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06.11.24 | Maßregelvollzug Arbeitsplatz Forensik - 50 Eltern, Großeltern, Kinder, Onkel und Tanten von Beschäftigten werfen Blick hinter die Klinikmauern

Angehörigentag im LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Marsberg

Rund 50 Angehörige von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des LWL-Therapiezentrums für Forensische Psychiatrie Marsberg informierten sich über die Arbeit in der Suchtfachklinik. In der Turnhalle konnten sie mit sogenannten Rauschbrillen testen, wie sich ein erhöhter Promillewert auf ihre Koordination auswirkt.<br>Foto: LWL/Julia Hollwedel

Rund 50 Angehörige von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des LWL-Therapiezentrums für Forensische Psychiatrie Marsberg informierten sich über die Arbeit in der Suchtfachklinik. In der Turnhalle konnten sie mit sogenannten Rauschbrillen testen, wie sich ein erhöhter Promillewert auf ihre Koordination auswirkt.
Foto: LWL/Julia Hollwedel
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Marsberg (lwl). Wo und wie arbeitet eigentlich mein Mann, meine Mama, mein Opa? Wenn die Antwort "in einer Maßregelvollzugsklinik" lautet, können sich viele trotz zahlreicher Erzählungen oftmals nicht genau vorstellen, wie der Arbeitsalltag in einer forensisch-psychiatrischen Klinik abläuft. Rund 50 Angehörige von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des LWL-Therapiezentrums für Forensische Psychiatrie Marsberg (Hochsauerlandkreis) konnten nun einen ganz eigenen Blick hinter die 5,50 Meter hohen Mauern und Zäune werfen und sich direkt informieren. Sie nahmen an einem Angehörigentag des Fachkrankenhauses für suchtkranke Straftäter in Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) teil.

Pflegedirektor Hubertus Gerlach, Dietmar Pingel, stellvertretender therapeutischer Direktor des LWL-Therapiezentrums, und Stefan Nicke, stellvertretender kaufmännischer Direktor, begrüßten die Gäste.

"Die Arbeit in der Forensik ist vielseitig und interessant", so Hubertus Gerlach. Neben dem Pflege- und Erziehungsdienst - der größten Arbeitsgruppe im Maßregelvollzug - gebe es unter anderem noch Ärzte, Psychologinnen, Sozialarbeiterinnen, Lehrer, Arbeits- und Sporttherapeuten. Insgesamt rund 200 Beschäftigte, die an der Sicherung, Behandlung und Resozialisierung der suchtkranken Patienten beteiligt sind. "Mit unserem Tag für Angehörige möchten wir Familienangehörigen den Arbeitsplatz ,Forensische Psychiatrieâ¿¿ zeigen - und auch, dass dieser nicht annähernd so gefährlich ist, wie sich das manche Außenstehende vielleicht vorstellen."

In kleinen Gruppen erkundeten die Besucherinnen und Besucher das Therapiezentrum, die Sicherheitsschleuse für die Busse, eine Station, die Bereiche der Arbeitstherapien und der Bewegungstherapie.

In der Turnhalle konnten die Besucher:innen mit Hilfe einer sogenannten Rauschbrille und einem Parcours selbst erleben, wie sich Promillewerte auf  Sicht und Koordination auswirken. "Eine Suchterkrankung kommt selten allein", so Dietmar Pingel. "Viele Patienten fangen in jungen Jahren mit dem Drogenkonsum an. Das hinterlässt Spuren: Probleme bei der Stimmungsregulation, Depressionen oder psychotische Störungen können die Folge sein."

Viele Patienten besitzen weder einen Schulabschluss noch eine abgeschlossene Berufsausbildung. Stefan Nicke: "Neben unseren Therapieangeboten möchten wir unsere Patienten wieder für den ersten Arbeitsmarkt fit machen. Viele sind jung und haben noch ihr ganzes Berufsleben vor sich." Die Arbeitstherapien mit den Werkstoffen Metall, Holz, Form und Farbe bieten die Möglichkeit zu einer ersten Berufsorientierung. Es besteht die Möglichkeit, Teilqualifikationen in den Bereichen Büromanagement, Schlosserei und Gastronomie zu erwerben. "Diese Erfolge senken das Rückfallrisiko und schenken Perspektiven", betonte Nicke.

Die Besucherinnen und Besucher zeigten sich beeindruckt von der Einrichtung und den gewonnenen Einblicken und können sich nun noch ein bisschen besser den Arbeitsalltag ihrer Angehörigen vorstellen.

Die Klinikleitung sprach zudem eine Einladung für das kommende Wochenende aus, wenn das Therapiezentrum für den Weihnachtsbasar seine Turnhalle öffnet. Der Weihnachtsbasar beginnt am Samstag, 9. November, um 10 Uhr in der Turnhalle des LWL-Therapiezentrums für Forensische Psychiatrie Marsberg und endet um 17 Uhr. Am Sonntag, 10. November, öffnet das TZ für zwei Stunden erneut ab 14 Uhr.

Hintergrund

Das LWL-Therapiezentrum für Forensische Psychiatrie Marsberg ist ein Fachkrankenhaus für suchtkranke und ausschließlich männliche Straftäter. Rechtsgrundlage für die Aufnahme ist eine gerichtliche Verurteilung nach Paragraf 64 Strafgesetzbuch (StGB) zu einer sogenannten Maßregel der Besserung und Sicherung. Die Klinik verfügt über 111 stationäre Therapieplätze. Der überwiegende Teil davon ist besonders gesichert. Die Einrichtung steht als eine von derzeit sechs Maßregelvollzugskliniken in Trägerschaft des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL).

Pressekontakt

Thorsten Fechtner, LWL-Pressestelle, 0251 591-235; Bianca Hannig, LWL-Maßregelvollzugsabteilung, 0251 591-3476

presse@lwl.org

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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