengende körperliche Pflege. Um die neuen Aufgaben besser zu bewältigen, hat Hildegard Schlepphorst aus Rheda-Wiedenbrück den kostenlosen Pflegekurs für Angehörige am Klinikum Gütersloh des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) besucht. 

Der Kursus habe ihr geholfen, mit der Pflege-Situation besser umzugehen. "Ich habe gelernt zu akzeptieren, dass mein Mann nichts dafür kann. Und ich nehme mir regelmäßig Auszeiten, damit ich Luft holen kann. Nur so kann ich das alles weiter leisten."

So wie in Gütersloh bieten zahlreiche Kliniken des LWL-Psychiatrieverbundes Westfalen Pflegekurse und -beratungen für Angehörige von Kranken als Bestandteil der familialen Pflege an. "Wir sind für die Menschen da. Unsere Kliniken sehen es als eine ihrer wichtigsten Aufgaben an, neben der stationären und ambulanten Hilfe für psychisch kranke Menschen auch die Gesundheitskompetenz und Resilienz von Betroffenen und ihren Angehörigen zu stärken", betont LWL-Krankenhausdezernent Dr. Emanuel Wiggerich. Pflegekurse, Angehörigen-Gesprächskreise und Beratungen stärken die familiale Pflege und ermöglichen Familien ihre erkrankten Angehörigen so lange es irgend geht, gut zu Hause versorgen und pflegen zu können, so Wiggerich.

Wer ein erkranktes Familienmitglied oder Bekannte oder Freunde hat, die betroffen sind, und deshalb einen besseren Umgang mit Krankheit erlernen will, kann sich Rat und Hilfe in den LWL-Kliniken holen. Die Pflegekurse bestehen zumeist aus drei Modulen, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Außer Informationen zu Krankheitsbildern und einem Erfahrungsaustausch steht auch der Umgang zum Beispiel mit demenziell bedingten Problemen wie Aggressionen, Unruhe oder Depressivität im Fokus. Kommunikation mit dem Erkrankten ist ebenso Thema wie das Vermeiden von Stürzen.

Durchgeführt wird der Gütersloher LWL-Pflegekursus von Elisabeth Schön und Ramona Wedler - beides Pflegefachkräfte. Ramona Wedler hat sich dabei auf die Pflege von dementen Menschen spezialisiert: "Viele Menschen pflegen zum ersten Mal und haben große Sorgen. Ich möchte, dass Angehörige nach dem Kursus mit mehr Sicherheit in ihren Alltag zurückkehren."

Die Pflegekurse sind für die Angehörigen kostenlos, sie werden von den Pflegeversicherungen und -kassen bezahlt.

Für Hildegard Schlepphorst ist der Kursus auf jeden Fall eine große Hilfe gewesen: "Ich habe gemerkt, dass ich nicht allein bin. Es gibt andere, die Ähnliches bewältigen - und das tut gut." Aus dieser positiven Erfahrung heraus empfiehlt sie die Pflegekurse weiter: "Das sollten Angehörige unbedingt machen, die zu Hause pflegen", so die 73-Jährige.

Hintergrund
Mehr als 80 Prozent der fast sechs Mio. Pflegebedürftigen in Deutschland werden laut Statistischem Bundesamt zu Hause gepflegt. Nur der kleinere Teil davon (19 Prozent) wird von ambulanten Pflegediensten daheim betreut. Um den überwiegenden Teil der Pflegebedürftigen zu Hause kümmern sich die Angehörigen (67 Prozent).

Nach § 45 des Sozialgesetzbuches XI müssen Pflegeversicherungen kostenlose Pflegekurse anbieten. Sie richten sich an pflegende Angehörige und Menschen, die ehrenamtlich Pflegetätigkeiten übernehmen wollen. Dieser Anspruch gilt unabhängig vom Pflegegrad. Die Kurse sollen Fähigkeiten vermitteln, die bei der selbständigen Pflege zu Hause helfen. Die Kosten übernehmen bei Privatversicherten die Pflegeversicherung und bei gesetzlich Versicherten die Pflegekasse. Die LWL-Pflegekurse werden in Kooperation zum Beispiel mit der AOK oder anderen Krankenkassen durchgeführt.


Info
Hier eine Auswahl von weiteren Angeboten an Pflegekursen bzw. -beratungen der LWL-Kliniken in Westfalen Lippe:

LWL-Klinikum Gütersloh
Regelmäßige, kostenfreie dreitägige Schulungskurse und Pflegetrainings. Themenfelder: "Häusliche Pflege" und "Pflege von Menschen mit Demenz", Ansprechpartnerinnen: Elisabeth Schön, 0151 4063 6920, elisabeth.schoen@lwl.org, Ramona Wedler, 0173 390 0858, ramona.wedler@lwl.org

Der nächste Kurs "Häusliche Pflege" findet am 7.1.,14.1. und 21.1. jeweils von 9 bis 12.15 Uhr statt.

Der nächste Pflegekurs zum Thema Demenz findet am 6.1., 13.1. und 20.1. auch jeweils von 9 bis 12.15 Uhr statt.

LWL-Klinik Münster
1. "Angehörigengruppe für Psychose-Erkrankte": Sie richtet sich gezielt an alle Personen, die in ihrem Familien-, Freundes- oder Bekanntenkreis einen Menschen mit einer Erkrankung aus dem psychotischen Formenkreis haben. Kontakt: angehoerigengruppe.psychoseerkrankter@lwl.org

2. "Familiensprechstunde": Ein Präventionsangebot der Stadt Münster in Kooperation mit der LWL-Klinik Münster. Hier werden Kinder und Jugendliche als Angehörige psychisch erkrankter Personen frühzeitig mit in den Blick genommen. Kontakt und Anmeldung: Jakob Burmeister, Tel. 02 51/4 92-53 64, E-Mail: Burmeister@stadt-muenster.de oder Roswitha Sterz, Tel. 02 51/4 92-53 52, E-Mail: Sterz@stadt-muenster.de

3. Ein offenes Beratungsangebot für ältere Menschen mit seelischen Problemen und/oder ihre Angehörigen bietet die Gerontopsychiatrie an jedem 1. Mittwoch im Monat, 17-18 Uhr in Haus 25 an.

LWL-Klinik Warstein
1. Monatliche Kurse für pflegende Angehörige im Rahmen der Familialen Pflege der Kliniken Lippstadt und Warstein an. Themen: Demenz, Depression, Angststörung, Psychose. Sie dauern drei Stunden über einen Zeitraum von drei Wochen.

2. Zusätzlich bietet Frau Dr. Hermann den Angehörigenkreis an. Hier gibt es keine speziellen Gebiete, sondern es geht allgemein um die Belastung bei der Begleitung/Pflege durch Angehörige.

3. Pflegekurse können auch am Patienten-Bett in der Klinik, als auch im häuslichen Umfeld stattfinden. Die Schulungen können sich auf körperliche Einschränkungen beziehen, und/oder auch den Umgang mit psychischen Erkrankungen im Fokus haben.

Weiterhin wird zu Themen wie finanzieller Unterstützung z.B. durch die Pflegekasse und Entlastungsmöglichkeiten für Angehörige beraten.

Kontakt: Telefon 02902 820, E-Mail: info-kliniken-lippstadt-warstein@lwl.org

4. Ein kostenloser Pflegekurs zum Thema Depression startet im Januar. Er findet am 5., 12. und 19. Januar 2026, jeweils von 16 bis 18.30 Uhr im Haus 12 (Raum 015 EG) der LWL-Klinik Warstein statt. Auch einzelne Termine können wahrgenommen werden. Anmeldungen sind telefonisch unter 0151-40637533 oder per E-Mail an melanie.rautert@lwl.org möglich.

LWL-Klinik Lippstadt
Familiale Pflege
Beratungsangebote für Angehörige
Kontakt: 02945 981 1605, E-Mail: familiale-pflege@lwl-klinik-lippstadt.de

LWL-Klinik Lengerich
Familiale Pflege
Gesprächskreis für pflegende Angehörige
Kontakt: 05481 12 230, E-Mail: wklengerich@wkp-lwl.org

LWL-Klinikum Marsberg
Familiale Pflege
Kostenloses Unterstützungsangebote für pflegende Angehörige
u.a. stationäres Einzelgespräch, Einzelfall bezogene Pflegetrainings auch zu Hause, Familienberatungsgespräche, Angehörigengesprächskreis
Kontakt: Telefon 02992 601 -1540 bzw. -1430

Praktische Handgriffe für jede Pflegesituation erlernt Hildegard Schlepphorst beim Pflegekurs im LWL-Klinikum Gütersloh.<br>Bild: LWL/Nikolaus Urban

Praktische Handgriffe für jede Pflegesituation erlernt Hildegard Schlepphorst beim Pflegekurs im LWL-Klinikum Gütersloh.
Bild: LWL/Nikolaus Urban

Unter Anleitung der Pflegefachkräfte Elisabeth Schön (ganz l.) und Ramona Wedler (2.v.l.) erlernt Hildegard Schlepphorst praktische Pflegehandgriffe.<br>Bild: LWL/Nikolaus Urban

Unter Anleitung der Pflegefachkräfte Elisabeth Schön (ganz l.) und Ramona Wedler (2.v.l.) erlernt Hildegard Schlepphorst praktische Pflegehandgriffe.
Bild: LWL/Nikolaus Urban

Pressekontakt

Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235

presse@lwl.org

LWL-Klinikum Gütersloh

Hermann-Simon-Str. 7 33334 Gütersloh Karte und Routenplaner

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

Zu allen Pressemitteilungen des LWL Zu allen Pressemitteilungen dieser LWL-Einrichtung