08.05.25 | Kultur Moderner Zeitgeist im Druckformat
LWL-Museum für Kunst und Kultur stellt die Zeitschrift "Der Querschnitt" als Kunstwerk des Monats Mai vor
Das LWL-Museum für Kunst und Kultur präsentiert die Kunstzeitschrift "Der Querschnitt" als Kunstwerk des Monats Mai.
Foto: LWL / Hanna Neander
Münster (lwl). Das Kunstwerk des Monats Mai im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster widmet sich der avantgardistischen Zeitschrift "Der Querschnitt", die zwischen 1921 und 1936 erschien. Es zählte inhaltlich wie visuell zu den bedeutenden kulturjournalistischen Projekten der Weimarer Republik.
Gegründet 1921 vom jüdischen Kunsthändler und Sammler sowie gebürtigen Münsteraner Alfred Flechtheim (1878-1937), entwickelte sich "Der Querschnitt" schnell von einem Mitteilungsblatt seiner Galerie zu einem internationalen Kulturmagazin für Kunst, Literatur und Fotografie. Es etablierte sich als exklusive, zeitgenössisches Magazin für eine kulturinteressierte Oberschicht und erreichte 1928/29 eine Auflage von 20.000 Stück pro Heft.
Die Zeitschrift vereinte kunsthistorische Essays mit kultureller Reportage und Fotografie im Stil des "Neuen Sehens". Das "Neue Sehen" wollte die Welt mit "neuen Augen" durch die Linse der Kamera betrachten und zeigen. Ziel war die bewusste Gestaltung der Wahrnehmung mit den Mitteln der modernen Technik, insbesondere der Fotografie. Die besondere Bildsprache sowie ein betont modernes Layout machten "Der Querschnitt" einzigartig in der deutschen Presselandschaft. Es erschienen regelmäßig Beiträge internationaler Schriftsteller:innen von Ernest Hemingway, Marcel Proust oder James Joyce sowie Bildstrecken mit Werken von Pablo Picasso, Fernand Léger oder Marc Chagall.
Die Geschichte dieser Zeitschrift ist eng mit der Biografie ihres Begründers Alfred Flechtheim verknüpft, der 1878 in Münster geboren wurde. Er entstammte einer angesehenen jüdischen Kaufmannsfamilie, und nach seiner kaufmännischen Ausbildung im internationalen Getreidehandel wandte er sich früh der Kunst zu. Ab 1906 trat er als Sammler französischer Avantgarde-Kunst hervor. Seine enge Verbindung zu Künstlern wie Picasso, Henri Matisse oder André Derain sowie sein Gespür für innovative Kunstströmungen prägten seine Tätigkeit als Galerist.
1913 öffnete Flechtheim er in Düsseldorf seine erste Galerie und mit dem Ziel, moderne Kunst einem breiten Publikum näherzubringen, gründete Flechtheim 1921 die Zeitschrift "Der Querschnitt". 1924 zog sich Flechtheim aus der Herausgeberschaft zurück, blieb dem Magazin aber verbunden. Seine Galerien führten bis 1933 über 150 Ausstellungen durch, auch mit Ankäufen durch deutsche Museen. Das damalige Landesmuseum der Provinz Westfalen in Münster erwarb damals mehrere Kunstwerke moderner westfälischer Künstler beiFlechtheim, darunter Gemälde von Max Schulze-Sölde (1887-1967) und Arnold Topp (1887-1945).
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde "Der Querschnitt" zunehmend zur Zielscheibe ideologischer Angriffe und 1936 verboten. Flechtheims Galerien wurden geschlossen, er emigrierte 1934 nach London. Dort versuchte er vergeblich, als Kunsthändler Fuß zu fassen. 1937 starb Flechtheim im Exil.
Die Bibliothek des LWL-Museums für Kunst und Kultur bewahrt bis heute zahlreiche Originalausgaben der Zeitschrift "Der Querschnitt" auf. Am Langen Freitag im Mai (9.5.) gibt der Leiter der Museumsbibliothek Martin Zangl um 18 Uhr eine Tour zum Kunstwerk des Monats Mai Tickets gibt es online im Ticketshop.
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Meltem Karaman, Telefon 0251 323-220, meltem.karaman@lwl.org
LWL-Museum für Kunst und Kultur
Tel.: 0251 5907-210Domplatz 10 48143 Münster Karte und Routenplaner
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