28.06.24 | Kultur Aliens unter uns - Neozoen-Challenge startet
Ein Wettbewerbinnerhalb der App ObsIdentify zur Erfassung gebietsfremder Arten auf Observation.org
Mitmachen und Neozoen, wie diesen Waschbär, melden - dazu rufen das LWL-Museum für Naturkunde und seine Partner in der neuen Challenge auf.
Foto: Henning Vierhaus
Artenkrise und Klimakrise - diese Schlagworte sind heute allgegenwärtig. Die Welt ist im Wandel. Dieser Wandel passiert nicht nur im tropischen Regenwald oder im ewigen Eis der Pole, sondern auch vor unserer Haustür in Deutschland. Die offensichtlichsten - aber sehr häufig übersehenen - Zeichen dieses Wandels sind sogenannte Neozoen. Es handelt sich hierbei um gebietsfremde Arten, tierische Neubürger, "Aliens". Die Kosten, die durch Neozoen entstehen, wurden europaweit auf über 100 Milliarden Euro taxiert, und der Schaden für Ökosysteme kann kaum eingeschätzt werden.
Häufig kommen sie, weil das Klima auch in Deutschland für sie inzwischen günstig genug ist. So gelangte zum Beispiel die Nosferatu-Spinne aus ihrer Mittelmeer-Heimat nach Deutschland und hat sich hier inzwischen fest etabliert. Vielfach bringt der Mensch nicht-heimische Arten als blinde Passagiere oder durch seine Handelsgüter mit - so war vermutlich der Weg, den zum Beispiel die Platanennetzwanze genommen hat. Manchmal bringt der Mensch sie auch absichtlich ein - so geschah es mit Nutria oder Waschbär. Viele dieser Fälle haben gemein, dass sie ein hohes Risiko für die heimischen Ökosysteme bedeuten. Gebietsfremde Arten sind von den Vereinten Nationen als eine der fünf wichtigsten Ursachen für das Artensterben anerkannt. Mit den "Aliens" kommen oft auch Krankheitsüberträger und Schädlinge der Land- und Forstwirtschaft an. "Wir sollten uns dabei klar sein: Es handelt sich hier nicht um 'bösartige' Arten", stellt Dr. Viktor Hartung vom LWL-Museum klar. "Die Ursache für Ihr Auftreten sind vor allem wir selbst."
Das LWL-Museum für Naturkunde und seine Partner starten eine Challenge zu diesen ursprünglich nicht heimischen Tierarten. Mit der Teilnahme können naturkundlich Interessierte helfen, wertvolle Informationen über deren Verbreitung zu sammeln und damit einen bedeutenden Beitrag für den Naturschutz zu leisten. "Jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer erfährt garantiert viel Neues und Spannendes. Zu den 'Aliens' zählen häufig ausgerechnet die Arten, die uns am vertrautesten sind", so der Wissenschaftler. Möglichst viele Naturinteressierte sind aufgerufen, bei der Challenge mitzumachen und Bilder über die Webseite http://www.observation.org oder die App ObsIdentify hochzuladen.
In der Nähe von Menschen suchen
Die meisten der gebietsfremden Arten werden durch den Menschen verbreitet und kommen in ihren neuen Regionen gern in der Nähe des Menschen vor. Deshalb sind sie auch in der Stadt anzutreffen. Sie sind aus fast jeder Tiergruppe bekannt - Säugetiere, Vögel, Schnecken, Spinnen, ja selbst Schwämme oder Plattwürmer. "Aliens" sind im Meer, im Süßwasser und auf dem Land; insgesamt zählen sie in Deutschland mehr als 1.000 Arten. Grundsätzlich werden alle Teilnehmenden aufgefordert, möglichst alle wildlebenden Tierarten zu fotografieren, auch solche, die gewöhnlich erscheinen.
Und so geht die Challenge
Ziel des Wettbewerbes ist es, sich mit der Foto- oder Smartphone-Kamera auf die Suche nach diesen Arten zu begeben. Es werden nur Meldungen von Tieren aus Deutschland gezählt, sowohl durch den Menschen eingeschleppte Arten als auch solche, die sich aus eigener Kraft bis hierher ausgebreitet haben. Wer die meisten gebietsfremden Tierarten fotografiert und hochlädt, gewinnt den Hauptpreis: eine kostenlose Teilnahme an einem Kurs der Wahl im Bildungs- und Forschungszentrum Heiliges Meer des LWL-Museums für Naturkunde, Verpflegung inklusive. Die Preise für den zweiten und dritten Platz werden über die Homepage https://www.neozoen.lwl.org bekannt gegeben.
Gewertet werden nur Neozoen. Dabei sollte immer darauf geachtet werden, dass die Tiere möglichst wenig gestört und nicht verletzt werden. Bis zum 30. Juni .2025 können die Bilder hochgeladen werden. Diese werden dann durch die KI von ObsIdentify bestimmt und durch Expertinnen und Experten der Plattform überprüft.
Die Personen und Organisationen der Challenge:
LWL-Museums für Naturkunde, Münster: http://www.lwl-naturkundemuseum-muenster.de
Staatliches Museum für Naturkunde, Karlsruhe http://www.smnk.de
Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA), Hamburg http://www.hamburg.de/naturschutz
Landwirtschaftliches Technologiezentrum Augustenberg (LTZ), Karlsruhe http://www.ltz-augustenberg.de
Informationen zum Projekt "Aliens unter uns - Neozoen-Challenge": http://www.neozoen.lwl.org
Fragen an: germany@observation.org
Die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) kommt ursprünglich aus Ostasien und wurde nach Europa eingeschleppt.
Foto: Olaf Zimmermann, LTZ Augustenberg
Obama nungara, ein Strudelwurm, kommt ursprünglich aus Südamerika.
Foto: Olaf Zimmermann, LTZ Augustenberg
Die Asiatische Hornisse, Vespa velutinaist, eine in Südostasien heimische Hornissenart.
Foto: Oliver Wieckhorst/Kai Schütte
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
LWL-Museum für Naturkunde
Westfälisches Landesmuseum mit PlanetariumSentruper Str. 285 48161 Münster Karte und Routenplaner
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
Zu allen Pressemitteilungen des LWL Zu allen Pressemitteilungen dieser LWL-Einrichtung