Münster (lwl). Ob Unterwasserarchäologie im Eggegebirge, Prospektionen mit dem Quad oder Migration und Kulturtransfer als Gegenstand archäologischer Forschung: Archäologen in Westfalen gingen 2016 neue Wege und sind doch tief verwurzelt in der Gegenwart. Das zeigt die neue Publikation "Archäologie in Westfalen-Lippe" des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). In 81 Beiträgen informieren 98 Autorinnen über die aktuellen Forschungsergebnisse aus Archäologie und Paläontologie und die größten Ausstellungen Westfalens im Jahr 2016.
Auf 340 Seiten laden LWL-Archäologie für Westfalen und die LWL-Altertumskommission für Westfalen zu einem Blick in den Boden und - erstmalig - auch unter Wasser ein. "Neueste Technik und aktuelle gesellschaftlichen Diskussionen sind uns wichtig", erklärt Prof. Dr. Michael M. Rind, Chefarchäologe des LWL, die neuen Wege. "Denn Archäologie hat viel damit zu tun, wie wir heute leben", so Rind weiter.
Dr. Aurelia Dickers, Vorsitzende der Altertumskommission:: "Die Vielzahl an Autoren der neuen Publikation zeigt, dass die Kooperation und der Austausch mit anderen Disziplinen und Einrichtungen in der Archäologie viel dazu beitragen, neue Erkenntnisse zu gewinnen."
Das neue Denkmalschutzgesetz aus dem Jahr 2013 und der Bauboom sorgt Jahr um Jahr für mehr Ausgrabungen und Funde. Die Reihe "Archäologie in Westfalen-Lippe" wirft seit 2010 einen Blick zurück und fasst die archäologischen Forschungsergebnisse der vergangenen zwölf Monate zusammen. "Im achten Jahr ist der Sammelband in der archäologischen Fachwelt längst etabliert. So viele Beiträge wie in dieser Ausgabe hatten wir noch nie", meint Rind. Das zeige nicht nur, wie umfangreich die Arbeit sei, sondern auch wie vielfältig und wie wichtig die historischen und kulturellen Bodendenkmäler in Westfalen-Lippe seien. Sie zu entdecken, zu schützen und zu bewahren sei Auftrag des LWL.
Der jetzt erschienene achte Band richtet sich nicht nur an Fachleute, sondern an alle, die sich für die Vergangenheit ihrer Heimat interessieren. Er spannt einen Bogen von der seit 11.600 Jahren genutzten Blätterhöhle bei Hagen über mittelalterliche Metallfunde aus Beckum bis hin zur maßstabsgetreuen Rekonstruktion der Umwehrung eines Römerlagers in Haltern.
Für große Aufmerksamkeit sorgte 2016 die Untersuchung eines besonderen Bodendenkmals: Ein 170 Jahre alter Eisenbahntunnel im Eggegebirge zeugt vom Eisenbahnfieber der Deutschen im 19. Jahrhundert. Da der Tunnel inzwischen unter Wasser steht, fand hier zum ersten Mal eine unterwasserarchäologische Untersuchung statt.
Ebenfalls neu für die LWL-Archäologie war der Einsatz von Quads für Prospektionen: Mit Magnetstrahlen auf vier Rädern lässt sich der Boden besonders schnell und schonend durchleuchten. Die 2016 mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut in Wien eingegangene Kooperation soll innerhalb der LWL-Archäologie zu einer eigenen Prospektionsabteilung führen. Doch nicht nur neue archäologische Methoden standen 2016 auf der Tagesordnung. Auch aktuelle gesellschaftspolitische Fragen zu Migration und Kulturtransfer gingen in die westfälische Forschung ein.
"Archäologie in Westfalen-Lippe 2016" ist in jeder Buchhandlung, in den LWL-Museen in Herne, Haltern und Paderborn sowie im Internet unter https://www.archaeologie-und-buecher.de zum Preis von 19,50 Euro erhältlich. Die Beiträge des Bandes stehen nach einem Jahr auch online über Open Access kostenfrei zur Verfügung. Aktuell stehen ganz neu die Beiträge des Jahresrückblicks 2015 als Download bereit. Weitere Informationen und den Link gibt es unter http://www.lwl-archaeologie.de.
Archäologie in Westfalen-Lippe 2016
Herausgegeben von der LWL-Archäologie für Westfalen und der Altertumskommission für Westfalen
340 Seiten, durchgehend farbig bebildert
Langenweißbach 2017
ISBN 978-3-95741-074-0
ISSN 2191-1207
19,50 Euro
Beiträge und Themen in der Region (Auswahl)
In Zusammenarbeit mit dem Steinmann-Institut der Universität Bonn führten Wissenschaftler des LWL-Museums für Naturkunde ihre Grabung in Warburg-Bonenburg (Kreis Höxter) fort. Hier hatte man 2013 ein Schwimmsaurier-Skelett gefunden, die Arbeiten kamen 2016 zum Schluss und ergaben: Es handelt sich um den ältesten Plesiosaurier der Welt, bislang der einzige aus der Trias (Rhät) vor über 200 Millionen Jahren.
In Salzkotten-Scharmede (Kreis Paderborn) war die Errichtung eines Sportplatzes Anlass für eine Ausgrabung, bei der Hofstellen des 1. bis 5. Jahrhunderts freigelegt werden konnten. Mit Sonden fanden die Fachleute auf einer Hofstelle des 5. Jahrhunderts eine Fülle an hochwertigen Bronzefunden und teilweise mit Stempeln verzierte Keramik. Bei der anschließenden Grabung konnte eine zweite vollständig erhaltene Hofstelle mit Haupthaus und drei Grubenhäusern dokumentiert werden.
In Recke (Kreis Steinfurt) sollte eigentlich nur ein von einer Abgrabung bedrohter Grabhügel untersucht werden. Völlig überraschend gelang hier der Nachweis der bislang ältesten Eisenverhüttung in Westfalen schon im 5. Jahrhundert v. Chr.
Ein weiterer Höhepunkt des Jahres 2016 war die Entdeckung eines späteisenzeitlichen Grabenwerks auf dem Neubaugelände in Werne-Wahrbrink II (Kreis Unna). Die Archäologen stießen überraschenderweise auf einen alten Graben, der eine Siedlungsfläche von drei Hektar umschloss. Untersuchungen brachten als Ergebnis die erste eisenzeitliche Befestigung abseits des Mittelgebirgsraumes.
Seit 2012 ist die Provinzialrömische LWL-Archäologie beim Westtor des Halterner Hauptlagers aktiv (Kreis Recklinghausen). Auch nach Eröffnung der Römerbaustelle Aliso 2016 widmen sich die Ausgrabungskampagnen dem dortigen Lagergelände. Aus einer an der Via Principalis gelegenen Grube bargen die Forscher Hunderte Holzspäne und kleinere Holzabfälle aus Eiche - ein für das Hauptlager einzigartiger Fund, da es bisher kaum organische Funde aus Haltern gab.
Im Zuge der dreidimensionalen Visualisierung der Holsterburg bei Warburg (Kreis Höxter) wurde eine bis zu sechs Meter hoch erhaltene Ringmauer aus stauferzeitlichem Glattquadermauerwerk vollständig freigelegt, die auf dem achteckigen Grundriss stand. Die Archäologen haben die Ringmauer anschließend per 3-D-Laserscan dokumentiert.
Sanierungsarbeiten und die Neupflasterung des Paderborner Domplatzes verursachten eine Reihe an archäologischen Eingriffen in diesem historisch wie archäologisch sensiblen Bereich. Hier konnte nicht nur die räumliche Ausdehnung des tausendjährigen, bis zum Jahre 1810 existierenden Friedhofs eingegrenzt, sondern auch mehrere Reste von Steingebäuden und Kellern freigelegt werden. Sie sind die baulichen Reste von Kurien, die seit dem Ende des 11. Jahrhunderts östlich und südlich des Domes errichtet worden waren und eine intensive Bebauung auf diesem heute unbebauten Gelände belegen.
Auch die archäologischen Museen des LWL kommen im achten Band der "Archäologie in Westfalen-Lippe" vor: In exotische Ferne wagte sich 2016 das LWL-Museum für Archäologie in Herne mit seiner Sonderausstellung über die "Schätze der Archäologie Vietnams", eine der erfolgreichsten Ausstellungen des Museums überhaupt. Mit der "Nacht unter Tage" stand außerdem eine Kooperation des LWL-Museums mit dem Deutschen Bergbaumuseum Bochum auf dem Programm.
Auf digitale Zeitreise geht es dank zweier spezieller Ferngläser seit 2016 auf der Holz-Erde-Mauer im LWL-Römermuseum Haltern. Im Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn drehte sich alles um eines der wichtigsten Klöster in Westfalen: In einer Sonderausstellung feierte der Abdinghof in Paderborn sein tausendjähriges Bestehen.
Achtung Redaktionen:
Das Inhaltsverzeichnis der neuen LWL-Publikation sowie eine Auflistung der einzelnen Fundorte haben wir Ihnen als Anlage beigefügt (s. Online-Version dieser Pressemitteilung - über den Link oberhalb dieser Mail erreichbar).
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Blick in die Ausstellung "Schätze der Archäologie Vietnams" im LWL-Museum für Archäologie in Herne. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/ S. Brentführer
Funde rund um die "Alte Eisenbahn" im Eggegebirge: Ofenstelle mit Resten der Stützmauer im Hintergrund (Ansicht von Osten). Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/N. Wolpert
Holz-Erde-Mauer mit Westtor der Römerbaustelle Aliso in Haltern am See. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/ S. Brentführer
Magnetometer-Messung in einer linienbandkeramischen Siedlung am Fuße des Desenberges (Kreis Höxter) durch Jakob Kainz. Foto: M. Fera
Stempelverzierte Keramik aus Salzkotten-Scharmede. Foto: LWLArchäologie für Westfalen/ K. Burgemeister
Luftbild mit einer Drohne auf die Ausgrabungsfläche in Werne-Wahrbrink, das das mit vielen langen Baggerschnitten aufgedeckte Innere der Siedlungsfläche zeigt. Blickrichtung von West nach Ost. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/R. Klostermann
Freigelegte Mauerstrukturen auf dem Eckgrundstück am Paderborner Landeshospital: Blick von Norden auf die Klostermauer des 17. Jahrhunderts über dem Keller mit Plattenboden des 15. Jahrhunderts. Links im Bild ist ein Teil der gepflasterten Stichstraße des 12. Jahrhunderts zu erkennen. Foto: LWL-Archäologie für Westfalen/E. Manz
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000
Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen,
20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für
Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten-
und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit
wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen
Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die
Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein
Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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