22.10.25 | Psychiatrie Ukrainische Delegation zu Gast bei den LWL-Einrichtungen im Kreis Soest
Austausch über psychische Gesundheit und Perspektiven einer künftigen Kooperation
Ukrainische Delegation zu Gast auf dem Gelände der LWL-Klinik in Lippstadt-Benninghausen
v.l. Viktoria Poshtar, Olena Andreiko, Magnus Eggers, Iryna Melnyk, Sascha Lenert, Prof. Dr. Svitlana Moroz, Dr. Emanuel Wiggerich, Tobias Brockmann, Oleg Makoviichuk, Inna Makarova und Prof. Dr. Ronald Bottlender.
Foto: LWL / Stephanie Dreps
In einem Gespräch mit der Betriebsleitung der LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein und dem LWL-Krankenhausdezernenten Dr. Emanuel Wiggerich schilderten die ukrainischen Ärztinnen die dramatische Zunahme psychischer Erkrankungen seit Kriegsbeginn. Neben posttraumatischen Belastungsstörungen seien auch Suchterkrankungen, Depressionen und Angsterkrankungen stark verbreitet.
Prof. Dr. Svitlana Moroz, Generaldirektorin des Dnipropetrowsker Fachkrankenhauses für Psychiatrie: "Ich wurde zwei Monate vor Kriegsbeginn Klinikdirektorin - und von einem Tag auf den anderen mussten wir alles neu organisieren. Der Krieg hat unseren Alltag völlig verändert. Wir mussten lernen, mit der ständigen Unsicherheit zu leben - und trotzdem für unsere Patientinnen und Patienten da zu sein." Trotz schwieriger Bedingungen - viele Gebäude seien veraltet, zahlreiche Ärztinnen und Ärzte würden an die Front versetzt - funktioniere die psychiatrische Versorgung dank großer Einsatzbereitschaft und Improvisation.
Prof. Dr. Ronald Bottlender Ärztlicher Direktor der LWL-Kliniken: "Mich hat besonders interessiert, wie sich der Klinikalltag seit Kriegsbeginn verändert hat - wie Routinen, Strukturen und Behandlungen unter ständiger Bedrohung überhaupt aufrechterhalten werden können. Die Berichte der Klinikleitung aus Dnipropetrowsk haben uns tief bewegt. Es ist beeindruckend zu hören, wie dort trotz permanenter Gefahr und Personalmangel psychiatrische Versorgung möglich bleibt. Mental Health wird für die gesamte ukrainische Gesellschaft eines der wichtigsten Themen der Zukunft sein."
Blick nach vorn
In den Gesprächen wurden erste Ideen für eine vertiefte Zusammenarbeit entwickelt - etwa in den Bereichen Telemedizin, Rehabilitation und Fachkräftequalifizierung. LWL-Klinikdezernent Wiggerich unterstrich, dass der LWL den begonnenen Austausch fortsetzen möchte und prüfe, in welcher Form eine zukünftige Zusammenarbeit gestaltet werden könnte.
Dabei erkundigte er sich, wie die LWL-Kliniken aus den Erfahrungen der ukrainischen Kolleginnen und Kollegen lernen und wie man sich gegenseitig unterstützen könne - etwa durch gemeinsame Projekte, den Austausch von Expertise oder fachliche Begleitung bei strukturellen Fragen. Wiggerich schlug er eine gemeinsame digitale Fachkonferenz vor, um den Austausch fortzusetzen und Kooperationsideen zu vertiefen. "Es geht um den Aufbau langfristiger Partnerschaften, die Wissen und Ressourcen in beide Richtungen fließen lassen", so Wiggerich.
Die Delegation besuchte die psychiatrischen Stationen der LWL-Klinik, das LWL-Pflegezentrum, die neue LWL-Pflegeschule sowie den LWL-Wohnverbund am Standort in Lippstadt. Überall stand der kollegiale Austausch über moderne Versorgungs- und Ausbildungskonzepte im Mittelpunkt.
Zum Abschluss ihrer Reise besuchten die Gäste den LWL-Standort Warstein. Neben einem Rundgang durch das Psychiatriemuseum standen dort auch Besuche im Zentrum für Verhaltensmedizin und Psychosomatik sowie im Zentrum für Suchtmedizin der LWL-Klinik Warstein auf dem Programm. Die Delegation erhielt Einblicke in die therapeutische Arbeit der Fachbereiche und in die Konzepte der Rehabilitation im LWL-Rehabilitationszentrum Südwestfalen.
Angeführt wurde die ukrainische Delegation von Prof. Dr. Svitlana Moroz, Generaldirektorin des Dnipropetrowsker Fachkrankenhauses für Psychiatrie. Begleitet wurde sie von Iryna Melnyk, Viktoria Poshtar, Olena Andreiko und Inna Makarova, Fachvertreterinnen aus verschiedenen Bereichen der psychiatrischen Versorgung. Koordiniert wurde die Reise von Sascha Lenert, initiiert von Oleg Makoviichuk, Oberarzt im Zentrum für Depressionsbehandlung der LWL-Klinik Lippstadt.
Am Gespräch nahmen Prof. Dr. Ronald Bottlender, Ärztlicher Direktor der LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein, Tobias Brockmann, Kaufmännischer Direktor der LWL-Gesundheitseinrichtungen im Regionalen Netz Kreis Soest, und Magnus Eggers, Pflegedirektor der LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein, teil. Dr. Emanuel Wiggerich, Dezernent für Krankenhäuser und Gesundheitswesen beim LWL, beteiligte sich ebenso wie weitere Fachärztinnen und -ärzte der LWL-Kliniken Lippstadt und Warstein an der Diskussion.
Pressekontakt
Stephanie Dreps, LWL-Klinik Warstein, Tel.: 02945 981-5080 und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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