11.07.25 | Psychiatrie LWL-Klinik Paderborn feiert 50-jähriges Bestehen
Feierstunde zum Jubiläum mit Blick in Vergangenheit und Zukunft
Die vollständige Bildunterschrift finden Sie unter dem Pressetext.
Dr. Georg Lunemann, der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), konnte zahlreiche Gäste und Besucher begrüßen. Lunemann: "Die LWL-Klinik Paderborn ist ein bedeutender Pfeiler der psychiatrischen Versorgung in der Region. Seit 50 Jahren engagiert, modern und gemeindenah. Ich gratuliere herzlich zu diesem Meilenstein."
Unter den Besucherinnen und Besuchern waren unter anderem Klaus Baumann, Vorsitzender der Landschaftsversammlung Westfalen-Lippe, Paderborns Bürgermeister Michael Dreier, der Landrat des Kreises Paderborn, Christoph Rüther, sowie Dr. Constanze Kuhnert, Leiterin des Kreisgesundheitsamts. Durch das ganztägige Programm führte Moderator Tobias Fenneker (Radio Hochstift). NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann bereicherte die Veranstaltung durch eine Videobotschaft.
"Psychische Gesundheit braucht Nähe, Offenheit und gute Bedingungen"
Neben Fachvorträgen und Rückblicken gab es auch eine prominent besetzte Talkrunde, der eine offizielle Begrüßung und Glückwünschen durch den Direktor des Landschaftsverbandes vorausging. In der von Tobias Fenneker moderierten Gesprächsrunde wurde immer wieder die Bedeutung einer wohnortnahen, menschlich zugewandten psychiatrischen Versorgung betont. Landrat Christoph Rüther formulierte: "Wenn ich mir den Arm breche, sieht man das. Eine psychische Erkrankung sieht man nicht - und genau deshalb ist diese Klinik mit ihrem empathischen Personal so wichtig."
Bürgermeister Michael Dreier ergänzte: "Der Weg in die Klinik ist für viele ein großer Schritt. Umso entscheidender ist, wie gut hier stationär und ambulant betreut wird."
Dr. Constanze Kuhnert hob die entstigmatisierende Wirkung der Einrichtung hervor: "Hier wird Ängsten mit Toleranz, Verständnis und Offenheit begegnet - Tag für Tag."
Die Ärztliche Direktorin, Privat-Dozentin Dr. Christine Norra, beschreibt die LWL-Klinik als moderne Fachklinik mit kurzen Wegen - sowohl im Gesundheitssystem als auch in die Politik: "Wir arbeiten integriert, multiprofessionell und stadtnah. Die Herausforderungen nehmen zu, unser Anspruch bleibt: menschliche, zeitgemäße Psychiatrie", so Norra.
Wandel und Verantwortung
Historiker Dr. Jens Gründler vom LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte ordnete die Entwicklung der Klinik geschichtlich ein - von der einstigen Verwahrung in geschlossenen Abteilungen hin zu offenen, individuellen Therapieangeboten mit Teilhabeorientierung. Seit ihrer Gründung ist die LWL-Klinik zuständig für die psychiatrische Versorgung der Menschen aus dem Kreis Paderborn und der Stadt Geseke. Es werden psychiatrisch Erkrankte genauso behandelt wie Menschen mit Suchterkrankungen. Eine große Gerontopsychiatrie hat sich auf Patient:innen im höheren Lebensalter spezialisiert. Integrierter Maßregelvollzug, Reha-Angebote sowie zahlreiche Ambulanzen und Tageskliniken komplettieren das Angebot für die Menschen aus der Region.
Psychiatrie im Wandel
In den Fachvorträgen wurde der Wandel um Umgang mit psychiatrischen Erkrankungen deutlich. Norra betonte die Abkehr vom "Wegsperren" hin zu partizipativer Behandlung auf Augenhöhe und der Zusammenarbeit im Trialog zwischen Patient:innen, Angehörigen und Fachkräften.
Pflegedirektorin Monika Seewald stellte die Entwicklung der psychiatrischen Pflege vor - von der Funktionspflege zur Bezugspflege, mit Deeskalationsstrategien, akademisierten Pflegekräften und multiprofessioneller Zusammenarbeit, gepaart mit modernen Führungsstrukturen samt Personalentwicklung und -einarbeitung (Onboarding).
SYMPA: Systemisch denken - gemeinsam arbeiten
Ein besonderes Projekt stellte das Team der Gerontopsychiatrie mit dem seit 20 Jahren etablierten Konzept "SYMPA" vor. Chefärztin Dr. Beate Joachimsmeier und pflegerische Stationsleitung Elke Vorbringer zeigten gemeinsam mit Mitarbeitenden, wie systemtherapeutische Ansätze in die tägliche Arbeit integriert werden. Die Behandlung berücksichtigt soziale, familiäre und emotionale Kontexte der Patient:innen.
Verwaltung verändert sich
Mit Humor und anschaulichen Requisiten führten der Kaufmännische Direktor Jan Hendrik Unger und Rolf Sicker, der 47 Jahre im LWL als Sozialarbeiter und Mitglied des LWL-Gesamtpersonalrats tätig war, durch den Wandel der Verwaltungsstrukturen. Von der Wählscheibe über die Schreibmaschine bis hin zum digitalen SAP-System. "Wir haben gemeinsam viel bewegt - und das mit den richtigen Menschen", so das Fazit von Sicker.
Kritischer Blick in die Zukunft
Zum Abschluss ordnete Tilmann Magerkurth, Chefarzt der Abteilung Suchtmedizin, die Entwicklung der Psychiatrie seit der Enquete-Kommission der 1970er-Jahre psychiatriepolitisch ein. Er mahnte, dass gemeindenahe Versorgung und ambulante Strukturen nicht als selbstverständlich gelten dürften: "Wer schwer krank ist, bekommt oft am wenigsten Hilfe. Das dürfen wir nicht hinnehmen." Er warnte vor einer Re-Institutionalisierung und forderte Entbürokratisierung und gerechte Versorgung. "Denn auch durch verkomplizierte Anträge findet Ausgrenzung statt", so Magerkurth.
Achtung Redaktionen: Bildunterschrift
Teil des Festakts zu 50 Jahren LWL-Klinik Paderborn waren (v.l.) Der Landrat des Kreises Paderborn, Christoph Rüther, Jan Hendrik Unger (Kaufmännischer Direktor LWL-Kliniken Paderborn und Gütersloh), PD. Dr. Christine Norra (Ärztliche Direktorin LWL-Klinik Paderborn), der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Georg Lunemann, Monika Seewald, Pflegedirektorin LWL-Klinik Paderborn, Paderborns Bürgermeister Michael Dreier, die erste Landesrätin und Kämmerin des LWL, Birgit Neyer, sowie der Vorsitzende der LWL-Landschaftsversammlung Klaus Baumann.
Foto: LWL/Christian Dresmann
Der Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe, Dr. Georg Lunemann, begrüßte zu Beginn des Festaktes zahlreiche Gäste in der Mehrzweckhalle der Padeborner LWL-Klinik.
Foto: LWL/Christian Dresmann
Eine gelungene Bereicherung des Festakts war der Mitarbeitendenchor des LWL-Klinikums Gütersloh, der sich aus Kolleginnen und Kollegen aller Berufsgruppen und Abteilungen der Klinik zusammensetzt. Auf unserem Foto ist Leiter Heiko Isermann (l.) im Gespräch mit Moderator Tobias Fenneker.
Foto: LWL/Christian Dresmann
Pressekontakt
Christian Dresmann, LWL-Klinikum Gütersloh, Telefon 0173-6256489, christian.dresmann@lwl.org und Anna Brockmeyer, LWL-Klinik Paderborn / LWL-Klinikum Gütersloh, Telefon 0151-21845693, annacelina.brockmeyer@lwl.org und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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