18.11.24 | Kultur Zeitgemäße Restaurierung des "Kalvarienbergs"
Neue Medienstation im LWL-Museum für Kunst und Kultur
An der interaktiven Medienstation erhalten Besucher:innen Einblicke in die Teilrestaurierung Hermann von Rings "Kalvarienbergs" (um 1550).
Foto: LWL / Hanna Neander
Münster (lwl). Im LWL-Museum für Kunst und Kultur in Münster bekommen Besuchende jetzt Einblick in den Restaurierungsprozess des um 1550 entstandenen Holztafelgemäldes "Kalvarienberg" von Hermann tom Ring. Nach mehrjähriger Teilrestaurierung wird das Renaissance-Werk nun in der Sammlung des Museums präsentiert. Eine Medienstation gegenüber der Tafel macht restaurierte, aber auch gealterte und beschädigte Stellen der Bildoberfläche sichtbar und erläutert ihre Entstehung.
Der Maler tom Ring prägte das westfälische Kunstgeschehen des 16. Jahrhunderts maßgeblich und war seiner Zeit der bedeutendste Künstler in Münster. Sein Gesamtwerk zeichnet sich durch eine Vielzahl religiöser Darstellungen aus. Der "Kalvarienberg" stellt seine größte und ausführlichste Version der Kreuzigung Christi dar. Obwohl Auftraggeber und ursprünglicher Bestimmungsort nicht überliefert sind, wurde das Gemälde vermutlich für einen hohen kirchlichen Würdenträger angefertigt.
Aufgrund seines Zustandes wurde der "Kalvarienberg" bis 2017 im Depot des Museums gelagert. Erst als Folge einer Anfrage wurden im selben Jahr technologische Untersuchungen und erste Restaurierungsarbeiten aufgenommen.
Im Fokus der ersten Bearbeitungsphase 2020 stand die Konservierung und Restaurierung der Bildschichtoberfläche. Während die Bildelemente bis in die Details weitgehend erhalten geblieben sind, hatten sich die Farbtöne hingegen mit den Jahrhunderten verändert. Das heutige Erscheinungsbild des "Kalvarienbergs" spiegelt daher nicht den originalen Farbeindruck wider. Die zweite Bearbeitungsphase im Jahr 2023 verfolgte nicht das Ziel einer Vollrestaurierung, sondern sollte nur für eine ebenmäßigere Bildoberfläche sorgen.
"Der Restaurierungsprozess des 'Kalvarienbergs' veranschaulicht damit eine zeitgemäße Restaurierungsethik", so die Kuratorin Dr. Judith Claus. Da die ursprüngliche Farbgestaltung nicht mehr exakt rekonstruiert werden könne und darüber hinaus kein fälschlich intakt erhaltener Zustand des Gemäldes vermittelt werden solle, wurden lediglich Lücken ausgebessert. Farbdünnungen der Bildoberfläche wurden hingegen als historisch gewachsener Teil der Objektsgeschichte belassen.
Der Prozess dieser Teilrestaurierung wird den Besuchenden nun mit einer digitalen Medienstation im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) vermittelt. Auf einem hochauflösenden Multitouch-Display zeigt sie die restaurierten Elemente und Beschädigungen des "Kalvarienbergs" auf und erläutert sie. Durch eine Zoom-Funktion, mithilfe derer Bildausschnitte vielfach vergrößert dargestellt werden können, eröffnet sich darüber hinaus ein neuer Blick auf die den Jahrhunderten oder dem Einwirken von Menschen geschuldeten Spuren der Werksgeschichte.
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Romany Schmidt, Telefon 0251 5907-312, romany.schmidt@lwl.org
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