14.10.25 | Kultur Trümmer und Aufbruch
Foto-Sammlung Schnitkemper bietet einzigartigen Blick auf die Nachkriegszeit
Münster: Rothenburg, Blick auf Prinzipalmarkt, Gebäude rechts mit französischen Balkonen Haus Hochherz (Rothenburg 2), Giebelhaus linker Bildrand Prinzipalmarkt 14, ca. 1947
Foto: Fotograf nicht überliefert / LWL-Medienzentrum für Westfalen
Die rund 5.000 Aufnahmen aus den Jahren 1946 bis 1949 dokumentieren die Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg und die ersten Schritte des Wiederaufbaus. Zwischen Trümmern und Notbauten, menschenleeren Straßen und neu belebten Plätzen erzählen die Bilder vom Übergang in eine neue Zeit in drei nordrhein-westfälischen Städten.
Rätselhafte Herkunft
Wer die Fotos aufgenommen hat, ist bis heute unbekannt. Den Bestand hatt das LWL-Medienzentrum bereits 1995 angekauft - ohne Begleitmaterial, ohne Notizen, ohne Hinweise auf den Urheber oder die Entstehungsumstände.
Die Aufnahmen liegen als rund 10.000 Kleinbildnegative vor, die in 250 Filmrollen auf hochwertigem "AGFA Isopane F"-Filmmaterial überliefert sind. Bemerkenswert ist auch die verwendete Technik: Es handelt sich überwiegend um Stereofotografie, ein Verfahren, das bereits im 19. Jahrhundert populär war, nach dem Zweiten Weltkrieg aber kaum noch verwendet wurde.
Bei dieser Art der Belichtung verfügt die Kamera über zwei Objektive, wodurch gleichzeitig zwei Aufnahmen desselben Motivs erstellt werden können. Mithilfe eines Betrachtungsgerätes lässt sich so ein räumlicher Eindruck von Tiefe erwecken.
Aber warum griff der Fotograf auf diese alte Technik zurück? Und warum wurde in Zeiten der Knappheit nach dem Krieg ein Verfahren verwendet, das die doppelte Menge an schwer zu beschaffendem Negativmaterial benötigte?
Spurensuche mit digitalen Mitteln
Weil es keinerlei schriftliche Hinweise gab, mussten die Motive allein über den Bildinhalt identifiziert werden. Dabei half, dass die Negative zum größten Teil unzerschnitten waren: Auf den langen Filmstreifen reihen sich meist mehrere Ansichten derselben Straße oder desselben Platzes aneinander.
Mit Hilfe digitaler Karten, Vergleichsbilder im Netz und virtueller Stadtbegehungen konnte ein Großteil der Orte ermittelt werden. So gelang es den Fachleuten im Bildarchiv des LWL, rund 98 Prozent der Aufnahmen in Münster, Recklinghausen und Köln zu verorten - teilweise bis auf die Hausnummer genau. Mehr als zwei Drittel (rd. 3.500) zeigen Köln, je gut 800 Münster und Recklinghausen.
"Wir hoffen, durch eine breite Öffentlichkeit eventuell noch Personen zu erreichen, die uns weitere Informationen zu den Bildern und vor allem zum Fotografen und dem Hintergrund der Entstehung liefern können" so Tobias Flümann, wissenschaftlicher Referent im Bildarchiv des LWL-Medienzentrums.
Der Bildbestand ist im Bildarchiv unter https://www.lwl.org/marsLWL/de/instance/ko/STARTSEITE.xhtml?oid=42611 verfügbar und auch im Portal der Irene und Sigurd Greven Stiftung unter https://greven-archiv-digital.de vollständig abrufbar.
Köln: Alter Markt, Ruine Rathausturm, Blick auf den Dom, ca. 1947
Foto: Fotograf nicht überliefert / LWL-Medienzentrum für Westfalen
Münster: St.Paulus-Dom und rechts Liebfrauen-Überwasser, fotografiert von St. Lamberti, ca. 1947
Foto: Fotograf nicht überliefert / LWL-Medienzentrum für Westfalen
Münster: Prinzipalmarkt, Gebäude rechts ohne Dach mit Bogengang Haus Nummer 39, Blick Richtung Michaelsplatz, u.a. Wiederaufbau "Zum Norde" und "Schnitzler", ca. 1948
Foto: Fotograf nicht überliefert / LWL-Medienzentrum für Westfalen
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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