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02.06.25 | Psychiatrie Mit 47 Jahren Neustart zum Traumjob Arzt

Stipendium des LWL-Klinikums Marl-Dortmund-Haardklinik bietet wertvolle Hilfe

Sascha Schönig ist Stipendiat im LWL-Klinikum Marl-Dortmund.<br>Bild: LWL/Kerstin Seifert

Sascha Schönig ist Stipendiat im LWL-Klinikum Marl-Dortmund.
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Marl (lwl). Sascha Schönig hat 20 Jahre lang im Pflege- und Erziehungsdienst der Psychiatrie gearbeitet, bevor er mit 47 Jahren endlich seinen Traum wahrmachte und ein Studium der Humanmedizin aufnahm. Wichtigen finanziellen Spielraum ermöglicht ihm dabei eine Förderung im Rahmen eines Stipendiums der Marler Fachklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). In einem Interview erzählt der Vater einer kleinen Tochter, wie es zu dieser beruflichen Neuorientierung gekommen ist.

Frage: Welche Berufsausbildung haben Sie durchlaufen?

Sascha Schönig: Ich bin gelernter Pflegefachmann und habe zuletzt als Stationsleitung auf einer psychiatrischen Station gearbeitet.

Frage: Was hat Sie dazu bewogen, 2019, mit 47 Jahren, noch einmal ein Studium zu beginnen? Gab es einen Schlüsselmoment?

Sascha Schönig: Ja, ganz klar der plötzliche Tod meiner Mutter. Da habe ich realisiert, wie schnell das Leben vorbei sein kann. Dazu muss man wissen, dass ich schon als Grundschüler später einmal Arzt werden wollte. Aus Angst, an dem Studium zu scheitern, habe ich mich nach dem Abitur entschieden, Pflegefachmann zu werden und dann, während der Ausbildung, mit dem Medizinstudium angefangen.  Aber das ging so "nebenher" gar nicht. Ich habe dann später berufsbegleitend Pflegemanagement studiert, aber dort den Abschluss nicht gemacht. Denn ich hatte immer noch im Kopf, dass es mit der Medizin doch noch einmal klappen könnte. Mit einem abgeschlossenen Studium wäre ich Zweithörer gewesen und das hätte mir viele Nachteile gebracht. Als meine Mutter dann gestorben ist, habe ich mir gedacht: "Jetzt oder nie!"

Frage: Und wie hat Ihre Familie reagiert?

Sascha Schönig: Meine Frau hat mich unheimlich bestärkt. Ohne ihre Zustimmung hätte ich das auch nicht durchziehen können. Schließlich musste ich für dieses Studium meinen Job aufgeben. Wir haben unsere Lebenshaltungskosten drastisch gesenkt und uns zum Beispiel eine kleinere Wohnung gesucht.

Frage: Haben Sie Ihr Alter beim Einstieg in das Studium als Nachteil empfunden?

Sascha Schönig: Natürlich habe ich mich gefragt, ob ich mit den jungen Studienkolleg:innen mithalten kann. Schließlich lag meine Abiturprüfung lange Jahre zurück. Aber ich hatte mich vorab immer neuen Herausforderungen gestellt und weitergebildet. So war ich das Lernen gewöhnt. Das Alter zählt im Hörsaal nicht. Da kommt es auf das Fachwissen an. Und selbst wenn ich im Laufe des Studiums durch die ein oder andere Prüfung gerauscht bin, hat mich das nie von meinem Ziel abgebracht: "Ich werde Arzt!"

Frage: Was bedeutet das Stipendium für Sie?

Sascha Schönig: Erst einmal eine große finanzielle Entlastung. Mit meinem Wochenend-Nebenjob als Krankenpfleger und meiner Stelle als Werkstudent in der LWL-Haardklinik kommen wir jetzt ganz gut über die Runden. Außerdem erhalte ich auf diesem Weg wertvolle Einblicke in ein mögliches Berufsfeld, auch in informelle Strukturen. Das finde ich immens wichtig und spannend. Und zu guter Letzt kann ich direkt an das Studium anknüpfen. Im Moment arbeite ich an meiner Dissertation. Dabei werde ich von Prof. Dr. Dr. Martin Holtmann aus der LWL-Uniklinik Hamm betreut.

Frage: Wie sehen Sie Ihre Rolle in Ihrem zukünftigen Arbeitsgebiet?

Sascha Schönig: Mein Herz schlägt schon immer für die Psychiatrie. Aufgrund der Erfahrung durch meine Famulatur auf der Station 3D "Schatzsucher" hier in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und meine erste Zeit als Stipendiat und Werkstudent kann ich mir gut vorstellen, dass die Kinder- und Jugendpsychiatrie der richtige Ort für mich ist. Dabei möchte ich als Teil eines multiprofessionellen Teams mitwirken, den jungen Patient:innen die bestmögliche Behandlung zukommen zu lassen und Entlastung für das familiäre System herzustellen. Dabei bin ich überhaupt nicht blauäugig. Denn aus meinen 20 Jahren Psychiatrieerfahrung weiß ich, dass sich Krankheiten, die sich mitunter jahrelang entwickelt haben, nicht binnen weniger Monate heilen lassen.

Frage: Was würden sie anderen Menschen raten, die sich noch einmal für einen neuen Berufsweg entscheiden?

Sascha Schönig: Traut Euch! Es ist besser, an einer Herausforderung zu scheitern, als ein Leben lang darüber nachzugrübeln, wie es hätte sein können!

Info

Mehr Infos zum Stipendiumprogramm für Medizinstudierende im LWL-Klinikum Marl-Dortmund-Haardklinik gibt es unter: https://www.lwl-kjp-marl.de/de/karriere-kinder-und-jugendpsychiatrie/einstiegsmoeglichkeiten/stipendienprogramm-fuer-medizinstudierende/

Auf einer Kinderstation hat der angehende Mediziner erste Erfahrungen gesammelt.<br>Bild: LWL/Kerstin Seifert

Auf einer Kinderstation hat der angehende Mediziner erste Erfahrungen gesammelt.
Bild: LWL/Kerstin Seifert

Pressekontakt

Kerstin Seifert, LWL-Klinikum für Kinder- und Jugendpsychiatrie Marl-Dortmund - Haardklinik, Tel.: 02365/802-2126, E-Mail: kerstin.seifert@lwl.org

presse@lwl.org

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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