19.03.25 | Kultur Pfostenbauten, Brunnen, Heubergen und Herdstellen
Gut erhaltene Spuren eines mehrphasigen Gehöfts entdeckt, erstmals spätantik/frühmittelalterliche Siedlungsspuren in Hamm
Die in den Boden eingetieften Siedlungsspuren sind ungewöhnlich gut erhalten. "Um den unfruchtbaren Boden zu düngen, hatte man nach der Aufgabe des Hofs Plaggenesch einen neuen Boden aufgetragen", erläutert Dr. Eva Cichy, Wissenschaftliche Referentin bei der LWL-Archäologie für Westfalen. Diese Überdeckung sorgte dafür, dass sogar die Reste von Herdstellen in Form von dicken verziegelten Lehmplatten gut erhalten blieben.
Daniel Riemenschneider, technischer Grabungsleiter der LWL-Außenstelle Olpe: "Eine dieser Herdstellen wurde über einem eingetieften und später verfüllten älteren Gebäudebereich angelegt und gehört zu einem jüngeren Bau an gleicher Stelle." Vor allem ein besonders groß dimensioniertes Haus, vermutlich ein großes Wohngebäude, wurde immer wieder an gleicher Stelle erneuert, wovon ein Gewirr von Pfostengruben in einem Bereich des Gehöfts zeugt.
Einige der Gebäudespuren dürften zu einer frühen Phase gehören, die die Fachleute in das 5./Anfang 6. Jahrhundert datieren, eine Epoche aus der bisher auf Hammer Stadtgebiet keine Siedlungsspuren bekannt waren. Danach scheint es zu einem Siedlungsabbruch gekommen zu sein. Erst ab dem 9. Jahrhundert wurde dann vor Ort wieder gebaut und gewohnt. Mithilfe der zahlreichen Funde hoffen Cichy und Riemenschneider die unterschiedlichen Nutzungsphasen der Hofstelle ermitteln zu können, zu der auch noch Brunnen und Heubergen (runde überdachte Gestelle zur Heulagerung) gehörten.
Während die Erschließungsarbeiten laufen, werden die zahlreichen eingegrabenen Siedlungsspuren auf der neuaufgezogenen Fläche dokumentiert.
Foto: LWL/D. Riemenschneider
Viele Pfostengruben und ein großer Brunnenschacht (hinten links) zeichnen sich im hellen Sand als schwarze Verfärbungen gut ab.
Foto: LWL/D. Riemenschneider
Eine Herdstelle in Form eines dicken, verziegelten Lehmpakets wird vorsichtig freigelegt.
Foto: LWL/D. Riemenschneider
Als große rechteckige Verfärbung zeichnet sich die Verfüllung eines eingetieften Baukörpers, eines Grubenhauses, ab. Nachträglich wurde mittig eine Herdstelle angelegt, die vermutlich zu einem jüngeren Bau an gleicher Stelle gehörte.
Foto: LWL/D. Riemenschneider
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Julia Großekathöfer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591- 8907
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