21.11.25 | Kultur Vor genau 60 Jahren wurde die Biggetalsperre aufgestaut
Neuerschlossene Fotosammlung dokumentiert ihren Bau
Hauptdamm der Biggetalsperre während des Baus von der späteren Seeseite, Attendorn ca. 1960.
Foto: LWL-Medienzentrum für Westfalen/Richard Dietrich
Die Sammlung Dietrich umfasst über 300 Aufnahmen aus den Jahren des Talsperrenbaus. Sie wurde dem LWL-Medienzentrum für Westfalen von dem Sammler und Heimatforscher Hans-Werner Scharioth aus Neu-Listernohl bei Attendorn (Kreis Olpe) übergeben, nachdem sie buchstäblich auf einem Dachboden gefunden worden war.
Fotograf der Bilder war der Ingenieur Richard Dietrich. Geboren in Heggen (Kreis Olpe) und beruflich als Sicherheitsfachmann bei Mannesmann Thyssen tätig, hielt Dietrich in den 1950er- und 1960er-Jahren das Baugeschehen an der Biggetalsperre mit der Kamera fest. Durch seine Anstellung bei einer der ausführenden Firmen konnte er sich anscheinend relativ ungehindert auf diversen Baustellen bewegen. "Zunächst offenbar nur für private Zwecke gedacht, sind diese Fotos heute ein eindrucksvolles Zeitdokument. Seine Aufnahmen zeigen nicht nur Baustellen und Maschinen, sondern auch die tiefgreifende Veränderung einer ganzen Region", urteilt Tobias Flümann, Wissenschaftlicher Referent im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums, der die Sammlung erschlossen hat.
Monumentale Eingriffe
Die Biggetalsperre war eines der größten wasserwirtschaftlichen Projekte der Nachkriegszeit. Über einen Zeitraum von knapp zehn Jahren entstanden nicht nur die Hauptstaumauer und mehrere Nebendämme, sondern auch unterirdische Wasserleitungen, Wasserentnahmetürme und ein weitreichendes System zur Umlenkung von Flüssen und Bächen. Bestehende Verkehrswege mussten weichen - so auch die Bahnstrecke Olpe-Finnentrop, die vollständig neu verlegt wurde. Neue Brücken, Tunnel und Straßen entstanden.
Landschaft im Wandel
Die Sammlung zeigt aber nicht nur die Baustellen selbst, sondern auch das Biggetal vor Baubeginn - mit Dörfern, Straßen, Fachwerkhäusern, Kapellen, Bahnhöfen und landwirtschaftlichen Strukturen. Viele der Orte existieren heute nicht mehr. Orte wie Listernohl, Ronnewinkel, Stade oder Eichhagen mussten dem See weichen. Um Erinnerungsorte zu bewahren, wurde zum Beispiel die Waldenburger Kapelle abgetragen und oberhalb des neuen Sees wieder aufgebaut.
Zugang zur Sammlung
Die Aufnahmen wurden digitalisiert und wo nötig digital restauriert. Der Bildbestand ist nun erschlossen und dokumentiert über das Portal https://www.bildarchiv-westfalen.lwl.org zugänglich. Dieser ergänzt die dort bereits vorhandenen Fotos zum Bau der Talsperre.
Kurzlink zur Sammlung:
https://www.lwl.org/marsLWL/ko/de/235221872
Biggesee mit Talbrücke Sondern im Vordergrund, Dumicketalbrücke im Hintergrund, Attendorn ca. 1965
Foto: LWL-Medienzentrum für Westfalen/Richard Dietrich
An neuer Stelle wiedererrichtete Waldenburger Kapelle, Attendorn 1960
Foto: LWL-Medienzentrum für Westfalen/Richard Dietrich
Blick aus dem Eisenbahntunnel auf den unteren Brückenzug der Listertalbrücke, Attendorn ca. 1960
Foto: LWL-Medienzentrum für Westfalen/Richard Dietrich
Betonage der oberen Fahrbahnplatte auf der Listertalbrücke, Attendornca. 1960
Foto: LWL-Medienzentrum für Westfalen/Richard Dietrich
Hauptdamm der Biggetalsperre während der Asphaltabdichtung mit Attendorn Neuâ��Listernohl im Hintergrund, Attendorn ca. 1960
Foto: LWL-Medienzentrum für Westfalen/Richard Dietrich
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Zu allen Pressemitteilungen des LWL Zu allen Pressemitteilungen dieser LWL-Einrichtung