10.03.23 | Kultur Schützenfest@home und Kolonialismus vom Dachboden: zwei digitale Vorträge in der Reihe der LWL-Kommission Alltagskulturforschung
Aufgestellte Strohpuppe anlässlich der ausgefallen Schützenfeste 2020 im westfälischen Buke (Kreis Paderborn).
Foto: Steven Walton
Schützenfest ohne Umzug, ohne Vogelschießen und ohne Bierzelt - geht das überhaupt? Das haben sich tausende von Schützenbrüdern und â¿`schwestern in den zwei Jahren der Pandemie gefragt. "Vor allem in Westfalen, wo die Schützenfeste vielerorts einen ganz wichtigen Stellenwert haben, waren die pandemiebedingten Absagen erst einmal ein Schock", so Jonas Leineweber, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe an der Universität Paderborn. Leineweber stellt in einem digitalen Vortrag erste Ergebnisse einer groß angelegten Studie zu den coronabedingten Herausforderungen für das Immaterielle Kulturerbe vor.
"Die Auswertung knapp 2.300 Fragebögen, über 250 Presseartikeln sowie Landtagsdebatten und zahlreichen Interviews verweist auf einen kreativen und verantwortungsvollen Umgang mit den Herausforderungen und zeigt die Resilienz und Flexibilität der Vereine und der einzelnen Akteure. Es wurde auch deutlich, wie ernst das Thema von sehr vielen Menschen aus der Politik und aus der Gesellschaft genommen wurde," sagt Leineweber.
Im zweiten Vortrag berichten Dörthe Gruttmann und Christiane Cantauw aus dem Forschungsprojekt "Koloniales Erbe vom Dachboden: angeschaut und nachgefragt", einem Kooperationsprojekt mit dem Westfälischen Heimatbund e. V. Sie untersuchen den Umgang mit Objekten aus kolonialen und nachkolonialen Zusammenhängen in Privathaushalten. "Wir haben zahlreiche sehr interessante Objekte bekommen, unter anderem aus der Missionsarbeit Anfang des 20. Jahrhunderts, Ankäufe auf lokalen Märkten bei Reisen in den 1960er Jahren oder auch koloniale Propagandaliteratur aus der Kaiserzeit. Die damit verbundenen Geschichten geben erstmals einen vielfältigen Einblick in den alltäglichen Umgang mit kulturellem Erbe aus der Kolonialzeit", sagt Dörthe Gruttmann.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe "Alltagskultur im Blick". Organisiert hat dieses digitale Angebot die LWL-Kommission Alltagskulturforschung für Westfalen. "Wir haben die Pandemie genutzt, um unserem Informationsangebot ein weiteres digitales Format hinzuzufügen", sagt Cantauw. "2022 haben wir in dieser Reihe erstmals vier Vorträge per Zoom präsentiert. Das Angebot ist sehr gut angenommen worden - nicht zuletzt auch deshalb, weil die Zuhörerinnen und Zuhörer für die Vorträge nicht eigens nach Münster kommen müssen. Auch Menschen mit Bewegungs- und anderen Einschränkungen oder auch weiter entfernt Wohnende können nun teilnehmen und sich beteiligen. Das ist ein Gewinn für alle", so die Geschäftsführerin der Kommission weiter.
Die Vortragsreihe "Alltagskultur im Blick" wird am 29. März um 18.15 Uhr fortgesetzt mit folgenden Vorträgen: Maria Harnack (Paderborn): Lebendiges Silberschmiedehandwerk in Westfalen am Beispiel der 1892 gegründeten Werkstatt Cassau in Paderborn und Marie Luisa Allemeyer (Detmold): Wissen-Schaffen sichtbar machen: Das Forum Wissen Göttingen.
Sammlung von Speeren, die um die Wende zum 20. Jahrhundert von Josef Loag aus Warstein in den Kolonien zusammengetragen wurde und die sich derzeit in Haus Dassel in Allagen (Kreis Soest), befindet.
Foto: LWL/Cantauw
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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