04.02.21 | Kultur LWL-Buch über Flora und Fauna einer Sandabgrabung
Sechs Jahre ehrenamtliche Forschungsarbeit
Sechs Jahre ehrenamtliche Forschungsarbeit stellt die Abhandlung über Flora und Fauna einer Sandabgrabung in diesem Buch vor.
Cover: LWL/Puschmann
"Die Kooperation zahlreicher Autoren und Autorinnen aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen machte es möglich, dass zum ersten Mal ein so umfassender Bericht über die biologische Vielfalt einer Abgrabungsfläche veröffentlicht werden kann", erklärt der Waltroper Käferspezialist Karsten Hannig, Initiator und Herausgeber des Werks.
Das LWL-Museums für Naturkunde hat den Druck organisiert und die Veröffentlichung fachlich unterstützt. In dem 113 Hektar großen Gebiet wurde an über 30 Untersuchungsstandorten mit Fallen die Wirbellosenfauna eingefangen und untersucht, sowie die daraus resultierenden "Beifänge" von Säugetieren, Reptilien, Amphibien und weiteren Gruppen. Darüber hinaus wurde systematisch die Vegetation und Flora in dem Gebiet genau dokumentiert.
Allein bei der Untersuchung der Säugetiere konnten 32 Arten nachgewiesen werden, bei den Käfern, Wanzen und Spinnen fand man sogar sieben Arten, die erstmals für Nordrhein-Westfalen nachgewiesen werden konnten. "Die Sandabgrabung ist somit auch ein wichtiger Lebensraum für bedrohte Tierarten, die auf der Roten Liste von Nordrhein-Westfalen stehen, wie etwa die Breitflügelfledermaus, der Große Abendsegler oder das Braune Langohr", so Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs. "Durch die Untersuchungen der ehrenamtlichen Artenkennerinnen und Artenkenner zählt die Sandabgrabung bei Haltern-Flaesheim nun auch weit überregional zu den ökologisch am besten untersuchten Abgrabungsflächen in Deutschland."
"Abgrabungen und Steinbrüche werden heute vielfach als "Wunden in der Landschaft" betrachtet. Die westfälischen Naturforscherinnen und -forscher haben aber gezeigt, dass diese nährstoffarmen und menschengemachten Lebensräume besonders für sandliebende Arten wertvoll sind", so Dr. Bernd Tenbergen, Leiter des Herbariums im LWL-Museum für Naturkunde und Schriftleiter des Buches. "Diese Arbeit zeigt weiterhin sehr eindrucksvoll, wie viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten in der 100-jährigen Geschichte der Sandabgrabung das Gebiet besiedeln konnten."
Die Publikation wurde durch das ehrenamtliche Engagement der Beteiligten und die Kooperation mit der Quarzwerke GmbH ermöglicht. Das Projekt wurde zudem von der NRW-Stiftung und dem Förderverein des LWL-Museums für Naturkunde finanziell gefördert.
Zur Flora und Fauna einer Sandabgrabung bei Haltern-Flaesheim (Kreis Recklinghausen, NRW), Band 94, Abhandlungen, LWL-Museum für Naturkunde, Karsten Hannig (Hrsg.)
720 Seiten, ISBN 987-3-940726-67-4, ISSN 0175-3495, Preis 24,90 Euro zzgl. Paketporto.
Bezugsmöglichkeit: LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Str. 285, 48161 Münster, servicebuero.naturkundemuseum@lwl.org
Der englische Ginster (Genista anglica) ist eine extrem seltene und gefährdete Art, die typisch ist für Sandlebensräume.
Foto: Thomas Prolingheuer, Haltern
Der Flussregenpfeifer (Charadrius dubius) lebt auf offenen Sandflächen und ist ein charakteristischer Brutvogel offener, vegetationsarmer Flächen, der die Nähe von Gewässern benötigt.
Foto: Axel Mueller, Lippstadt
Die Zauneidechse (Lacerta agilis) kommt in trockenen Sandlebensräumen vor. Ihre Bestände werden unter anderem durch die Zerstörung von Lebensräumen und Landschaftsveränderungen vermindert.
Foto: Matthias Olthoff, Münster
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Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
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