13.10.17 | Psychiatrie Durch die 'Sonnenaufgang-Brille': Wie Lichttherapie bei Depressionen helfen kann
Studie mit jungen Patienten startet an der LWL-Universitätsklinik Hamm
Freuen sich über die Genehmigung der Lichttherapie-Studie in der LWL-Universitätsklinik Hamm: Prof. Dr. Dr. med. Martin Holtmann, Ärztlicher Direktor, (li.)und Prof. Dr. Tanja Legenbauer, Leiterin der Forschungsabteilung.
Foto: LWL/Suilmann
Depressive Störungen bei Kindern und Jugendlichen zeigen eine hohe Zuwachsrate. Trotz der großen Bedeutung dieser Erkrankung im Kindes- und Jugendalter sind Effektivität und Sicherheit der gängigen medikamentösen und psychotherapeutischen Behandlungsansätze immer noch unzureichend untersucht. Ergänzende Behandlungen wie die Lichttherapie, die ohne Nebenwirkung auskommen, gelten aber als sehr vielversprechend. Hierbei kommt eine Lichttherapiebrille zum Einsatz: Sie wird morgens für eine halbe Stunde wie eine normale Brille aufgesetzt. In dem Gestell sind spezielle LED-Leuchten eingebaut, die mit der Lichtintensität eines Sonnenaufgangs auf die Netzhaut wirken. Normale Alltagshandlungen wie Frühstücken und Lesen sind damit möglich. Die handliche Brille könnte eine Alternative zur apparativ ungleich aufwändigeren Leuchtlampen-Therapie in Extra-Behandlungsräumen sein.
"Studien an Erwachsenen belegen, dass eine morgendliche Lichttherapie nicht nur bei Winterdepression effektiv ist", sagt Professor Dr. Dr. Martin Holtmann, Ärztlicher Direktor der LWL-Universitätsklinik Hamm und einer der Studienleiter. "In unseren Vorstudien mit Jugendlichen konnten wir zeigen, dass sich vor allem der Schlaf der jungen Probanden verbessert hat", sagt Prof. Dr. Tanja Legenbauer, Leiterin der Forschungsabteilung. "Vermutlich wird darüber die Depression günstig beeinflusst." Dies wollen Legenbauer und Holtmann in der geplanten Studie bei stationär behandelten depressiven Jugendlichen näher untersuchen. Ziel der Studie ist es, die Lichttherapie an einer größeren Patientengruppe zu erforschen und die Behandlungsdauer von derzeit zwei auf vier Wochen auszudehnen.
Hintergrund:
Im Rahmen der geplanten Lichttherapie-Studie hat die LWL-Universitätsklinik Hamm die verantwortliche Gesamtkoordination inne und kooperiert mit den Kinderpsychiatrien dreier weiterer Kliniken (Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Universität Ulm und Medizinische Hochschule Brandenburg in Neuruppin). So werden insgesamt 224 stationär behandelte Jugendliche mit Depressionen an der Studie teilnehmen und zusätzlich zur stationären Regelbehandlung untersucht. Nach 28 Tagen werden erste Effekte überprüft und die Patienten weitere sechs Monate beobachtet. Die ersten Patienten werden ab Februar 2018 behandelt, die Förderung läuft bis 2020.
Die LWL-Universitätsklinik Hamm im Überblick:
Die LWL-Universitätsklinik Hamm ist eine der größten Fachkliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Deutschland. Sie übernimmt die stationäre kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung für ca. 1,5 Millionen Menschen in der Versorgungsregion. Insgesamt verfügt die Klinik über 110 vollstationäre und 60 tagesklinische Behandlungsplätze in den fünf Tageskliniken Hamm, Rheda-Wiedenbrück, Bergkamen, Soest und Warendorf. Träger der Klinik ist der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL). Erste Anlaufstellen für Patienten oder deren Angehörige ist die Institutsambulanz der Klinik: LWL-Universitätsklink Hamm, Heithofer Allee 64, 59071 Hamm, Telefon 02381 893-3000.
Die Lichttherapie-Brille stört kaum - Lesen zum Beispiel oder Essen sind ganz normal möglich.
Fotos: LWL/Suilmann
Im Gestell der Lichttherapie-Brille sind spezielle LED-Leuchten eingebaut, die mit einer Lichtintensität eines Sonnenaufgangs auf die Netzhaut wirken.
Foto: LWL/Suilmann
Pressekontakt
Karl G. Donath, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Klaudia Suilmann, LWL-Universitätsklinik Hamm, Telefon: 02381 893-5018, klaudia.suilmann@lwl.org
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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