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01.03.23 | Kultur Besonders gelungene Instandsetzung

Das Wulfert-Haus am Neuen Markt von Herford ist Denkmal des Monats März

Der LWL hat das Wulfert-Haus.<br>Foto: Robert Wennemer

Der LWL hat das Wulfert-Haus.
Foto: Robert Wennemer
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Herford (lwl). Frisch restauriert schmückt der Treppengiebel des Wulferthauses den Neuen Markt in Herford. Die Instandsetzung der historischen Fassade im vergangenen Jahr hat die Fachleute vor komplexe Herausforderungen gestellt. Das gelungene Ergebnis würdigt der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) als Denkmal des Monats März.

Restauratorin Franziska Tretow von der LWL-Denkmalpflege hat die Arbeiten eng begleitet. Sie benennt das Hauptproblem: "Bereits in den 1970er-Jahren wurde die Fassade restauriert. Heute weiß man, dass die damals eingesetzten Methoden die historische Substanz schädigen."

Insbesondere die Verfestigung der Fassade durch eine zementhaltige Schlämme und eine Hydrophobierung, also eine wasserabweisende Behandlung, führten später zu Problemen. "Die zu harten Materialien der Schlämme und der Steinergänzungen haben gravierende Schäden hervorgerufen", erläutert Tretow. "Die Schlämmschicht auf den Backsteinen sowie auch die Backsteine selbst waren teilweise geschädigt, ebenso wie die Sandsteinelemente und die Sandsteinergänzungen der 1970er-Jahre. Die Verfugung war desolat, und es gab absturzgefährdete Elemente."

Ziel der 2022 abgeschlossenen Restaurierung war es, die historische Substanz der Fassade für die Zukunft zu bewahren. "Besonders komplex war es, geeignete Materialien für die Überarbeitung der empfindlichen Backsteinflächen mitsamt der harten Schlämme der 1970er-Jahre zu entwickeln", so die LWL-Restauratorin. "Eine Abnahme der zementhaltigen Schlämme hätte zu großen Oberflächenverlusten an der originalen Substanz geführt. Die Materialien für die Überarbeitung sollten nicht so hart sein, dass sie den weichen Feldbrandziegel schädigen. Gleichzeitig mussten sie so beschaffen sein, dass sie auf den noch teilweise wasserabweisenden Oberflächen halten."

Mit einer Recherche inklusive Versuchsreihen in der Restaurierungswerkstatt gelang es der ausführenden Fachfirma, geeignete Rezepturen zu finden. Sie erneuerte auch einen Großteil der sich ablösenden Sandsteinergänzungen durch eine weichere Steinersatzmasse.

"Durch den großen persönlichen Einsatz der Eigentümer, die finanzielle Förderung der Denkmalpflegemaßnahmen, hochqualifizierte Firmen und die engmaschige Betreuung vonseiten der Denkmalbehörden wurde ein ausgesprochen gelungenes Ergebnis erreicht", sagt Tretow. Vor allem die gute Zusammenarbeit und enge Abstimmung unter den Beteiligten sieht die Restauratorin als wichtigen Erfolgsfaktor. In Zukunft sollen gravierende Schäden ganz vermieden werden: Geplant sind regelmäßige Wartungen, um das Wulferthaus und seinen bedeutenden Giebel noch lange zu erhalten.

Hintergrund
Das Wulfert-Haus hat für die Innenstadt von Herford aufgrund der prominenten Lage und der baugeschichtlichen Bedeutung großen Wert. Das giebelständige Haus entstand um 1560. Es wurde für den namensstiftenden Ratsherrn Jobst Wulfert erbaut. Zwei Jahrzehnte später, um 1577/78, erhielt das Haus den dreifachen Treppengiebel im Stil der Lippe-Renaissance. Die Mauerflächen des Giebels aus rotem Backstein sind mit geometrischen Ornamentmustern verziert. In den Backsteinornamenten zeigen sich figurative Elemente wie beispielsweise Löwenköpfe. Diese bestehen aus dem regional vorkommenden Teutoburger Waldsandstein. Auch die Bekrönungen des Giebels, die Fenstereinfassungen sowie die gliedernden Gesimsbänder sind aus diesem Material gefertigt.

Historische Ansicht der Fassade von 1898.<br>Foto: Albert Ludorff

Historische Ansicht der Fassade von 1898.
Foto: Albert Ludorff

Exemplarische Schäden an Backstein und Naturstein.<br>Foto: Markus Schmidt

Exemplarische Schäden an Backstein und Naturstein.
Foto: Markus Schmidt

Schalenbildung am Naturstein und desolate Ergänzungen.<br>Foto: Markus Schmidt

Schalenbildung am Naturstein und desolate Ergänzungen.
Foto: Markus Schmidt

Während der Arbeit. Die Grundierung der Metallelemente, der erste Schlämmauftrag und die neuen Abdeckungen der Gesimse sind bereits fertiggestellt.<br>Foto: Robert Wennemer

Während der Arbeit. Die Grundierung der Metallelemente, der erste Schlämmauftrag und die neuen Abdeckungen der Gesimse sind bereits fertiggestellt.
Foto: Robert Wennemer

Endzustand an der Bauzier aus Naturstein.<br>Foto: Robert Wennemer

Endzustand an der Bauzier aus Naturstein.
Foto: Robert Wennemer

Pressekontakt

Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235

presse@lwl.org

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