27.11.20 | Soziales Behindertenwerkstätten in Corona-Zeiten
"Behindert zu sein bedeutet nicht automatisch auch besonders verwundbar für das Virus zu sein"
Werkstätten für Menschen mit Behinderung sind für viele Beschäftigte ein wichtiger Sozialort.
Foto: LWL
Herr Münning, warum sind trotz der hohen Corona-Fallzahlen auch in Westfalen-Lippe die Werkstätten für Menschen mit Behinderung geöffnet?
Weil die Arbeit für Menschen mit Behinderung genauso wichtig ist wie für Menschen ohne Behinderung. Viele Werkstattbeschäftigte haben zudem einen ganz wesentlichen Teil ihrer sozialen Kontakte im Zusammenhang mit der Werkstatt. Wir haben Menschen, denen ist zuhause die Decke auf den Kopf gefallen, als die Werkstätten im Frühjahr geschlossen waren.
Es wird immer wieder behauptet, dass die Werkstätten nicht sicher genug seien?
Behindert zu sein bedeutet nicht automatisch auch besonders verwundbar für das Virus zu sein. Es gibt nicht den behinderten Menschen. Menschen mit Behinderung sind so vielfältig wie alle Menschen. Zudem haben die Werkstätten gut funktionierende Gesundheits- und Hygienekonzepte. Die Infektionszahlen von Werkstattbeschäftigten und Mitarbeitern steigen zwar in der Herbstwelle an, sind aber immer noch vergleichsweise gering. So wurden uns im Monat November bisher 250 Neuinfektionsfälle bei gut 50.000 Werkstattbeschäftigten und Mitarbeitern gemeldet. Die Infektionen sind dabei aller Wahrscheinlichkeit nach zum großen Teil nicht in der Werkstatt erfolgt.
Es bleibt also bei geöffneten Werkstätten?
Soweit das vertretbar ist und es keine Corona-Fälle gibt: ja. Man muss natürlich sehen, dass die Verbreitung von Corona überall dort gefährlich werden kann, wo viele Menschen eng zusammen sind, deswegen beobachten die Gesundheitsämter das sehr genau. Sobald es eine Infektion gibt wird gehandelt, falls erforderlich werden auch ganze Betriebsstätten zeitweilig geschlossen. Wenn einzelne Werkstattbeschäftigte trotzdem nicht die Werkstatt aufsuchen wollen, suchen wir individuell mit ihnen und den Werkstätten nach Alternativen.
LWL-Sozialdezernent Matthias Münning.
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Pressekontakt
Hannah Pöppelmann-Reichelt, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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