11.10.24 | Kultur Rohstoffe, Regionen, Reichtum. Ein unfaires Spiel?
Neues Ausstellungsformat für Schulklassen im LWL-Museum Zeche Nachtigall
An den einzelnen Spielstationen können Schülerinnen und Schüler mit Hilfe von Handys und QR-Codes Aufgaben erfüllen, Rohstoffe abbauen oder Müll entsorgen.
Foto: LWL / Frauke Kreutzmann
Witten (lwl). "Rohstoffe, Regionen, Reichtum. Ein unfaires Spiel?" heißt ein neues interaktives Ausstellungsformat im LWL-Museum Zeche Nachtigall in Witten (Ennepe-Ruhr-Kreis). In dem analog-digitalen Spiel tauchen Schülerinnen und Schüler in die komplexen Strukturen des weltweiten Handels mit Holz, Getreide, Erdöl, Gold und Müll ein. Das insgesamt 2,5-stündige Angebot im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) wurde hauptsächlich für die Klassen 7 bis 10 konzipiert. Aber auch anderen Gruppen jeden Alters steht das Programm offen.
Vier Regionen, fünf Rohstoffe, ein Ziel: in sechs Runden möglichst viel Wohlstand für die eigene Region erreichen. So einfach klingen die Regeln, wenn das Spiel die Schülerinnen und Schüler nach dem Zufallsprinzip auf die Regionen verteilt. Was sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen: Die Startbedingungen sind nicht für alle gleich.
Eine Region hat reiche Goldvorkommen, eine zweite von allem etwas und eine dritte darf sich bei allen anderen bedienen. Ihren Müll kippen alle in der vierten Region ab. Wohlstand erarbeiten sich die Schülerinnen und Schüler zum Beispiel durch den Aufbau von Gesundheitssystemen oder den Bau von Forschungseinrichtungen. All das kostet Geld oder Rohstoffe, die man abbauen, in anderen Regionen einkassieren oder auf dem Weltmarkt kaufen kann. Zwischen den einzelnen Runden stimmen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam darüber ab, wie sie sich bei bestimmten Ereignissen verhalten: Wem gehören neu entdeckte Rohstoffvorkommen? Wie viel Hilfe bekommt ein Land bei einer Erdbebenkatastrophe? Jede Errungenschaft und jede Entscheidung bringt Konsequenzen mit sich, die das weltweite System aus den Fugen geraten lassen können. Dabei holen manche Regionen erst im Verlauf des Spiels auf und fordern die etablierten Regionen heraus. Das Ende des Spiels ist offen. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden selbst, wie sie den eigenen Wohlstand und das Zusammenleben der globalen Gemeinschaft gewichten. Jede Situation erfordert eine neue Entscheidung.
"Wir wollen mit dem Programm die Abhängigkeiten des Rohstoffhandels deutlich machen und das Bewusstsein für die globalen Zusammenhänge schärfen", erklärt Nikolai Ingenerf, wissenschaftlicher Referent im LWL-Museum Zeche Nachtigall. In Teamarbeit mit der wissenschaftlichen Volontärin Tabea Hiller und der Firma "Playing History" aus Berlin entstand ein komplexes Spiel, das in Probeläufen mit Klassen des Albert-Martmöller-Gymnasiums aus Witten seinen Feinschliff erhielt. "Die Zusammenarbeit mit den Schülerinnen und Schülern war sehr wertvoll für uns. Nur durch diese Form der Partizipation konnten wir den Schritt von der Idee zum fertigen Spiel machen. Es ist schön zu sehen, dass wir mit dem spielerischen Konzept nachhaltige Erlebnisse schaffen", so Hiller. Gespielt wird mit maximal 15 Personen. Die Klassen werden daher in zwei Gruppen geteilt. Während eine spielt, erkundet die zweite das Besucherbergwerk, danach wird getauscht.
Das Ausstellungsformat "Rohstoffe, Regionen, Reichtum" ist Teil des Themenjahres "POWR! Postkoloniales Westfalen-Lippe", das von der LWL-Kulturstiftung gefördert wird. "Kolonialismus hat viele Facetten und wirkt bis heute nach. Die Folgen zeigen sich auch im globalen Rohstoffhandel. Nicht alle Länder, die bestimmte Rohstoffe abbauen, profitieren von deren Verkauf", so Ingenerf.
Das neue Angebot kostet 95 Euro pro Gruppe. Der Eintritt für Schülerinnen und Schüler sowie für zwei Begleitpersonen ist frei. Informationen und Buchung über https://www.zeche-nachtigall.lwl.org.
Für das interaktive Ausstellungsformat wurde ein Raum im ehemaligen Werkstattgebäude der Zeche Nachtigall eingerichtet.
Foto: LWL / Frauke Kreutzmann
Für das Spiel "Rohstoffe, Regionen, Reichtum" werden Klassen geteilt: Während eine Gruppe spielt, erkundet die andere das Besucherbergwerk der Zeche Nachtigall, danach wird getauscht.
Foto: LWL / Julia Gehrmann
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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