18.09.18 | Kultur Mogelei im Knochenkeller
Öffentlicher Vortrag im LWL-Museum für Archäologie in Herne
Der Vortrag von Prof. Dr. Terberger beleuchtet, warum der Schädel von Paderborn-Sande plötzlich nicht mehr "steinalt" war.
Foto: LWL/P. Jülich
Über Jahrzehnte hatte ein Anthropologie-Professor bedeutende Knochendatierungen gefälscht, darunter den Schädel des vermeintlich ältesten Westfalen. Unter dem Titel "Mogelei im Knochenkeller - Der Schädel von Paderborn-Sande und die falschen Daten des Prof. Protsch" erzählt Prof. Dr. Thomas Terberger am Donnerstag (20.09.) um 19.00 Uhr, wie er der Mogelei und ihrem Ausmaß gemeinsam mit einem Kollegen auf die Schliche kam. Der Vortrag findet im Nachgang der Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen der Archäologie" im LWL-Museum für Archäologie in Herne statt.
In seinem Vortrag nimmt Terberger die Zuhörer mit auf seine kriminalistische Reise. Die Häufung sensationell alter Schädelfunde, die immer wieder mit dem Namen Protsch in Verbindung standen, machten ihn 2004 aufmerksam. Als er Fundstücke von einem renommierten Labor erneut datieren ließ war sein Erstaunen groß: Verschiedene Schädelfunde, angeblich aus der menschlichen Vorgeschichte, waren um Zehntausende von Jahren vordatiert. Darunter auch der Schädel von Paderborn-Sande, der im LWL-Museum für Archäologie aufbewahrt wird. Statt mit 27.400 Jahren war der bis dahin älteste moderne Westfale plötzlich nur noch 240 Jahre alt. Welch verheerende Folgen dieser Skandal für die deutsche Wissenschaft hatte, führt Terberger in seinem Vortrag eindrücklich vor Augen.
Universitäten gelten als die Kathedralen der deutschen Bildungslandschaft und akademische Titel genießen in der Öffentlichkeit hohe Glaubwürdigkeit. Vor diesem Hintergrund erscheint die Geschichte von Prof. Protsch unglaublich. Der Anthropologe wurde in den 1970er Jahren an die Universität Frankfurt berufen und galt als Spezialist für die Radiokarbonmethode. Doch statt mühsam ein neues Labor aufzubauen, entschied sich der Professor für einen leichteren Weg: Über Jahre erfand er in den 1980er Jahren 14C-Daten von angeblich alten Knochen. Zu seinen bevorzugten "Opfern" gehörten auch menschliche Schädel aus Westfalen, die über 20.000 Jahre alt sein sollten.
Thomas Terberger ist Steinzeitforscher an der Universität Göttingen im Seminar für Ur- und Frühgeschichte und als Referent für Jägerische Archäologie im Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege in Hannover tätig. Nicht zuletzt durch die Enttarnung der Machenschaften des Reiner Protsch ist Terberger überregional bekannt.
Die Veranstaltung ist Teil der Vortragsreihe des Fördervereins LWL-Museum für Archäologie e. V. zu aktuellen Sonderausstellungen, archäologischen Themen, zur Geschichte der Region Westfalen und zu neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen rund um die Archäologie. Der Eintritt zum Vortrag ist kostenlos.
Termin:
Donnerstag, 20. August, 19 bis 20 Uhr: "Mogelei im Knochenkeller - Der Schädel von Paderborn-Sande und die falschen Daten des Prof. Protsch"
Öffentlicher Vortrag von Prof. Dr. Thomas Terberger
Mehr Infos: http://www.lwl-landesmuseum-herne.de
LWL-Museum für Archäologie
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44623 Herne
Tel. 02323 94628-0
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