19.09.24 | Kultur Kulinarisches, Musik, Workshops, Führungen und eine Familiengeschichte im Live-Podcast
LWL-Museum für Archäologie und Kultur eröffnet Ausstellungsteil zu Migration
Dr. Susanne Jülich, stellvertretende Museumsleiterin des LWL-MAK und Kuratorin der Dauerausstellung, Prof. Dr. Michael Rind, Direktor der LWL-Archäologie für Westfalen, Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, LWL-Kulturdezernentin, Muzaffer Oruc und Michael Barszap, stellvertretende Vorsitzende des gfi (v.l.n.r.) testen den neuen digitalen Kubus Migration.
Foto: LWL/L. Radebold
Herne (lwl). Am Sonntag (29.9.) ab 12 Uhr feiert das LWL-Museum für Archäologie und Kultur in Herne die Eröffnung eines neuen Ausstellungsbereichs zum Thema Migration. Die rein digitale Anwendung widmet sich aus historischer und archäologischer Perspektive einem aktuellen Thema. Neue AR-Technologie (Augmented Reality, zu deutsch erweiterte Realität) lässt Exponate wie das 72.000 Jahre alte Faustkeilmesser (Pradnikmesser) eines Neandertalers in 3D vor den Augen der Besuchenden erscheinen. Insgesamt fünf Ausstellungsstücke sind im Kubus Migration zu erleben.
"Mit der neuen digitalen Anwendung zum Thema Migration wird die Identität des LWL-Museums als Erinnerungsort noch gestärkt. In unseren Museen geht es darum, neue Themen aufzugreifen und die Menschen in Westfalen-Lippe zu ermutigen, ihre Themen, Erfahrungen und Vermittlungsformen in die Geschichtskultur ihrer Region einzubringen. Migration hat zu vielen Zeiten dazu beigetragen, dass sich Menschen und Kulturen weiterentwickelt haben. Das möchten und müssen wir unseren Besuchenden vermitteln", so die Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL), Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger.
Gleichzeitig feiert die "Gesellschaft zur Förderung der Integrationsarbeit Herne e. V." (gfi) ihren 20. Geburtstag. Daher bietet das Museum am Sonntag zusammen mit der gfi ein buntes Programm mit orientalischem und afrikanischem Essen, Musik, einem Näh-Workshop, mit Henna-Malerei, einer Bronzeschmuckwerkstatt, einer "magischen Töpferscheibe" und Spezialführungen durch die Dauerausstellung.
Im Live-Podcast "Quietschbunt" erzählt eine Herner Familie mit türkischen Wurzeln ihre Migrationsgeschichte. Alle Besuchenden sind ganztägig zum Austausch eingeladen. Der Eintritt und alle Angebote sind an diesem Tag kostenfrei.
20 Jahre gfi herne e.V.
Bürgermeisterin Andrea Oehler: "Über ein Viertel der Einwohner:innen in Herne haben einen Migrationshintergrund. Deshalb ist es eine zentrale Aufgabe der Stadt, für ein gutes Miteinander der Menschen zu sorgen." Die Herner Bürgermeisterin begrüßt das ehrenamtliche Engagement der gfi, die seit 20 Jahren für gelungene Integrationsarbeit stehe.
Michael Barszap, stellvertretender Geschäftsführer der Gesellschaft: "Wir verbinden Menschen. Mit unseren Angeboten möchten wir das friedliche Zusammenleben aller - unabhängig von ihrer ethnischen oder kulturellen Herkunft - in unserer Stadt fördern." Zu den Aufgaben der gfi gehöre neben der gleichberechtigten Teilhabe auch die Förderung freundschaftlicher und interkultureller Beziehungen sowie der Abbau von Vorurteilen. Pohl: "Das wollen wir mit einer Geburtstagsfeier im LWL-Museum für Archäologie und Kultur leben und laden alle Interessierten herzlich zu einer Feier der Vielfalt ein."
Neuer Migrations-Bereich
"Migration ist kein modernes Phänomen. In der Archäologie beobachten wir schon seit Jahrtausenden weltweit Muster vom Kommen und Gehen. In Westfalen stammt das früheste Zeugnis der Abwanderung - tatsächlich klimabedingt - von den Neandertalern", so der LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind. Weitere Zeugnisse für Migration aufgrund von bewaffneten Konflikten, Arbeit oder aus familiären Gründen lassen sich nach seinen Angaben auch in Westfalen schon früh finden.
Das sogenannte Pradnikmesser, ein klassisches Universalwerkzeug der Neandertaler, ist das älteste Exponat im neuen digitalen Ausstellungsteil der Dauerausstellung. Mit neuester AR-Technologie können Besuchende ab Sonntag (29.9.) in die Geschichte der Migration eintauchen und erfahren anhand ausgewählter Funde, warum Menschen sich über Jahrtausende hinweg immer wieder zum Aufbruch nach Westfalen entschlossen haben. Kuratorin Dr. Susanne Jülich: "Die Armbrustfibel eines Söldners aus dem Römischen Reich, venezianische Glashandwerkskunst und Schmuck erzählen frühe westfälische Geschichten der Migration. Sie zeigen, dass die Beweggründe für Migration früher wie heute gleich sind."
Der Ausstellungsteil ist rein digital. Jülich: "Die Besuchenden erleben ihn mit Hilfe von Tablets. Damit können sie virtuelle Kisten öffnen und deren Inhalte durchstöbern. In jeder Kiste schlummert die Geschichte eines Objekts und man erfährt, was es ist, woher es stammt und wieso es uns eine Migrationsgeschichte erzählt." Klima, wirtschaftliche Gründe, Handel und Handwerk waren damals wie heute Gründe, die Heimat zu verlassen. Wie der "Besuch" des Kubus funktioniert, wird auf jedem Tablet erläutert. Am Eröffnungstag stehen zusätzlich Helfer:innen bereit, die bei Bedarf unterstützen.
Rahmenprogramm zur Eröffnung in der Übersicht
12 bis 13 Uhr: Offizielle Eröffnung
Begrüßung durch die Herner Bürgermeisterin Andrea Oehler, Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders sowie Andrea Darwiche, Vorsitzende der gfi und ihren Stellvertreter Muzaffer Oruc.
Umrahmt wird die offizielle Eröffnung durch musikalische Beiträge des Posaunentrios "Buccinate".
11 bis 18 Uhr: Orientalische und afrikanische Speisen
Kulinarisches Angebot der gfi sowie der Bochumer "Atinka African Bar & Restaurant", die die Besuchenden in der Museumspädagogik und im Innenhof mit orientalischen und afrikanischen Speisen versorgen. Wer es lieber süß bei einem Heißgetränk mag, bekommt von der gfi Kaffee und Kuchen serviert oder kann am Kiosk eine "bunte Tüte" erstehen (Förderverein des Museums).
13 bis 17 Uhr: Thomas Benirschkes Zaubertöpferscheibe
Thomas Benirschke fertigt gemeinsam mit den Besuchenden hochwertige Keramik auf der Drehscheibe. Die Teilnehmenden können sich selbst ihr Gefäß zeichnen und anschließend mit professioneller Hilfe modellieren. Der Töpfermeister selbst nennt diesen Prozess "vierhändiges Zaubern". Die rund fünf Meter lange "Maschine" - eine Drehscheibe, die über ein Pedalwerk mit Transmissionsriemen angetrieben wird - steht in der "grauen Mitte" in der Dauerausstellung.
11 bis 18 Uhr: Bronzeschmuck-Werkstatt
Die Besuchenden können nach Vorbildern aus der Dauerausstellung Schmuckstücke aus Kupferdraht formen. Hier sind es vor allen Dingen Spiralmotive, die als Kettenanhänger, Fingerringe oder Armband-Applikationen geformt werden.
11 Uhr, 13 Uhr, 15 Uhr und 17 Uhr: Führungen durch 100.000 Jahre Migrationsgeschichte
Alle zwei Stunden bietet das Museumsteam eine 45-minütige Schnupperführung durch die Dauerausstellung an. Die Spezialführung stellt in erster Linie Objekte vor, die auch im digitalen Migrationskubus auftauchen, darunter das älteste Objekt: ein Pradnikmesser aus der Zeit um 70.000 v. Chr., das Universalwerkzeug des klassischen Neandertalers.
11 bis 18 Uhr: Nähworkshop
Im Näh-Workshop entstehen aus bunten Stoffen originelle Taschen. Nähmaschinen und Stoffe werden bereitgestellt. Die Stoffe stammen von vergangenen Ausstellungen und erfahren im Sinne der Nachhaltigkeit ein sogenanntes Upcycling.
15 bis 16.30 Uhr: Podcast "Quietschbunt" live
"Quietschbunt" heißt der Podcast des gfi. Im Live-Gespräch mit Radio-Herne-Moderator Achim Preikschat, selbst gfi-Mitglied und Host, in der Grauen Mitte der Dauerausstellung geht es um das Thema "Eine weltoffene Familie". Zu Gast sind Ahmet Öztürk und sein Sohn Kubilay. Sie erzählen ihre Familiengeschichte.
Ahmet Öztürk kam im Alter von 15 Jahren aus der Türkei nach Deutschland. Eigentlich wollte er nach einigen Jahren wieder zurück. Doch er blieb, heiratete und gründete eine Familie. Gemeinsam mit seiner Frau erzog er die Kinder weltoffen und ebnete ihnen so den Weg für die Zukunft. Sein Sohn Kubilay ist ihm dankbar dafür, denn es zähle der Mensch, nicht die Herkunft.
11 bis 18 Uhr: Melihas Buddelbude
Museumskiosk, Verkauf von Getränken und Süßigkeiten durch den Förderverein des Museums.
Mehr Infos: http://www.lwl-landesmuseum-herne.de
LWL-Museum für Archäologie und Kultur, Europaplatz 1, 44623 Herne, Tel. 02323 94628-0
Vorstellung des neuen digitalen Kubus Migration im LWL-MAK.
Foto: LWL/L. Radebold
Die Besuchenden erleben den neuen digitalen Ausstellungsteil zum Thema Migration mit Hilfe eines Tablets.
Foto: LWL/L. Radebold
Die Besuchenden können dank neuester AR-Technik virtuelle Kisten zu fünf beispielhaften Ausstellungsstücken öffnen und deren Inhalte durchstöbern.
Foto: LWL/L. Radebold
Auch am Beispiel des Pradnikmessers, einem Universalwerkzeug der Neandertaler, erfahren die Besuchenden, warum Menschen sich über Jahrtausende hinweg immer wieder zum Aufbruch nach Westfalen entschlossen haben.
Foto: LWL/L. Radebold
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
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Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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