14.12.17 | Kultur Ältester Plesiosaurier der Welt bekommt Namen
Paddelechse aus Westfalen begeistert Wissenschaftler
Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs (li.), LWL-Paläontologe Dr. Achim H. Schwermann (re. u.) und Präparator Naem Ali legen gemeinsam das neue Schild mit dem wissenschaftlichen Namen Rhaeticosaurus mertensi in die Vitrine.
Foto: LWL/Fialla
Nun hat die Paddelechse ihren offiziellen wissenschaftlichen Namen erhalten. Das Original befindet sich im LWL-Museum für Naturkunde in Münster, in der paläontologischen Landessammlung. Die einmalige Paddelechse wird in der Dauerausstellung "Dinosaurier - Die Urzeit lebt!" für alle Besucher öffentlich präsentiert.
Der ehrenamtliche Mitarbeiter des LWL-Museums für Naturkunde, Michael Mertens, löste 2013 mit seiner Fundmeldung eine Rettungsgrabung aus. Mertens entdeckte ein Stück der versteinerten Wirbelsäule in einer Tongrube bei Warburg-Bonenburg (Kreis Höxter).
Daraufhin wurde nach einer Sichtung durch die LWL-Fachleute eine sogenannte Blockbergung durchgeführt. Die Wissenschaftler legten den Fund frei und präparierten ihn über mehrere Monate. Bei der anschließenden wissenschaftlicher Bearbeitung entpuppte sich der Fund als fast vollständiges Skelett einer noch unbekannten Art.
Der Fund wurde als bedeutend eingestuft, da in diesen Schichten normalerweise keine Wirbeltiere gefunden wurden. LWL-Dino-Experte Schwermann: "Es ist das erste vollständige Skelett eines Plesiosauriers aus der Trias, also mehr als 200 Millionen Jahre alt. Von besonderer Bedeutung ist, dass die Plesiosaurier damit eins der größten Masseaussterbe-Ereignisse der Erdgeschichte überlebt haben, das am Übergang von der Trias zum Jura stattgefunden hat. Bislang ging man davon aus, dass sie erst danach die Weltbühne betreten haben." Alle bisher bekannten Plesiosaurier-Funde sind jünger und stammen aus Jura- und Kreidezeit.
Hintergrund
Mitarbeiter des Steinmann Instituts für Geologie, Mineralogie und Paläontologie der Universität Bonn haben den Fund erforscht, zusammen mit Tanja Wintrich, Dr. Shoji Hayashi, Dr. Alexandra Houssaye, Dr. Yasuhisa Nakajima und Prof. Dr. P. Martin Sander. Die Veröffentlichung mit der Festlegung des Namens erfolgte bei der Fachzeitschrift "Science advances".
Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs: "Aus der Grabung und Bearbeitung hat sich eine intensive Kooperation zwischen der Arbeitsgruppe um Prof. Sander und dem LWL-Museum für Naturkunde ergeben." Gemeinschaftlich werden seit 2015 jährliche Grabungen in Bonenburg durchgeführt. Auch andere Forschungsprojekte haben sich aus dieser Kooperation schon ergeben. Kriegs: "Dank des Engagements von Michael Mertens konnte dieser seltene Fund für die Menschheit und die Wissenschaft gerettet werden."
Der Fund wurde von der Bauchseite her freigelegt. Er zeigt die Wirbelsäule mit dem zurückgebogenen Hals. Der Schädel ist noch vorhanden, wobei die beiden Unterkieferäste gut zu erkennen sind. Brust- und Bauchrippen sind sehr zahlreich erhalten geblieben. Von den Gliedmaßen sind die Schulter- und Beckengürtel sowie Teile der Beine vorhanden. Die Flossen sind stark zerfallen. Am Fundort lagen weit verstreut nur einige wenige Fingerknochen.
Das LWL-Museum für Naturkunde, Sentruper Str. 285, 48161 Münster ist dienstags bis sonntags von 9-18 Uhr geöffnet.
Museumsdirektor Dr. Jan Ole Kriegs (li.), LWL-Paläontologe Dr. Achim H. Schwermann (re. u.) präsentieren das Namensschild des Plesiosauriers.
Foto: LWL/Fialla
Die versteinerte Wirbelsäule entdeckte Michael Mertens 2013 in einer Tongrube bei Warburg-Bonenburg im Kreis Höxter.
Foto: LWL/Grzegorczyk
Der Fund wurde in verschiedenen Blöcken geborgen und anschließend im LWL-Museum für Naturkunde in Münster frei präpariert.
Foto: LWL/Oblonczyk
Erste kleine Objekte, wie diese drei Wirbel und Finger- sowie Zehenknochen konnten 2013 aus dem Gestein heraus präpariert werden.
Foto: LWL/Fialla
Der fertig präparierte Plesiosaurier ist in der Dauerausstellung "Dinosaurier - Die Urzeit lebt!" zu sehen.
Foto: LWL/Steinweg
Rhaeticosaurus mertensi heißt der älteste Plesiosaurier der Welt.
Foto: LWL/Steinweg
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Bianca Fialla, LWL-Museum für Naturkunde, Telefon: 0251 591-6066
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