08.10.25 | Kultur Vorstellung des "Fremden"
Holzschnitt ist Kunstwerk des Monats im LWL-Museum für Kunst und Kultur
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur präsentiert "Akrobaten III" (1912) von Max Pechstein als Kunstwerk des Monats Oktober. © 2015 Pechstein - Hamburg/Tökendorf,
Foto: LWL / Sabine Ahlbrand-Dornseif
Bereits zu seinen Lebzeiten war der Expressionist Max Pechstein ein etablierter Künstler. Neben Ausstellungen und Auftragsarbeiten ist er für seine Rolle in der Künstlergemeinschaft "Brücke" bekannt. Die 1905 gegründete Gruppe zählte neben Pechstein auch Künstler wie Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) zu ihren Mitgliedern. Ihnen gemeinsam war das Interesse an außereuropäischen Kulturen, die durch den deutschen Kolonialismus an Aufmerksamkeit gewannen. Pechsteins Faszination entsprang seiner Sehnsucht nach einem unbeschwerten Leben in der Südsee. Er reduzierte außereuropäische Kulturen auf das Stereotyp des "primitiven" und natürlichen Lebensstils. Er begeisterte sich aber nicht nur für die Vorstellung eines einfacheren Daseins. Vielmehr suchte er nach künstlerischen Stilen, die ein solches einfaches Dasein abbilden.
Seine als "Akrobaten III" bekannte Varietészene ist dafür ein frühes Resultat: eine zweidimensionale und vereinfachte Darstellung von leicht bekleideten Akrobaten. Die Figuren verbiegen ihre Körper kunstvoll vor einer grünen Kulisse. Individuelle Gesichtszüge sind durch den groben Holzschnitt nicht zu erkennen. Auch die kulturellen Hintergründe der dargestellten Figuren sind nicht bekannt.
Gleichzeitig lassen Gegenüberstellungen mit vergleichbaren Werken vermuten, dass Pechstein auch hier Personen aus außereuropäischen Kulturen darstellen wollte. Er stellte das "Fremde" als Gegenstück zum deutschen Lebensstil des 20. Jahrhunderts dar. Anstelle der Wirklichkeit verbreitete Pechstein mit seinen Werken aber stereotypisierte Ansichten: Die tatsächlichen Lebensrealitäten der Menschen und die kolonialen Verbrechen Europas fanden in seiner idealisierten Vorstellung keinen Platz.
Am Langen Freitag (10.10.) gibt es um 17.30 Uhr eine Tour zum Kunstwerk des Monats mit der wissenschaftlichen Volontärin Marie Leszczynski. Die Teilnahme ist kostenlos.
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, Telefon 0251 591-235, presse@lwl.org und Marie Leszczynski, Telefon 0251 5907-220, marie.leszczynski@lwl.org
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Tel.: 0251 5907-210Domplatz 10 48143 Münster Karte und Routenplaner
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Zu allen Pressemitteilungen des LWL Zu allen Pressemitteilungen dieser LWL-Einrichtung