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09.10.25 | Maßregelvollzug Für das neue Leben lernen

Erster Schulabschluss im Kurs für über 25-Jährige im LWL-Therapiezentrum Marsberg

Freuen sich alle mit Amir L. über den nachgeholten Hauptschulabschluss: (v.l.) Sascha Buxort-Grundei, Sabine Willeke, Amir L., Karin Pohle und Michael Lipsmeyer.<br>Bild: LWL

Freuen sich alle mit Amir L. über den nachgeholten Hauptschulabschluss: (v.l.) Sascha Buxort-Grundei, Sabine Willeke, Amir L., Karin Pohle und Michael Lipsmeyer.
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Marsberg (lwl). Ein Hauptschulabschluss mit dem Notendurchschnitt 1,8 kann sich sehen lassen. Das Besondere: Amir L.* ist Maßregelvollzugspatient und hat den Schulabschluss während seines Aufenthalts im LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Marsberg erworben. Er ist der erste Absolvent des Kurses für Erwachsene über 25 Jahre zur Vorbereitung für Schulabschlüsse, der innerhalb des breit angelegten Bildungsangebots des Therapiezentrums angeboten wird.

Das Bildungsangebot umfasst verschiedene Bereiche, von Sprachförderung über digitale Lernangebote bis hin zur Vorbereitung auf Schulabschlüsse. Für die Gruppe der über 25-Jährigen gibt es den Kursus, der gezielt auf den Erwerb von Schulabschlüssen vorbereitet. Bildungsmanager und Koordinator Sascha Buxort-Grundei erklärt: "Wir stellen ein individuelles Bildungsprogramm zur Verfügung, das den unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmenden gerecht wird. So können die Patienten ihre Zeit im Therapiezentrum sinnvoll (für das spätere Leben draußen) nutzen."

Der Unterricht findet dreimal pro Woche statt. Darüber hinaus sind Eigeninitiative, Durchhaltevermögen und Disziplin gefragt. Amir L.* berichtet: "Jeden Tag eigenständig zu lernen ist hart. Wir haben ja auch kein Internet; mal eben ein Video zu einem bestimmten Thema anschauen, ist nicht drin. Dafür hatte ich Bücher." Zur Prüfungsabnahme wird ein externer Dienstleister bestellt. "Für uns ist das eine neue Situation. Das Therapiezentrum ist ein Mikrokosmos. Neue Gesichter sind ungewohnt", so Amir L.* Mein Fleiß hat sich aber ausgezahlt und ich habe den Abschluss jetzt in der Tasche."

Sabine Willeke, Leitung Sozialdienst/Bildungsbereich, sagt: "Solche Erfolgsgeschichten können auch Mitpatienten motivieren. Viele Personen haben weder einen Schulabschluss noch eine abgeschlossene Berufsausbildung. Für ein späteres straffreies Leben sind im Therapiezentrum erworbene Qualifikationen wichtige Eckpfeiler."

Die schulische und berufliche Bildung ist ein wichtiger Baustein in der Behandlung von Maßregelvollzugspatienten. Denn ein Großteil von ihnen hat erhebliche Bildungsdefizite. Etwa jeder dritte Untergebrachte im LWL-Maßregelvollzug hat keinen Schulabschluss und etwa 70 Prozent aller Patienten haben keine Berufsausbildung. Hinzu kommt, dass zunehmend mehr Menschen, die in den Maßregelvollzug eingewiesen werden, Probleme mit der deutschen Sprache haben.

Berufliche Qualifizierungs- und Ausbildungsangebote sowie die Möglichkeit, einen Schulabschluss nachzuholen, gibt es daher an allen LWL-Maßregelvollzugskliniken. Ziel ist es, den Patienten nach der stationären Suchttherapie und der Entlassung aus dem Maßregelvollzug bessere Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt zu bieten und so das Rückfallrisiko weiter zu reduzieren.

*Name von der Redaktion geändert

Pressekontakt

Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Hannig, LWL-Maßregelvollzug, 0251 591-3476

presse@lwl.org

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