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27.02.25 | Psychiatrie "Sucht fühlt sich an wie ein freier Fall mit kaputtem Fallschirm"

Betroffene Jugendliche sprechen über ihre Erfahrungen und den Weg aus der Sucht in der zweiten Folge des Podcasts "Seelenstruggle"

In der zweiten Folge des Podcasts "Seelenstruggle" der LWL-Universitätsklinik Hamm geht es um das Thema Sucht.<br>Bild: LWL

In der zweiten Folge des Podcasts "Seelenstruggle" der LWL-Universitätsklinik Hamm geht es um das Thema Sucht.
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Hamm (lwl). In der zweiten Folge des Podcasts "Seelenstruggle" der LWL-Universitätsklinik Hamm kommen betroffene Jugendliche zu Wort, die über ihre Erfahrungen mit Suchterkrankungen und ihren Weg aus der Sucht berichten. In einer Zeit, in der der Drogenkonsum unter Jugendlichen besorgniserregend ansteigt, berichten drei junge Menschen von ihren Erfahrungen mit Sucht und dem Weg zur Genesung. Noel (alle Namen geändert) (19), Mira (16) und Liam (17) möchten ihre Geschichten teilen, um anderen Mut zu machen.

Noel, ein 19-jähriger ehemaliger Patient der kinder- und jugendpsychiatrischen LWL-Universitätsklinik in Hamm, erzählt von seinem ersten Kontakt mit Alkohol im Alter von 15 Jahren und dem anschließenden Ausprobieren von Cannabis, hinzu kamen chemische Substanzen. Zu Beginn hat er die Drogen überwiegend auf Partys konsumiert. "Der Übergang vom Ausprobieren bis zur Sucht war fließend", reflektiert er. Heute lebt er in einer Wohngruppe und wird seit seinem 14. Lebensjahr therapeutisch betreut. "Drogen machen total vergesslich, zeitweise habe ich meine Freunde nicht erkannt oder wusste nicht, wo ich bin", berichtet Noel über die erschreckenden Auswirkungen seines Konsums.

"Suchterkrankungen gehören zu den am meisten stigmatisierten Erkrankungen, die wir in der Kinder- und Jugendpsychiatrie kennen", sagt Davina Hahn, Psychologin in der LWL-Universitätsklinik Hamm. "Häufig erleben wir, dass Angehörige oder andere Menschen denken, die Betroffenen seien selbst schuld, denn sie könnten ja mit dem Suchtmittelkonsum aufhören. Dass es sich hierbei um eine Erkrankung handelt, wird dabei oft nicht gesehen."

Mira, die seit zwei Jahren abstinent ist, begann im Alter von 12 Jahren mit dem Konsum von Drogen, von Alkohol bis hin zu chemischen Substanzen. Der Gruppenzwang und das Bedürfnis, dazuzugehören, führten sie in eine gefährliche Gemeinschaft, in der sie sich zunächst wohlfühlte. Doch die Schattenseiten des Konsums blieben nicht aus. "Sucht fühlt sich an wie ein freier Fall mit kaputtem Fallschirm. Es macht Spaß, aber man kann sich nicht selbst retten", beschreibt Mira ihre damalige Situation. Der entscheidende Wendepunkt kam, als sie in eine Wohngruppe aufgenommen wurde. Nach einem Drogenentzug konnte sie endlich an den Ursachen ihres Konsums arbeiten und ihre Probleme angehen.

Liam, der ebenfalls seit einem Jahr abstinent ist, begann mit 11 Jahren zu rauchen und entwickelte mit 14 Jahren eine schleichende Cannabissucht. "Ich lebte nur noch für die Droge", erinnert er sich. "Die Verfügbarkeit von Drogen ist extrem leicht", warnt Liam und fügt hinzu, dass der Prozess der Sucht oft unbemerkt beginnt. Heute ist er stolz darauf, clean zu sein und möchte anderen helfen, die in ähnlichen Situationen stecken. "Ich bemitleide die Menschen, die konsumieren, weil sie sich ihr Leben total kaputt machen", sagt er.

Beide Jugendlichen haben in der Wohngruppe nicht nur Unterstützung gefunden, sondern auch neue Perspektiven für ihre Zukunft. Ihre Geschichten sind ein eindringlicher Appell an die Gesellschaft, das Thema Sucht ernst zu nehmen und betroffenen Jugendlichen die notwendige Hilfe und Unterstützung zukommen zu lassen.

Die zweite Folge von "Seelenstruggle" bietet nicht nur Einblicke in die Herausforderungen, mit denen Jugendliche konfrontiert sind, sondern auch Hoffnung und Inspiration für alle, die ähnliche Kämpfe durchleben. Im "Deep Dive" dieser Folge vertiefen Expertinnen und Experten die besprochenen Themen und bieten zusätzliche Perspektiven. Besonderes Augenmerk liegt auf der Vielfalt der Formate innerhalb der Folgen.

Die Podcast-Folge zum Thema Suchterkrankungen bei Kindern und Jugendlichen ist jetzt im Podcast "Seelenstruggle" auf allen gängigen Streaming-Plattformen sowie auf der Webseite der Uniklinik Hamm unter https://www.lwl-uk-hamm.de (https://www.lwl-uk-hamm.de/de/aktuelles/seelenstruggle-dein-podcast-der-lwl-uniklinik-hamm/) verfügbar.

Hintergrund zum Podcast "Seelenstruggle":

Unter dem Titel "Seelenstruggle" hat die Universitätsklinik Hamm des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) einen Podcast gestartet, in dem betroffene Jugendliche, die mit psychischen Erkrankungen, emotionalen Belastungen und Stressfaktoren zu kämpfen haben, selbst zu Wort kommen und über ihre Erfahrungen berichten.

Die erste Staffel umfasst sechs spannende Episoden, in denen sowohl häufige Störungsbilder als auch alltägliche Herausforderungen besprochen werden. In jeder Hauptfolge kommen betroffene Jugendliche sowie Angehörige zu Wort, die ihre persönlichen Geschichten und Einsichten teilen. Der Podcast soll nicht nur aufklären und entstigmatisieren, sondern auch das Bewusstsein für die psychische Gesundheit von Jugendlichen schärfen und einen offenen Dialog über Themen wie Depression, Angststörungen, Sucht und Stress im Alltag anregen.

Unter der Moderation des Radiomoderators Kai Klüting und der Unterstützung von Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin Laura Derks sowie Psychologin Davina Hahn wird in "Seelenstruggle" ein offener und verständlicher Zugang zu sensiblen Themen geschaffen.

Den Podcast finden Sie hier: https://www.lwl-uk-hamm.de/de/aktuelles/seelenstruggle-dein-podcast-der-lwl-uniklinik-hamm/

Pressekontakt

Klaudia Suilmann, LWL-Universitätsklinik Hamm, Telefon: 02381 893-5018, klaudia.suilmann@lwl.org und Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235

presse@lwl.org

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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