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06.10.20 | Kultur Archäologen stoßen in die Anfangszeit von Rheda vor

Das erste Drohnenfoto von der Grabungsfläche zeigt noch bauliche Überreste der ehemaligen Brennerei auf dem Grundstück.<br>Foto: Robert Süße/EggensteinExca

Das erste Drohnenfoto von der Grabungsfläche zeigt noch bauliche Überreste der ehemaligen Brennerei auf dem Grundstück.
Foto: Robert Süße/EggensteinExca
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Rheda-Wiedenbrück (lwl). Archäologen unter Fachaufsicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) haben auf einer Baufläche in der historische Altstadt von Rheda (Kreis Gütersloh) Spuren einer ehemaligen Brennerei und auch sehr viel ältere Befunde, darunter Pfostengruben mit erhaltenen Holzresten, Keramik und Mauerreste aus dem 12. und 13. Jahrhundert entdeckt. Auf dem Gelände einer alten Brennerei an der Widumstraße soll ein medizinisches Versorgungszentrum entstehen.

"Wir haben bisher dutzende Pfostengruben sowie Wand- oder Parzellengräbchen entdeckt, die zu Holzbauten verschiedener Zeiten gehören", berichtet Grabungsleiter Robert Süße. Sogenannte Parzellengräbchen dienten zur Kennzeichnung der einzelnen Grundstücke. Sie zeichnen sich als dunkle Streifen im Boden ab.
"In mehreren Pfostenreihen und -konzentrationen haben sich noch bis zu 60 Zentimeter tief im Boden steckende Reste der tragenden Holzpfosten erhalten. Diese gehören zu unterschiedlichen Bauphasen auf dem Gelände. Keramikfunde zeigen uns, dass hier bereits in der Zeit um 1200 Gebäude gestanden haben", so Süße weiter.
Einige Befunde auf der Fläche sind Gruben und Mauerreste, die zum jetzigen Zeitpunkt der Untersuchung nicht genauer datiert werden können, die aber ebenfalls von der langen Siedlungsentwicklung in Rheda zeugen.

Aus Rhedas Anfängen
Aus dem 11. Jahrhundert sind Historikerinnen die ersten urkundlichen Erwähnungen einer Ansiedlung in Rheda bekannt. Die nun an der Widumstraße entdeckten Siedlungsspuren reichen bisher in die Bauzeit der 1170 erstmals erwähnten Burg Rheda sowie der 1221 vor deren Toren angelegten Burgmannsiedlung zurück.

"Die Ausrichtung der Pfostengruben lässt erkennen, dass die im Hochmittelalter üblichen Holzbauten zur Widumstraße hin ausgerichtet waren. Diese muss also bei der Errichtung der Gebäude bereits bestanden haben, und wahrscheinlich wurde die Ansiedlung vor der Burg mit einer gewissen Planmäßigkeit errichtet," erläutert Dr. Julia Hallenkamp-Lumpe von der Außenstelle Bielefeld, LWL-Archäologie für Westfalen.
"Hinter solchen zur Straße ausgerichteten Wohnbauten lagen üblicherweise Garten- bzw. Hofareale mit Brunnen, Kloaken und Abfallgruben", so Hallenkamp-Lumpe weiter.
Dass mit solchen Spuren auch auf dem aktuellen Grabungsgelände zu rechnen ist, zeigt ein erster aufgedeckter Steinbrunnen.

Für die Experten ist die Fundstelle in Rheda von besonderer Bedeutung. Sie erlaubt erstmals Einblicke in die Siedlungs- und Stadtentwicklung der Altstadt. Im weiteren Verlauf der archäologischen Arbeiten werden mit großer Wahrscheinlichkeit noch weitere Spuren der Vergangenheit ans Licht kommen. Da der geplante Bau nicht unterkellert wird, sollen - sofern die statischen Verhältnisse es zulassen - diese Zeugnisse der Rhedaer Stadtgeschichte als ortsfestes Bodendenkmal unter dem Neubau erhalten bleiben.

Nachdem die Arbeiten weiter fortgeschritten sind, zeigt das Drohnenfoto die deutliche Befundkonzentration im zur Widumstraße liegenden Grundstücksbereich.<br>Foto: Robert Süße/EggensteinExca

Nachdem die Arbeiten weiter fortgeschritten sind, zeigt das Drohnenfoto die deutliche Befundkonzentration im zur Widumstraße liegenden Grundstücksbereich.
Foto: Robert Süße/EggensteinExca

Mit den Fähnchen markieren die Archäologen die zahlreichen Befunde.<br>Foto: Robert Süße/EggensteinExca

Mit den Fähnchen markieren die Archäologen die zahlreichen Befunde.
Foto: Robert Süße/EggensteinExca

Das Grabungsteam legt die aufgedeckten Strukturen nach und nach weiter frei, um sie sachgerecht zu fotografieren und dokumentieren.<br>Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/J. Hallenkamp-Lumpe

Das Grabungsteam legt die aufgedeckten Strukturen nach und nach weiter frei, um sie sachgerecht zu fotografieren und dokumentieren.
Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/J. Hallenkamp-Lumpe

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Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Sandra Görtz, Tel.: 0251 591-8946

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