15.05.23 | Kultur IndustrieInsekten - In einem unbekannten Land
Neue Ausstellung im LWL-Museum Henrichshütte
Stefan Ast, Geschäftsführer der NRW-Stiftung, LWL-Direktor Dr. Georg Lunemann, der Fotograf Klaus Rieboldt, die Fotografin Ute Matzkows und Museumsdirektorin Dr. Kirsten Baumann (v.l.) vor dem Bild eines Hirschkäfers in der Ausstellung "IndustrieInsekten".
Foto: LWL / Harms
Bis Mitte Oktober werden die "IndustrieInsekten" das historische Gebläsehaus des ehemaligen Hüttenwerks bevölkern. Das LWL-Museum zeigt insgesamt rund 150 Fotografien als Slideshows auf großformatigen Bildschirmen. Die "Leitinsekten" der acht Museen - darunter prächtige Flieger wie die Gebänderte Prachtlibelle oder imposante Krabbler wie der Hirschkäfer - kommen auf hinterleuchtetem Textil groß heraus. Filme, detailgetreue Modelle, Mitmachstationen und viele Informationen zu den Fähigkeiten der Sechsbeiner, zur Bedrohung ihrer Lebenswelt und Möglichkeiten, selbst etwas zu tun ergänzen die Präsentation.
"Insekten sind ein Symbol für die faszinierende Vielfalt der Natur, die mehr und mehr bedroht ist. Ökologie ist ein Zukunftsthema, das gerade an den Industriemuseen richtig angesiedelt ist. Denn Orte wie die Henrichshütte standen 200 Jahre lang vor allem für die Zerstörung von Natur", erklärte Dr. Georg Lunemann, der Direktor des LWL, am Montag (15.5.) bei der Vorstellung der Ausstellung. "Heute bieten die weitläufigen Areale im Umfeld der ausgedienten Fabriken wertvolle Lebensräume für Pflanzen und Tiere, darunter eben auch zahlreiche Insektenarten. Die Schönheit dieses Mikrokosmos direkt vor unserer Haustür zu zeigen und gleichzeitig auf seine Verletzlichkeit hinzuweisen, ist uns ein wichtiges Anliegen."
Gefördert wird die Schau von der Nordrhein-Westfalen-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege. Für deren Geschäftsführer Stefan Ast ist die Beschäftigung mit den Insekten eine Herzensangelegenheit. Tatsächlich haben Forscher:innen des Entomologischen Vereins Krefeld einen großen Anteil an dem "neuen Blick" auf Bienen, Wespen, Schwebfliegen und Käfer. "Die inzwischen weltberühmte Krefelder Studie hat 2017 erstmals das ganze Ausmaß des Rückgangs der Insektenbestände dokumentiert und diesen Teil der Biodiversitätskrise aus wenig beachteten Fachzirkeln in den Bundestag und auf die Titelseiten von Zeitungen katapultiert", erklärte Ast. Die NRW-Stiftung macht sich für den Schutz bedrohter Arten stark.
Nicht nur mit Ausstellungen wie den "IndustrieInsekten", die nach Hattingen noch durch weitere Häuser tourt, sondern auch praktisch wollen die LWL-Museen für Industriekultur das Thema "Industrie-Natur" zu einem Schwerpunkt machen. "Nach und nach hat die Natur unsere ehemaligen Industriegelände zurückerobert. Wir werden diese charakteristischen Folgelandschaften erhalten, untersuchen, in unsere Vermittlungsarbeit einbeziehen und somit unseren Beitrag zur Bewahrung von Lebensräumen, Artenvielfalt und Biomasse der Insekten leisten", erklärte Museumsdirektorin Dr. Kirsten Baumann.
Die Ausstellung
In der Ausstellung ist jedem der acht Museen ein "Kubus" gewidmet. Auf einem Bildschirm läuft jeweils eine Slideshow mit 18 Fotografien von Insekten, die Matzkows und Rieboldt auf den Arealen rund um die jeweiligen Häuser, auf Wiesen, Schotterflächen, an Mauern und Wasserflächen fotografiert haben. Das Spektrum reicht von bekannten Arten wie der Gemeinen Eintagsfliege und dem Marienkäfer über Bewohner spezieller Lebensräume wie dem Wasserläufer bis hin zu Exoten wie Flechtenbärchen, Grünrüssler oder Balkenschröter. Dem Leitinsekt können Betrachter auf Augenhöhe begegnen: Neben den großen Fotos gibt es eigens angefertigte, bis zu 120 Zentimeter große Modelle sowie ausführliche Steckbriefe zu Aussehen, Besonderheiten und Eigenschaften der Sechsbeiner.
An Hands-On-Stationen können Gäste zum Beispiel Töne dem richtigen Tier zuordnen, Insektenmemory spielen oder mit einem Scanner bei ausgewählten Produkten aus dem Supermarkt herausbekommen, welche unter "Mitarbeit" von Insekten entstanden. Ihren Beitrag können Ökonomen inzwischen beziffern: Insekten bestäuben in Deutschland Pflanzen im Wert von 3,8 Milliarden Euro pro Jahr.
Katalog
IndustrieInsekten. In einem unbekannten Land. Hg. LWL-Museen für Industriekultur, Jan Köplin, 180 Seiten, zahlreiche großformatige Aufnahmen. Klartext Verlag, Essen 2023.
ISBN 978-3-8375-2571-7, Preis: 19,95 Euro
Eröffnung
Bei der Eröffnung am Mittwoch (17.5.) um 18 Uhr begrüßt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger die Gäste. Anschließend geht es in einer Gesprächsrunde mit den Fotograf:innen, dem Kurator und weiteren Gästen um Insekten, Fotografie und die Entstehung der Ausstellung. Die Veranstaltung wird in Gebärdensprache übersetzt.
Begleitprogramm
Zum Begleitprogramm gehören öffentliche Führungen jeden Sonntag um 13.30 Uhr, für Kitas und Schulklassen buchbare Insektensafaris, Vorträge, Filme und Aktionstage:
https://henrichshuette.lwl.org/de/ausstellungen/industrieinsekten/programm/
Industrieinsekten - In einem unbekannten Land
17.5. - 15.10.2023
LWL-Museum Henrichshütte
Geöffnet Di - So 10 - 18 Uh
https://henrichshuette.lwl.org
Naturgetreue Insektenmodelle wie das der Natternkopf-Mauerbiene wurden eigens für die Ausstellung angefertigt. Um das Größenverhältnis zu verdeutlichen werden Original-Präparate des jeweiligen Insekts in der Vitrine präsentiert.
Foto: LWL / Harms
Die silbrige Larvenhaut einer "Blaugrünen Mosaikjunger" hat Klaus Rieboldt am Ufer der Aa beim Textilwerk in Bocholt entdeckt. Das Foto ist das Titelmotiv der Ausstellung "IndustrieInsekten".
Foto: LWL / Klaus Rieboldt
Der "Gemeine Rosenkäfer" mit seinem metallisch leuchtenden Panzer fühlt sich im Schatten des Hochofens der Henrichshütte wohl.
Foto: LWL / Ute Matzkows
Stattlich wie der Malakowturm im Hintergrund: Den Feldmaikäfer fotografierte Klaus Rieboldt an der Zeche Hannover in Bochum.
Foto: LWL / Klaus Rieboldt
Durch ihre großen Facettenaugen blickt die Blaue Federlibelle direkt in das Kameraobjektiv von Ute Matzkows.
Foto: LWL / Uta Matzkows
Jedem der acht Museen für Industriekultur ist in der Ausstellung im historischen GEbläsehaus der Henrichshütte ein "Kubus" gewidmet. Foto: LWL / Harms
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Christiane Spänhoff, LWL-Industriemuseum, Telefon: 0231 6961-127
Der LWL im Überblick
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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