21.03.18 | Kultur Themenjahr "Fakt oder Fake"
Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen der Archäologie" im LWL-Museum für Archäologie in Herne
Vom 23. März bis 9. September 2018 zeigt das LWL-Museum für Archäologie in einer neuen Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen der Archäologie".
Foto: LWL
Zahlreiche interaktive Medienstationen laden bis zum 9. September zum Entdecken und Ausprobieren ein. Dass Irrtümer und Fälschungen auch in Zukunft noch möglich sind, macht die humoristische Inszenierung des preisgekrönten US-amerikanischen Autors und Grafikers David Macaulay deutlich, der eigens zur Eröffnung angereist ist.
"Die Ausstellung 'Irrtümer & Fälschungen' ist der garantiert echte Startschuss zu unserem Themenjahr 'Fakt oder Fake'", erklärte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. "Drei Austellungen in unseren Museen greifen die brisante und hochaktuelle Frage in diesem und im kommenden Jahr auf." Neben Irrtümern und Fälschungen stünden Verschwörungstheorien sowie "unerlaubter Wissenstransfer" in der Wirtschaft auf dem Programm. Rüschoff-Parzinger: "Das Thema 'Fakt oder Fake' trifft den Zeitgeist - in Westfalen-Lippe genauso wie weltweit."
Mit einem Blick auf die Zukunft und Archäologie 4022 nach Christus beginnt die Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen". In Anlehnung an Macaulays Grafik-Novelle "Motel der Mysterien" begegnet der Besucher vertrauten Alltagsgegenständen - nur sind diese um 2.000 Jahre gealtert. "Dass wir den renommierten US-amerikanischen Autor David Macaulay für das Projekt gewinnen konnten, war ein echter Coup", so Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock. "Er bereichert unsere Ausstellung durch seinen ganz eigenen Blick auf Archäologie und stimmt mit modernen Mitteln auf die realen Irrtümer und Fälschungen der kommenden Räume ein."
Auch Macaulay zeigte sich begeistert: "Tatsächlich freue ich mich über jede Reaktion meiner Leser auf meine Bücher. Doch wenn sie eine transatlantische Brücke zwischen meinem kleinen Atelier in Vermont und einem Ort schlagen, den ich zuvor noch nicht kannte, bin ich überglücklich." Das sei schließlich Aufgabe von Kunst und Humor.
"Wenn beeindruckende archäologische Funde wie die Tiara, die Kopfbedeckung des Saitaphernes im weltberühmten Pariser Museum Louvre sich als Täuschung entpuppen, weiß man, es kann jeden treffen. Uns hat es schon einmal erwischt", erklärte Mühlenbrock. So zeigt das LWL-Museum in Herne zum einen Irrtümer und Fälschungen, die international für Aufsehen sorgten, zum anderen aber auch regionale Fälle.
Einige vermeintlich ägyptische Reliefs und Statuen des Berliner Meisterfälschers Oxan Aslanian, dessen Fälschungen auch das Archäologiemuseum ausstellt, dürften bis heute noch als Originale in Museen und Sammlungen weltweit zu sehen sein. Heinrich Schliemanns Irrtum zum "Schatz des Priamos" oder die "Hitler-Tagebücher" von Konrad Kujau wurden hingegen längst enttarnt.
Daneben kommen auch westfälische Irrtümer in der Ausstellung zur Geltung. Die Herkunft eines ursprünglich als altamerikanisch eingeordneten Beils aus Dorsten konnte bis heute nicht zweifelsfrei geklärt werden, es stammt aber vermutlich doch aus Westfalen. Der Fund steinzeitlicher Feuersteine in Herten hingegen entpuppte sich eindeutig als pfiffige Marketing-Idee eines hiesigen Wurstfabrikanten. Das Material der Werkzeuge und Waffen könnte allerdings zum Teil echt steinzeitlich sein. Leider sind sie verschollen.
Der "Älteste Westfale" nach Reiner Protsch aber ist ganz sicher nicht 27.400 Jahre alt. Das LWL-Museum für Archäologie wollte dem "Urwestfalen" 2003 einen zentralen Platz in seiner neuen Dauerausstellung widmen. "Stattdessen wurden wir Opfer eines der spektuakulärsten Betrugsfälle Westfalens", meinte Mühlenbrock. Protsch, seinerzeit ein anerkannter Experte, wurde mit der Analyse des Paderborner Schädels betraut. Bei der erneuten Untersuchung durch andere Forscher aber stellte sich heraus, dass der Experte nicht nur wissenschaftliche Daten, sondern auch den eigenen Lebensweg gefälscht hatte.
Ob Fakt oder Fake, ist nicht immer eindeutig auseinanderzuhalten. Am eigenen Leib können dies die Besucherinnen der Sonderausstellung an zahlreichen interaktiven Medienstationen erfahren. So lädt ein Prüfgerät dazu ein, das eigene Bargeld auf seine Echtheit zu prüfen. Aus einer Vielzahl "falscher" Knochen soll ein echtes Skelett und nicht etwa ein fabelhaftes Einhorn zusammengesetzt werden. Ein "Entdeckerheft" führt anhand verschiedener Aufgaben durch die Themenräume. Am Ende gilt es, ein Lösungswort zu finden, das mit der Ausstellung in Verbindung steht.
Darüber hinaus bietet das LWL-Museum für Archäologie zur Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen" ein Rahmenprogramm an. Auf der Tagesordnung stehen: Führungen, Kreativseminare, ein spezielles Osterferienprogramm, Familiensonntage, kostenlose Vorträge - darunter einer von David Macaulay zum "Making of "Motel of Mysteries"" am Samstag (24.3.) - und eine große "Nacht der Irrtümer & Fälschungen" am Gründonnerstag (29.3.) anlässlich des 15. Geburtstags des Museums.
Alle Termine finden sich im Veranstaltungskalender (auch online) oder im beigefügten Übersicht mit detaillierten Beschreibungen.
Mehr Informationen unter:
http://www.irrtuemer-ausstellung.lwl.org oder http://www.lwl-landesmuseum-herne.de
LWL-Museum für Archäologie, Europaplatz 1, 44623 Herne, Tel. 02323 94628-0
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Zur Ihrer Information haben wir Ihnen das Begleitprogramm zur Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen der Archäologie" (s. Online-Version dieser Pressemitteilung - über den Link oberhalb dieser Mail erreichbar) angehängt.
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Der US-amerikanische Autor und Zeichner David Macaulay, LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger, Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock und Projektleiter Tobias Esch (v.l.n.r.) vor einem der Ausstellungshighlights: Die Tiara des Saitaphernes ist eine Leihgabe des Pariser Louvre.
Foto: LWL/ S. Brentführer
Heinrich Schliemann ist für einen der bekanntesten Irrtümer der deutschen Archäologie verantwortlich: den Schatz des Priamos.
Foto: LWL/ S. Brentführer
Irrtum oder Fälschung? Bei einigen Exponaten steht ein Urteil noch aus. Diese Statue ist eine Leihgabe des Römer-Palizaeus-Museums in Hildesheim, der nächsten Station der Ausstellung.
Foto: LWL/ S. Brentführer
Was ist von uns in mehr als 2.000 Jahren noch übrig? Dieser Frage geht das Museum mit Zeichnungen Macaulays und "Funden" aus unserer Zeit nach.
Foto: LWL/ S. Brentführer
David Macaulay liebt das Spiel mit archäologischen Funden und ihren möglichen Deutungen.
Foto: LWL/ S. Brentführer
Auch ein Museum kann mal irren: Einem der bekanntesten westfälischen Fälle saß das Archäologiemuseum in Herne auf: der vermeintliche Urwestfale nach Reiner Protsch.
Foto: LWL/ S. Brentführer
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
LWL-Museum für Archäologie und Kultur Herne
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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