22.04.25 | Kultur Forschungsteam von Universität Münster und LWL erforschen Ausbreitung der Nosferatu-Spinne
"Citizen Science hilft dabei"
Bürgerwissenschaftler:innen melden Beobachtungen der Nosferatu-Spinne beim Naturbeobachtungsportal Observation.org.
Foto: Matthias Feuersenger/Observation.org
Münster (lwl). Seit rund 20 Jahren breitet sich die ursprünglich aus dem Mittelmeerraum stammende Nosferatu-Spinne in Deutschland aus. Mit ihrer Größe von bis zu fünf Zentimetern (Körper mit Beinen) und ihrem Ruf, eine schmerzhaft beißende Giftspinne zu sein, unterscheidet sie sich von den heimischen Spinnen. "Der berüchtigte Ruf dieser Spinne hat dabei sicherlich dazu beigetragen, dass es viele Beobachtungen gibt. Sie ist tatsächlich aber viel harmloser und friedliebender als ihr Ruf", so Dr. Jan Ole Kriegs, Direktor des LWL-Museums für Naturkunde in Münster.
Ein Forschungsteam der Universität Münster und vom Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) hat nun untersucht, wie sich die Spinnen ausbreiten. Kriegs: "Die Nosferatu-Spinne ist in Baden-Württemberg und in Nordrhein-Westfalen am meisten beobachtet worden."
Außerdem schauten die Fachleute, wie die Berichterstattung in den Medien mit der Meldung von Nosferatu-Spinnen-Beobachtungen durch Ehrenamtliche auf sogenannten Citizen-Science-Plattformen wie "Observation.org" zusammenhängt. Die Medienaufmerksamkeit rund um die Nosferatu-Spinne führte dazu, dass sich viele Menschen über die Art informierten - das konnten die Forschenden anhand von Analysen der Internetzugriffe feststellen.
Zudem förderte die Berichterstattung das Interesse an der Art und steigerte die Motivation, eigene Beobachtungen über Citizen-Science-Plattformen zu melden. Dr. Nadja Pernat vom Centre for Integrative Biodiversity Research and Applied Ecology (CIBRA) der Universität: "Solche Daten sind essenziell, um das Vorkommen und die potenziellen Auswirkungen der Art besser zu verstehen."
Das Projekt profitiere von der engen Kooperation zwischen dem LWL-Museum für Naturkunde und der Uni-AG Tierökologie unter Leitung von Prof. Dr. Sascha Buchholz, erklärt Pernat. Auch Studierende wurden aktiv in die Forschung eingebunden und konnten so Praxiserfahrung sammeln.
Die Forschenden sehen Potential in der Bürgerwissenschaft und schließen aus ihren Ergebnissen, dass künftige Monitoringprogramme für andere Arten erfolgreich mit Bürgerbeteiligung umzusetzen seien. Dr. Hilke Hollens-Kuhr von der AG: "Die enge Verknüpfung von Medien, Bürgerbeteiligung und wissenschaftlicher Forschung zeigt, wie effektiv Citizen Science in der modernen Biodiversitätsforschung eingesetzt werden kann."
Das Forschungsteam bittet interessierte Naturbeobachtende, ihre Beobachtungen von der Nosferatu-Spinne aber auch von anderen Tier-, Pilz- und Pflanzenarten auf Citizen-Science-Plattformen wie der internationalen Naturbeobachtungsplattform "Observation.org" mit der Smartphone-App "Obsidentify" zu melden.
Dabei könnten alle mitmachen, denn die automatische Fotobestimmungsfunktion der App "Obsidentify" helfe bei der Bestimmung der Arten. Interessierte können ihre Beobachtungen melden, Fachleute bewerten anschließend die Daten, so dass die Daten für Forschung und Naturschutz genutzt werden können. "So kann jeder zur Erforschung der Biodiversität beitragen", sagt Co-Autor Kriegs.
Interessierte finden Studie hier:
DOI: https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1439179125000155?via%3Dihub
Mit der Bestimmungsapp ObsIdentify kann ganz einfach die Nosferatu-Spinne bestimmt und gemeldet werden.
Foto: Jan Ole Kriegs
Die meisten Spinnen haben acht Augen, manche Familien auch 6. Die Nosferatu-Spinne gehört zu den Kräuseljagdspinnen (Zoropsidae) und blickt durch ihre 8 Augen in die Kamera, auch wenn man die hinteren Augen auf dem Foto nicht erkennen kann.
Foto: Jan Ole Kriegs
Die berühmt berüchtigte Nosferatu-Spinne ist tatsächlich viel harmloser als ihr Ruf.
Foto: Leon Berghaus
Pressekontakt
Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
LWL-Museum für Naturkunde
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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