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14.03.18 | Kultur Von Wal-Stoßzähnen und Mammut-Ohren: Dem Einhorn auf der Spur

Ausstellung "Irrtümer & Fälschungen" ab März im LWL-Museum für Archäologie

Der Transport und die Lagerung vom Einhorn stellten sich als sehr aufwändig heraus.<br>Foto: LWL/Lisa Heyn

Der Transport und die Lagerung vom Einhorn stellten sich als sehr aufwändig heraus.
Foto: LWL/Lisa Heyn
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Herne (lwl). Ob in Videospielen, als Plüschtier oder auf Klopapier - das kleine, weiße Pferd mit meist regenbogenfarbenem Haar ist zurzeit allgegenwärtig. Der aktuelle Liebling der Popkultur ist auch Thema der Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen der Archäologie". In Herne geht das Archäologiemuseum der Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ab dem 23. März dem Mythos aus wissenschaftlicher Sicht mit beeindruckenden Exponaten von Walen und Mammuts auf den Grund.

"Dass die Werbeindustrie das Einhorn für sich entdeckt hat", meint Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock, "darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Frage nach seiner Existenz durchaus einen ernsten wissenschaftlichen Kern hat."

Ein Highlight der Ausstellung "Irrtümer & Fälschungen" ist das Modell-Skelett eines vermeintlichen Einhorns aus Quedlinburg. Als 1663 beim Gipsabbau an den Seweckenbergen im Harz riesige Knochen zutage traten, deutete selbst der Naturwissenschaftler Otto von Guericke - Erfinder der Luftpumpe - den Fund als Skelett eines Einhorns.

Kein Geringerer als der berühmte Universalgelehrte Gottfried Wilhelm Leibniz bildete die Zeichnung wenig später in seiner "Protogaea" ab, einem Standardwerk zur Fossilienkunde. "Wir sind besonders stolz darauf, eine Kupferstichplatte zeigen zu können, die Leibniz als Vorlage für seine weltweit erste Rekonstruktionszeichnung eines ausgestorbenen Wirbeltieres diente", erklärt Mühlenbrock.

Darüber hinaus legen ein Spazierstock aus Narwal-Stoßzahn, ein Einhornbecher oder Bruchstücke von Mammutstoßzähnen und Mammutknochen, die für Einhörner gehalten wurden, Zeugnis von dem seit der Antike andauernden Hype ab. Dieser nahm sein vorläufiges Ende, als mit der Identifizierung der Narwalzähne im 17. Jahrhundert dem Glauben an lebende Einhörner der Zahn gezogen wurde.

Die Knochen von Quedlinburg schienen aber den Beweis zu liefern, dass es das Fabelwesen einmal gegeben hat. Erst als das sibirische Eis 1799 einen nahezu unversehrten Mammutkadaver preisgab, ebbte die Einhornhysterie gänzlich ab. Das mumifizierte Ohr eines vor ca. 35.000 Jahren ums Leben gekommenen Mammutbullen zeigt das Archäologiemuseum ab dem 23. März in seiner Ausstellung "Irrtümer & Fälschungen".

Irren ist menschlich - davon bleiben auch angesehene Wissenschaftler nicht verschont. Die Sonderausstellung "Irrtümer & Fälschungen der Archäologie" im LWL-Museum für Archäologie in Herne korrigiert vom 23. März bis 9. September populäre, aber überholte Thesen zu vergangenen Epochen. Über 200 Exponate decken spektakuläre Fehlurteile und Betrugsfälle in ganz Europa auf. Interaktive Medienstationen sollen den kriminalistischen Spürsinn von kleinen wie großen Besuchern wecken.

Mehr Infos: http://www.irrtuemer-ausstellung.lwl.org

LWL-Museum für Archäologie
Europaplatz 1
44623 Herne
Tel. 02323 94628-0

Eines der Exponate im Archäologiemuseum: Nachbildung der Bronzestatuette eines springenden Einhorns (Original vor 1589)<br>Foto: LWL/ S. Brentführer

Eines der Exponate im Archäologiemuseum: Nachbildung der Bronzestatuette eines springenden Einhorns (Original vor 1589)
Foto: LWL/ S. Brentführer

Rekonstruktion des Quedlinburger Einhorns nach Gottfried Wilhelm Leibniz in seiner "Protogaea" von 1749.<br>Foto: LWL

Rekonstruktion des Quedlinburger Einhorns nach Gottfried Wilhelm Leibniz in seiner "Protogaea" von 1749.
Foto: LWL

Endlich angekommen: Für das 2,70 Meter hohe Einhorn wurde in Osnabrück extra eine Kiste angefertigt.<br>Foto: LWL

Endlich angekommen: Für das 2,70 Meter hohe Einhorn wurde in Osnabrück extra eine Kiste angefertigt.
Foto: LWL

Ein mit Folie gepolstertes Abflussrohr schützt das Horn. Es ragt aus der Kiste heraus.<br>Foto: LWL

Ein mit Folie gepolstertes Abflussrohr schützt das Horn. Es ragt aus der Kiste heraus.
Foto: LWL

Drei Männer waren nötig, um die Osnabrücker Leihgabe aus Epoxydharz zu tragen.<br>Foto: LWL

Drei Männer waren nötig, um die Osnabrücker Leihgabe aus Epoxydharz zu tragen.
Foto: LWL

Pressekontakt

Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504

presse@lwl.org

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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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