17.11.20 | Kultur In Zukunft im Museum
LWL-Archäologen bergen mittelalterliches Schiffswrack
Die erste Planke des Bootes aus dem Hochmittelalter ist an Land.
Foto: LWL-AfW Olpe/M. Baales
Seit knapp 900 Jahren liegt das hölzerne Bootswrack auf dem Grund der Lippe. Experten datieren das Holz auf die Mitte des 12. Jahrhunderts. "Damit ist es der älteste Fund eines aus Planken und Spanten gebauten Boots in Westfalen und für die Wissenschaft von besonderer Bedeutung", erklärt Prof. Dr. Michael Baales, Leiter der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie. Für ganz NRW seien aus dieser Zeit kaum vergleichbare Funde bekannt, in Nebenflüssen bisher gar keine, so Baales.
Was die beiden Entdecker Luise Hauswirth und Peter Ferlemann bei ihren Kontrollen feststellen mussten, wurde auch von dem Experten für Unterwasserarchäologie Dr. Martin Mainberger und seinem Team bestätigt: Lage und Zustand des Wracks verändern sich immer weiter. Baales: "Es steht zu befürchten, dass die Reste über kurz oder lang freigespült, abgetrieben und zunehmend zerstört werden." Daher haben sich die LWL-Fachleute entschieden, diese für die Region und darüber hinaus einmaligen Bootsreste zu bergen, zu konservieren und zu restaurieren.
Eine Finanzierung des Projekts ist trotz der aktuellen Lage möglich. LWL-Chefarchäologe Prof. Dr. Michael Rind: "Wegen der Corona-Pandemie wurden nicht alle bis Ende 2020 geplanten Projekte umgesetzt, so dass nun Finanzmittel vom Land NRW frei geworden sind, die eine Bergung zulassen."
Die Bergung wird voraussichtlich noch eine Woche dauern. Die Hölzer werden dann nach Münster in die LWL-Restaurierungswerkstatt gebracht, wo sie in einem extra angefertigten Wasserbad bis zu ihrer Konservierung zunächst zwischengelagert werden. "Der gesamte Prozess der Konservierung ist sehr aufwendig und wird einige Jahre in Anspruch nehmen", erklärt Sebastian Pechtold, Leiter der Restaurierung der LWL-Archäologie. "Denn bei gut erhaltenem Eichenholz wie in diesem Fall braucht der Konservierungsstoff lange, bis er überall in das Holz eingedrungen ist." Erst dann werde dieser besondere archäologische "Schatz" der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Einen Einblick in die Bergungsarbeiten bietet folgender kurzer Film: https://youtu.be/6xrOHVkziHw
Bergung eines großen Stücks der Dichtungsmasse, sog. Kalfatmasse, das die Zwischenräume zwischen den Planken abdichtete.
Foto: LWL-AfW Olpe/M. Baales
Die Kalfatmasse besteht im Wesentlichen aus Moosen, wie sich bisher sehen lässt.
Foto: LWL-AfW Olpe/M. Baales
Die geborgenen Hölzer des Bootes werden sorgfältig dokumentiert.
Foto: LWL-AfW Olpe/M. Baales
Ein Generator mit Kompressor betreibt am Grund der Lippe ein Saugrohr, mit dem die Hölzer des Bootes freigelegt werden.
Foto: LWL-AfW Olpe/M. Baales
Baales 6 Die Unterwasserarchäologen sind zurück an der Lippe, um das Boot aus dem 12. Jahrhundert zu bergen.
Foto: LWL-AfW Olpe/M. Baales
Die an Land gebrachten Hölzer werden durch die Experten unter Beachtung der aktuellen Hygieneregeln begutachtet.
Foto: LWL-AfW Olpe/M. Baales
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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