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26.09.17 | Kultur Neue Ausgrabungen in Warburg-Hohenwepel:

LWL-Archäologen legen jungsteinzeitliches Gräberfeld frei

Auf knapp 2.500 Quadratmetern haben die Archäologen des LWL bisher ca. 120 Gräber untersucht.<br>Foto: LWL/M. Hahne

Auf knapp 2.500 Quadratmetern haben die Archäologen des LWL bisher ca. 120 Gräber untersucht.
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Warburg (lwl). Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) graben derzeit wieder an einem der wichtigsten Fundplätze in Westfalen: In Warburg-Hohenwepel (Kreis Höxter) liegt das einzige Gräberfeld aus der frühen Jungsteinzeit, das aus dem westfälischen Landesteil bekannt ist. Bislang haben die Archäologen auf knapp 2.500 Quadratmetern zirka 120 rund 7.000 Jahre alte Gräber untersucht.

Aufgrund der starken Entkalkung des Bodens haben sich die Knochen nahezu vollständig aufgelöst. In den meisten Fällen aber sind zumindest die Zähne erhalten, sodass Lage und Ausrichtung der Bestattungen dokumentiert werden können. Fast allen Toten hat man als Beigaben Tongefäße und Werkzeuge mit ins Grab gegeben. Dazu zählen Beile und Pfeilspitzen aus Feuerstein, aber auch Mahlsteine zur Herstellung von Mehl. Da die Gefäße sehr zerbrechlich sind, haben die Forscher sie im Block geborgen und mit einer schützenden Schicht aus Gips umgeben. Später werden diese Blockbergungen in der Restaurierungswerkstatt der LWL-Archäologie für Westfalen in Münster vorsichtig geöffnet.

"Mit der diesjährigen Grabungskampagne konnte die Ausdehnung des Gräberfeldes nach Osten ermittelt werden, sodass wir nun die Größe des Bestattungsplatzes kennen", erläutert LWL-Archäologe Dr. Hans-Otto Pollmann. "Mit der weiteren Freilegung des Gräberfeldes sichern wir vorgeschichtliche Zeugnisse unserer Kultur, bevor sie durch Bodenerosion und Ackerbau zerstört werden können", meint Pollmann.

Das Gräberfeld in Warburg-Hohenwepel wurde im Jahr 2011 entdeckt. Seitdem hat die LWL-Archäologie für Westfalen dort mehrere Grabungskampagnen durchgeführt. Auch die zugehörige Siedlung ist bekannt: Sie liegt nur 200 Meter weiter westlich und wurde bereits von den Forschern ausgegraben. Damit sei der Fundplatz ein Glücksfall für die Archäologen, so Pollmann.

Gräberfeld und Siedlung stammen aus der Epoche, die von den Archäologen als Linienbandkeramik bezeichnet wird. Der Name bezieht sich auf bestimmte Verzierungen auf den Gefäßen dieser Zeit. Die Linienbankkeramik markiert den Beginn der Jungsteinzeit. Um 5000 v. Chr. beginnen in Mitteleuropa die ersten Menschen, nicht mehr als Jäger und Sammler umherzuziehen, sondern sesshaft zu werden. Sie bauen erstmals feste Häuser, betreiben Ackerbau und züchten Vieh.

Die Ausgrabungen der vergangenen Jahre und die Auswertung ihrer Funde haben bereits wichtige Ergebnisse zur Lebensweise der frühen Bauern in der Warburger Börde geliefert. Pollmann: "Die aktuelle Ausgrabung trägt dazu bei, die Forschungslücken weiter zu schließen." Ende September werden die Arbeiten vor Ort abgeschlossen sein.

Fast allen Toten hat man Beigaben in Form von Tongefäßen und Werkzeugen mit ins Grab gegeben.<br>Foto: LWL/M. Hahne

Fast allen Toten hat man Beigaben in Form von Tongefäßen und Werkzeugen mit ins Grab gegeben.
Foto: LWL/M. Hahne

Grabungsleiter Dr. Hans-Otto Pollmann führt Journalisten über das Gräberfeld.<br>Foto: LWL/N. Wolpert

Grabungsleiter Dr. Hans-Otto Pollmann führt Journalisten über das Gräberfeld.
Foto: LWL/N. Wolpert

Grabungstechnikerin Maria Hahne legt in einem der Gräber vorsichtig ein Steinbeil frei.<br>Foto: LWL/N. Wolpert

Grabungstechnikerin Maria Hahne legt in einem der Gräber vorsichtig ein Steinbeil frei.
Foto: LWL/N. Wolpert

Maria Hahne mit einem Steinbeil, das einem Toten mit ins Grab gegeben wurde.<br>Foto: LWL/N. Wolpert

Maria Hahne mit einem Steinbeil, das einem Toten mit ins Grab gegeben wurde.
Foto: LWL/N. Wolpert

Allein aus dieser Grube haben Pollmann und Hahne über 200 Funde geborgen.<br>Foto: LWL/N. Wolpert

Allein aus dieser Grube haben Pollmann und Hahne über 200 Funde geborgen.
Foto: LWL/N. Wolpert

Pollmann mit einer in Gips gebetteten Blockbergung. In der Blockbergung finden sich die Zähne eines Toten. Diese sind das einzige, was von ihm übrig ist.<br>Foto: LWL/N. Wolpert

Pollmann mit einer in Gips gebetteten Blockbergung. In der Blockbergung finden sich die Zähne eines Toten. Diese sind das einzige, was von ihm übrig ist.
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Pressekontakt

Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Nils Wolpert, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8901

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