22.09.23 | Kultur Von "Glück auf" bis Industriekultur
LWL-Museen für Industriekultur erstellen Video-Wörterbuch in Gebärdensprache
Ana Smidt, studentische Volontärin der LWL-Museen für Industriekultur, hat das DGS-Glossar initiiert.
Foto: LWL/Harms
Im ersten Schritt ließ der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) 38 Begriffe aus dem Umfeld Industriekultur, Bergbau und Hüttenwesen übersetzen und mit Gebärdensprache erläutern: Zeche und Flöz, Walzwerk und Stahl, Sozialgeschichte und Industriekultur gehören dazu.
"Das Glossar ist von Muttersprachlern für Muttersprachler erstellt worden und das einzige Produkt, das speziell für diesen Nischenmarkt bestimmt ist. Vergleichbares gibt es bisher nur im universitären Bereich", so Ana Smidt. Sie benutzt DGS in ihrem Alltag und hat das Projekt als studentische Volontärin im LWL-Industriemuseum in Dortmund angestoßen.
"Wir möchten mit diesem Angebot die inklusive Kommunikation fördern und die Chancen von tauben Menschen zur Teilhabe an Kultur in Schule und Freizeit verbessern", erklärt Anja Hoffmann, Referentin für Bildung, Vermittlung und Inklusion am Museum.
Die acht LWL-Museen für Industriekultur bieten seit einigen Jahren regelmäßig bilinguale Führungen an. Die Ausführungen der Führerinnen und Führer in Lautsprache werden dabei von Dolmetscher:innen in DGS übersetzt.
Aber wie umschreibt man zum Beispiel "Masselgießmaschine" oder so abstrakte Begriffe wie "Strukturwandel" - für die Dolmetscher:innen bisher eine schwierige, oft kaum lösbare Herausforderung. In den untertitelten Videos gibt es zum Auftakt eine Gebärde für jeden Begriff, ein Foto sowie weitere Erläuterungen in DGS - im Fall von "Glück Auf" unter anderem zur Bedeutung und Herkunft des Bergmannsgrußes aus dem Erzgebirge. Die Gebärde dazu ist eine flache Hand, die von der Stirn zum Gruß nach oben gestreckt wird.
Das Video-Wörterbuch wird nach und nach aufgestockt. Die ersten fünf wurden anlässlich des bevorstehenden Welt-Gehörlosen-Tag am 24. September veröffentlicht:
https://www.youtube.com/playlist?list=PLg1WfBd5_WU035aIi5bdhTxS7zdaJZYmf
Auch für "inklusive Werbung" auf Social Media will das Museum die Videos nutzen, um diese Zielgruppe anzusprechen: In Nordrhein-Westfalen leben laut Rehadat zirka 12.000 gehörlose Menschen, 3,17 Millionen schwerhörige und ertaubte Menschen sowie 1.900 taubblinde Menschen. "Es ist wichtig, die spezifischen Bedürfnisse und Anliegen der gehörlosen Community zu verstehen und zu berücksichtigen", weiß Ana Smidt aus eigener Erfahrung.
Im kommenden Jahr möchten die LWL-Museen für Industriekultur das Glossar nach und nach um Fachbegriffe aus den anderen Branchen Ziegel- und Glasherstellung, Textilindustrie und Binnenschifffahrt erweitern. "Im besten Fall entsteht so ein richtiges DGS-Lexikon zur Industriekultur", so Anja Hoffmann.
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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