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30.09.25 | Kultur "Mahlzeit! Wie Essen uns verbindet"

Neue Sonderausstellung im LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne

Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Museumsleiterin Melanie Wunsch und Dr. Matthias Bensch, der Kurator der Sonderausstellung "Mahlzeit!".<br>Foto: LWL / Carolin Steimer

Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Museumsleiterin Melanie Wunsch und Dr. Matthias Bensch, der Kurator der Sonderausstellung "Mahlzeit!".
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Herne (lwl). Essen heißt Gemeinschaft - schon seit Jahrtausenden. Das zeigt die neue Sonderausstellung "Mahlzeit! Wie Essen uns verbindet", die der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) in seinem LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne präsentiert. Ab Freitag (3.10.) geben über 300 Exponate den Blick frei auf die Vielfalt der Esskulturen weltweit von der Steinzeit bis heute.

"Bei unserer neuen Ausstellung geht es nicht darum, was gegessen wird, sondern wie", sagt der Direktor des LWL, Dr. Georg Lunemann. Zu sehen seien archäologische Funde aus der Region, aber auch Kunstwerke, Fotografien und audiovisuelle Medien. Mitmach-Stationen für Erwachsene und Kinder sorgten für spielerischen Spaß. Eine moderne VR-Station ("Virtual Reality") mache Besuchende virtuell zu Gästen eines historischen Festessens.

"Die Zahl der Menschen, die gemeinsam essen, nimmt vor allem in westlichen Gesellschaften immer weiter ab. Und trotzdem ist das Bedürfnis nach gemeinsamem Essen groß", so Lunemann weiter. "Viele verbinden damit soziale Nähe, Familienbindung und Struktur im Alltag." Deshalb werfe der LWL mit der neuen Sonderausstellung "Mahlzeit!" einen kulturhistorischen Blick auf dieses hochaktuelle Thema. Lunemann: "In Herne geht es um die Kraft des gemeinsamen Essens und Trinkens, um Rituale, Regeln, Unterschiede und Gemeinsamkeiten, die seit Jahrtausenden am Tisch entstehen und die uns bis heute prägen."

Dabei nutze man unter anderem neue VR-Technologie für die historischen Themen: "Digital und ressourcenschonend in Szene gesetzt mit wiederverwendeten Materialien und unter Berücksichtigung der CO2-Bilanz."

Speisesofa, Natternbaum und skurrile Trinkgefäße
Melanie Wunsch, neue Leiterin des LWL-Museums: "Die Archäologie in Westfalen-Lippe hat unzählige Funde und Befunde zu Tage gebracht, die genau jene Geschichten über Esskultur erzählen, um die es in unserer Ausstellung geht." Ein besonderes Exponat der Ausstellung sei zum Beispiel der 300.000 Jahre alte Faustkeil aus Bad Salzuflen (Kreis Lippe). Wunsch: "Dieser Faustkeil ist als multifunktionales Gerät der Urahn des modernen Messers, er ist auch der älteste Fund aus Westfalen überhaupt."

Hinzu kämen Objekte aus der Römerzeit wie ein römisches Kalksteinrelief, die vom "Convivium" (Gastmahl im Alten Rom) zeugten, aber auch Funde der einfachen Esskultur aus den Römerlagern an der Lippe wie Tongefäße und die Rekonstruktion einer römischen Kline, in Gebrauch als Speisesofa und Totenbett. "Essen und Tod liegen in vielen Kulturen nah beieinander", so Wunsch. "Das zeigt auch die speziell angefertigte 'Ofrenda', dieser bunte Totenaltar zum 'Dia de los Muertos', dem Tag der Toten. Oder das bis heute in Georgien populäre 'Supra' (Gast-mahl). Beide weiten weitet uns den Blick von archäologischen Funden auf immaterielle Kultur-schätze aus aller Welt." Auch Ausstellungsstücke zur Tee-, Kaffee- und Bierkultur fehlten nicht.

Kurator Dr. Matthias Bensch: "Entscheidend für die Auswahl der Exponate war, dass sie zentrale Aspekte historischer und moderner Esskulturen veranschaulichen, aber auch spannende, teils kuriose Geschichten über das Miteinander am Tisch erzählen." So gibt es für Besuchende einen Natternbaum aus dem 16. Jahrhundert zu entdecken. Auf einer Tafel sollten solche Natternbäume Gifte anzeigen. An Ästen des Ausstellungstückes hängen vermeintliche Natternzungen, die eigentlich Haizähne sind. Hinter der Marienfigur, die auf dem Baum sitzt, befindet sich ein besonders großer Zahn, wahrscheinlich eines Megalodons, einer vor Millionen Jahren ausgestorbenen Hai-Art.

"Aus einem Trinkgefäß in Penisform hat vermutlich eine Klostervorsteherin im 16. oder 17. Jahrhundert getrunken, vielleicht um ein für die Zeit revolutionär anmutendes feministisches Statement zu setzen." Ganz und gar nicht zu gebrauchen sei das Geschirr und Besteck der zeitgenössischen Künstlerin Katerina Kamprani. Bensch: "Gemeinsam aus zwei verbundenen Sekt-gläsern trinken? Das dürfte für Frustration und Gelächter sorgen, aber genau darum geht es - ein humorvoller Kommentar zum Design unserer Zeit."

Eine lange Tafel in der Ausstellung
Zur Kommunikation und Interaktion lädt die Ausstellungsgestaltung ein. Alle Exponate der Sonderausstellung "Mahlzeit!" sind inszeniert in einer Architektur, die selbst Begegnung ermöglichen soll: "Eine lange Tafel zieht sich durch die Ausstellung - mal als Tisch, mal als Tresen, mal als Ort für eine Teezeremonie", erklärt Bensch die Gestaltung des Ausstellungsgestalters Thimo Kortmann. "Uns war es wichtig, die Ausstellung interaktiv zu gestalten. Da ist vor allem die Mitmach-Spur zu nennen. Sie soll großen wie kleinen Besuchenden die Ausstellung spielerisch erschließen", so Bensch. An sieben Stationen finden sie Rätsel und Spiele rund um das Thema Essen.

Die Sonderausstellung "Mahlzeit!" wird ergänzt durch ein Begleitprogramm mit Führungen, Vorträgen, Kreativ-Workshops und Sonderveranstaltungen zum Thema: https://www.lwl-landesmuseum-herne.de/de/unsere-ausstellungen/sonderausstellung-mahlzeit-wie-essen-uns-verbindet/

Gefördert durch die LWL-Kulturstiftung.

Begleitbuch
Matthias Bensch und Doreen Mölders (Hrsg.):
Mahlzeit! Wie Essen uns verbindet.
Oppenheim 2025. ISBN: 978-3-96176-320-7, Preis: 28 Euro

Informationen im Internet: https://www.lwl-landesmuseum-herne.de/de/unsere-ausstellungen/sonderausstellung-mahlzeit-wie-essen-uns-verbindet/ oder https://www.lwl-landesmuseum-herne.de

LWL-Museum für Archäologie, Europaplatz 1, 44623 Herne, Tel. 02323 94628-0


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LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann an einer der sechs Mitmachstationen, hier eine Zapfanlage.<br>Foto: LWL / Carolin Steimer

LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann an einer der sechs Mitmachstationen, hier eine Zapfanlage.
Foto: LWL / Carolin Steimer

Kurator Dr. Matthias Bensch vor einem speziell für die Ausstellung entworfenen Wimmebild zum Thema Essen.<br>Foto: LWL / Carolin Steimer

Kurator Dr. Matthias Bensch vor einem speziell für die Ausstellung entworfenen Wimmebild zum Thema Essen.
Foto: LWL / Carolin Steimer

Plakat zur Ausstellung.<br>Grafik: LWL / Oktober Kommu-nikationsdesign GmbH

Plakat zur Ausstellung.
Grafik: LWL / Oktober Kommu-nikationsdesign GmbH

Die Besucher:innen der Ausstellung können auf einem großen Wimmelbild auf die Suche nach Orten des Essens gehen.<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Die Besucher:innen der Ausstellung können auf einem großen Wimmelbild auf die Suche nach Orten des Essens gehen.
Foto: LWL / Malte Hömberg

Mit VR-Brillen können Besucher:innen selbst an einer Tischgesellschaft im 18. Jahrhundert teilnehmen. Geschirr und Besteck können dabei ergriffen und genau betrachtet werden.<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Mit VR-Brillen können Besucher:innen selbst an einer Tischgesellschaft im 18. Jahrhundert teilnehmen. Geschirr und Besteck können dabei ergriffen und genau betrachtet werden.
Foto: LWL / Malte Hömberg

Ausgestellt Stücke der Serie "The Uncomfortable" von Katerina Kamprani zeigen, wie Menschen auch bei Besteck und Geschirr auf durchdachtes Design angewiesen sind.<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Ausgestellt Stücke der Serie "The Uncomfortable" von Katerina Kamprani zeigen, wie Menschen auch bei Besteck und Geschirr auf durchdachtes Design angewiesen sind.
Foto: LWL / Malte Hömberg

Der Natternbaum (Leihgeber: Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlung Dresden) stammt aus dem Besitz des Kurfürsten August von Sachsen (1526-1586) und sollte auf der Tafel positioniert Gift im Essen anzeigen.<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Der Natternbaum (Leihgeber: Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlung Dresden) stammt aus dem Besitz des Kurfürsten August von Sachsen (1526-1586) und sollte auf der Tafel positioniert Gift im Essen anzeigen.
Foto: LWL / Malte Hömberg

Bier- und Braukultur gehört zur Esskultur der Menschheit. Bier ist eines der ältesten, hergestellten Lebensmittel.<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Bier- und Braukultur gehört zur Esskultur der Menschheit. Bier ist eines der ältesten, hergestellten Lebensmittel.
Foto: LWL / Malte Hömberg

Terrine in Form eines Eberkopfes, Leihgeber: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Terrine in Form eines Eberkopfes, Leihgeber: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
Foto: LWL / Malte Hömberg

Schöpflöffel und Schale für Willkommens-Trunk, 12. Jahrhundert, Leihgeber: Klingenmuseum Solingen<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Schöpflöffel und Schale für Willkommens-Trunk, 12. Jahrhundert, Leihgeber: Klingenmuseum Solingen
Foto: LWL / Malte Hömberg

Die Replik der Situla von VaÄ�e zeigt in umlaufendem Bildfries die Szene eines Festes, das die Bedeutung von Status sichtbar macht.<br>Leihgeber: Slowenisches Nationalmuseum, Ljubljana<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Die Replik der Situla von Va�e zeigt in umlaufendem Bildfries die Szene eines Festes, das die Bedeutung von Status sichtbar macht.
Leihgeber: Slowenisches Nationalmuseum, Ljubljana
Foto: LWL / Malte Hömberg

Ostfriesisches Tee-Service für Tee-Zeremonie, 20 Jhd.,<br>Leihgeber: Ostfriesisches Teemuseum Norden<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Ostfriesisches Tee-Service für Tee-Zeremonie, 20 Jhd.,
Leihgeber: Ostfriesisches Teemuseum Norden
Foto: LWL / Malte Hömberg

Extra für die Ausstellung baute die Künstlerin Andrea Barba eine Ofrenda. Ein Altar für Verstorbene, der sich in regionaler Abweichung in ganz Mexiko findet.<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Extra für die Ausstellung baute die Künstlerin Andrea Barba eine Ofrenda. Ein Altar für Verstorbene, der sich in regionaler Abweichung in ganz Mexiko findet.
Foto: LWL / Malte Hömberg

Hochzeitsflaschen waren in Westfalen beliebte Hochzeitsgaben. um 1800.<br>Leihgeber: Stadt Soest Burghofmuseum<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Hochzeitsflaschen waren in Westfalen beliebte Hochzeitsgaben. um 1800.
Leihgeber: Stadt Soest Burghofmuseum
Foto: LWL / Malte Hömberg

Scherzgefäße wie dieser Glasphallus können als Statement eingesetzt worden sein.<br>Foto: LWL / Malte Hömberg

Scherzgefäße wie dieser Glasphallus können als Statement eingesetzt worden sein.
Foto: LWL / Malte Hömberg

Das "Supra", ursprünglich nur der Begriff für die Tischdecke, die auf einer Tafel liegt. Hier mit georgischer Schrift und in tiefblauer Farbe, welche traditionell Festlichkeit und Eleganz bedeutet.<br>Foto: Zakharia Pourtskhvanidze

Das "Supra", ursprünglich nur der Begriff für die Tischdecke, die auf einer Tafel liegt. Hier mit georgischer Schrift und in tiefblauer Farbe, welche traditionell Festlichkeit und Eleganz bedeutet.
Foto: Zakharia Pourtskhvanidze

Alltäglich und doch unbrauchbar sind die Objekte der Künstlerin Katerina Kamprani, welche ab dem 3. Oktober im LWL-Museum zu sehen sind.<br>Foto: Katerina Kamprani

Alltäglich und doch unbrauchbar sind die Objekte der Künstlerin Katerina Kamprani, welche ab dem 3. Oktober im LWL-Museum zu sehen sind.
Foto: Katerina Kamprani

Die VR-Anwendung im Entwurf in der Unity-Software, Hochschule Düsseldorf/MIREVI, 2025.<br>Aufnahme: Lars Telöken

Die VR-Anwendung im Entwurf in der Unity-Software, Hochschule Düsseldorf/MIREVI, 2025.
Aufnahme: Lars Telöken

Pressekontakt

Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504

presse@lwl.org

LWL-Museum für Archäologie und Kultur Herne

Westfälisches Landesmuseum
Europaplatz 1
44623 Herne Karte und Routenplaner

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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