17.10.25 | Kultur Raubgräber plündern Ausgrabungsstelle in Bielefeld-Sieker
Die aktuelle Grabungsfläche in Bielefeld-Sieker. Im Vordergrund einige der tiefen Löcher, die ein Raubgräber hinterlassen hat.
Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/Sebastian Düvel
Schon zum zweiten Mal waren dort offensichtlich Raubgräber tätig. Bereits im August waren Spuren einer illegalen Begehung mit einer Metallsonde auf den Flächen der damaligen Ausgrabungsfläche beobachtet worden. Nachdem die Grabung nun vor einigen Tagen wieder aufgenommen wurde, sind am vergangenen Wochenende erneut Täter aktiv geworden: Am Montag stellte die örtliche Grabungsleiterin Dr. Eva Manz fest, dass sich unter den Abdeckplanen einige wieder zugefüllte große Löcher befanden. Dort wurden gezielt etliche Bodenverfärbungen aufgegraben und ihnen Funde entnommen, darunter vermutlich nicht nur Metallfunde, sondern offenbar auch Teile mindestens eines Keramikgefäßes.
"Das ist gerade bei dieser besonderen Siedlung ein großer Verlust für die Wissenschaft", erklärt Prof. Dr. Michael M. Rind, Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen, und ergänzt:
"Damit wurden nicht nur Befunde auf dem Bodendenkmal beschädigt bzw. zerstört, bevor sie überhaupt fachgerecht dokumentiert werden konnten, sondern auch Fundmaterial aus seinem ursprünglichen Kontext gerissen, sodass an diesen Stellen die Grabungsdokumentation unvollständig bleibt und die Auswertungsmöglichkeiten der Ausgrabung eingeschränkt werden."
Die Stadt Bielefeld als Bauherrin und die LWL-Archäologie für Westfalen planen zusätzliche Sicherungsmaßnahmen für die Ausgrabungsstelle. "Wir hoffen, dass auf diese Weise weitere Verluste nicht nur für die Bielefelder Stadtgeschichte, sondern auch für die Geschichte Westfalens verhindert werden können", erläutert Claudia Koch als zuständige Baudezernentin der Stadt Bielefeld.
Stadt und Archäolog:innen hoffen auf die Wachsamkeit und Mithilfe der Bürgerinnen und Bürger, wenn sie abends bzw. nachts oder am Wochenende Personen auf dem Grabungsgelände bemerken. Wer solche Aktivitäten beobachtet, soll daher bitte umgehend die Polizei verständigen.
Unabhängig von diesen Vorfällen bietet die Außenstelle Bielefeld für alle Interessierten auch weiterhin jeden Mittwoch eine öffentliche Führung über die Grabungsstelle an: im Oktober noch jeweils um 17 Uhr und ab November jeweils um 16 Uhr.
Sebastian Düvel, wissenschaftlicher Referent von der Außenstelle Bielefeld, und Grabungsleiterin Dr. Eva Manz vor einem gut 50 cm tiefen Raubgrabungsloch, in dem nur noch wenige Scherben zurückgeblieben sind. Was hier alles entwendet wurde, bleibt ungewiss.
Foto: Archäologie am Hellweg eG/Christoph Storz
Pressekontakt
Lena Hortian, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-5400 und Sandra Görtz, LWL-Archäologie für Westfalen, Tel.: 0251 591-8946
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