26.10.17 | Jugend und Schule Rechte von Kindern und Jugendlichen sichern!
Das LWL-Landesjugendamt macht sich stark für Kinderrechte und berät Jugendämter bei der Öffnung von Beschwerdewegen
Die LWL-Jugendhilfe-Expertinnen Kathrin List (l.) und Hil-degard Pamme haben ein Praxisprojekt durchgeführt, um in den örtlichen Jugendämtern Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren für Kinder, Jugendliche und Familien weiter zu entwickeln.
Foto: LWL
Die LWL-Jugendhilfe-Expertinnen Dr. Hildegard Pamme und Kathrin List führten mit sechs Jugendämtern in Westfalen-Lippe (Stadt Hamm, Stadt Hemer, Stadt Herten, Kreis Paderborn, Kreis Siegen-Wittgenstein, Kreis Steinfurt) ein Praxisprojekt durch, um in den örtlichen Jugendämtern Beteiligungs- und Beschwerdeverfahren für Kinder, Jugendliche und Familien weiter zu entwickeln.
Frau Dr. Pamme, was war das Ziel des Projektes?
Hildegard Pamme: Die Arbeit von Jugendämtern ist "konfliktanfällig": Wenn Elternbeiträge festgesetzt werden, Unterhaltsansprüche geltend gemacht werden oder Kindern von ihren Eltern getrennt werden - all das sind Themen, die Konfliktpotenzial haben. Ziel ist es, einen konstruktiven Umgang mit Anregungen und Kritik zu finden und Beschwerden angemessen zu bearbeiten sowie erweiterte Beteiligungsmöglichkeiten zu entwickeln.
Was können Jugendämter denn konkret verbessern?
Kathrin List: Besser als auf Beschwerden zu reagieren ist es, von Anfang an eine Beteiligung sicher zu stellen. Das machen die Jugendämter bereits an vielen Stellen, aber die Beteiligungsformen sind oft ausbaubar. Beispielsweise können Jugendämter den Eltern die Möglichkeit geben, sich zur Vergabe von Kita-Plätzen zurückzumelden. Oder sie geben den Eltern die Möglichkeit, mit ihnen über die aus Elternsicht womöglich unzureichende pädagogische Qualität in der Nachmittagsbetreuung ihrer Kinder ins Gespräch zu kommen. Nicht immer gelingt das in der direkten Auseinandersetzung mit der zuständigen Stelle. Daher ist es wichtig, den Betroffenen verschiedene Beschwerdewege zu ermöglichen. Es geht bei Beschwerden darum, unparteiische Vermittlungsstellen zu schaffen, um eine ungerechte Behandlung von Personengruppen zu verhindern. Die Skandinavier haben es uns erfolgreich vorgemacht. Dort gibt es bereits seit vielen Jahren Ombudspersonen, die unabhängig beraten, um zu möglichst einvernehmlichen Lösungen zu kommen. In NRW ist der Verein "Ombudschaft Jugendhilfe NRW" (ombudschaft-nrw.de) eine externe Anlaufstelle außerhalb des Jugendamtes, an die sich Kinder, Jugendliche und Eltern wenden können.
Was ist aus Ihrer Sicht die größte Herausforderung?
Hildegard Pamme: In unserem Projekt hat sich herausgestellt, dass es keine Musterlösungen gibt. Vielmehr sind die Jugendämter gefordert, individuelle Lösungen zu finden und zu entwickeln. Wesentlich ist es, dem "heißen Eisen" Beschwerde offen und konstruktiv zu begegnen.
Kathrin List: Und das lohnt sich sehr, denn letztlich geht es darum, mehr Kinder- und Familienfreundlichkeit zu schaffen. So entsteht ein Schulterschluss zwischen Familien und Jugendamt. Jugendämter, die wertschätzend mit den Anliegen ihrer Bürger umgehen, werden ihre Dienstleistungen langfristig erfolgreicher anbieten. Kinder, Jugendliche und Familien, die gehört und ernst genommen werden, fühlen sich wohl in ihrer Stadt und leben dort gern. Und auch der Gesetzgeber hat sich des Themas angenommen. Es ist zu erwarten, dass Kinderrechte und Partizipation zukünftig rechtlich stärker verankert werden.
Achtung Redaktionen:
Wenn sie möchten, können Sie das Interview mit Frau Dr. Pamme oder Frau List vertiefen. Den Kontakt stellen wir Ihnen gerne her.
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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