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10.04.25 | Kultur Neue Erkenntnisse zum Umgang mit Baumberger Kalksandstein

LWL stellt Online-Leitfaden vor

Projektleiterin Dr. Birte Graue (v.l./LWL), Constanze Fuhrmann von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und LWL-Chefdenkmalpfleger Dr. Holger Mertens freuen sich über den veröffentlichten Leitfaden.<br>Foto: LWL/Ricarda Bodi

Projektleiterin Dr. Birte Graue (v.l./LWL), Constanze Fuhrmann von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt und LWL-Chefdenkmalpfleger Dr. Holger Mertens freuen sich über den veröffentlichten Leitfaden.
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Münster (lwl). In Westfalen-Lippe gibt es einen reichen Bestand an Denkmälern aus Baumberger Kalksandstein. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) hat einen Online-Leitfaden zum Erhalt dieser stark gefährdeten Objekte entwickelt und am Donnerstag (10.4.) im Rahmen einer Veranstaltung vorgestellt. Es ist bundesweit der erste webbasierte Leitfaden zum praxisbezogenen Umgang mit Naturstein-Denkmälern. Die Ergebnisse resultieren aus einem mehrjährigen, von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Forschungsprojekt. Die LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen, hat so eine Grundlage zum langfristigen Schutz dieser Denkmäler geschaffen.

"Früher wurde der witterungsanfällige Baumberger Kalksandstein häufig mit einer wasserabweisenden Schicht überzogen - hydrophobiert. Das hat die Schäden im Laufe der Jahre leider verstärkt", erklärte LWL-Chefdenkmalpfleger Dr. Holger Mertens das Problem. Bisher gäbe es keine langfristig wirkenden Erhaltungsmaßnahmen, was die Denkmaleigentümerinnen und -eigentümer und alle, die sich mit der Instandhaltung dieser Objekte beschäftigen, vor eine große Herausforderung stelle. "Ich freue mich sehr, dass wir durch das Forschungsprojekt nun Strategien gefunden haben und diese weitergeben können", so Mertens weiter.

DBU-Fachreferentin Constanze Fuhrmann ergänzte: "Die Schadensprozesse am Baumberger Kalksandstein sind von Umwelteinflüssen abhängig - insbesondere von Wassereintrag. Klimawandelfolgen wie Starkregen verschärfen die Herausforderung noch." Zudem werden die Ergebnisse der Expertin zufolge nicht nur die Restaurierung und Denkmalpflege in Westfalen-Lippe voranbringen, sondern können auch bundesweit auf andere Naturstein-Denkmäler übertragen und für deren Erhalt genutzt werden. "Der digitale Leitfaden ermöglicht eine flexible Nutzung vor Ort am Objekt. Das ist besonders innovativ, verbessert die Qualität der Beratung und steigert zugleich die Effizienz in der Denkmalpflege", so Fuhrmann.

"Mit einem transdisziplinären Team haben wir die Schadensprozesse an ausgewählten Denkmälern genauer beleuchtet", sagte Projektleiterin Dr. Birte Graue vom LWL-Fachamt. "Darauf aufbauend haben wir modellhafte Konservierungen durchgeführt und laufende Restaurierungen erfasst. Daraus haben wir ein Untersuchungsprogramm zur präzisen Schadenserkennung, ein Baukastensystem für optimierte Maßnahmen sowie ein Monitoring- und Wartungsprogramm zur Nachsorge entwickelt. Für den leichteren Zugang haben wir außerdem einen praxisorientierten Online-Leitfaden veröffentlicht." Der Leitfaden ist unter https://www.lwl-steinkonservierung.de abzurufen.

Hintergrund Baumberger Kalksandstein

Baumberger Kalksandstein ist ein bedeutendes Baumaterial in Westfalen-Lippe. Seit über 1.000 Jahren wird er in den Baumbergen zwischen Billerbeck, Havixbeck und Nottuln in Kreis Coesfeld abgebaut. Aufgrund seiner Beschaffenheit ist er ein hervorragendes Baumaterial für detaillierte, bildhauerisch fein bearbeitete Natursteinoberflächen. Er prägt bedeutende Baudenkmäler wie das Schloss, den Dom und den Erbdrostenhof in Münster, Burg Hülshoff und Haus Stapel in Havixbeck oder Schloss Darfeld: Vom Werkstein und einfachen Fenstereinfassungen, über detaillierte Bauzier, bis hin zu freistehenden Skulpturen und Bildstöcken. Das feinporige, Tonminerale führende Material ist jedoch sehr witterungsanfällig. Versuche, den Verfall durch Hydrophobierungen in den 1960-80er Jahren zu stoppen, führten oft zu verstärkten Schäden.

Messungen des Bohrwiderstands- und der Wasseraufnahme an der Galerie von Schloss Darfeld.<br>Foto: LWL

Messungen des Bohrwiderstands- und der Wasseraufnahme an der Galerie von Schloss Darfeld.
Foto: LWL

Zur Überwachung und frühzeitigen Erkennung neuer Schäden wurde ein digitales drohnengestütztes Monitoringverfahren entwickelt, hier im Einsatz am Schloss Münster<br>Foto: LWL

Zur Überwachung und frühzeitigen Erkennung neuer Schäden wurde ein digitales drohnengestütztes Monitoringverfahren entwickelt, hier im Einsatz am Schloss Münster
Foto: LWL

Durch Verwitterung und Hydrophobierung stark geschädigt: Die heilige Anna aus Schloss Harkotten in Sassenberg (Kreis Warendorf).<br>Foto: LWL/Hartwig Dülberg

Durch Verwitterung und Hydrophobierung stark geschädigt: Die heilige Anna aus Schloss Harkotten in Sassenberg (Kreis Warendorf).
Foto: LWL/Hartwig Dülberg

Untersuchungsmethode zur Erkennung von Schäden: Prüfverfahren zu Wasseraufnahme hier am Schloss Münster.<br>Foto: F. Schlütter

Untersuchungsmethode zur Erkennung von Schäden: Prüfverfahren zu Wasseraufnahme hier am Schloss Münster.
Foto: F. Schlütter

Giebelfigur aus Baumberger Kalksandstein am Schloss Münster.<br>Foto: LWL/Beat Sigrist

Giebelfigur aus Baumberger Kalksandstein am Schloss Münster.
Foto: LWL/Beat Sigrist

Pressekontakt

Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235

presse@lwl.org

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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