25.08.17 | Kultur Konfessionelles Miteinander und Gegeneinander
Tagung im Museum Religio in Telgte
Konfirmationsfeiern wie diese dienten auch der Sozialisation in eine konfessionell geprägte Gemeinschaft. Bochum-Langendreer 1962.
Foto: LWL-Volkskundearchiv/Schmidthaus
Papst Franziskus hat das Reformationsjahr bei einem Treffen mit der Leitung der Evan-gelischen Kirche in Deutschland (EKD) als Gelegenheit bezeichnet, die Ökumene weiter voran zu treiben. Die Reformation habe zu Spaltungen unter den Christen geführt. Anlässlich des Reformationsjubiläums gelte es nun, nicht grollend in die Vergangenheit zu schauen, sondern weitere Schritte aufeinander zuzugehen.
Das Verhältnis zwischen Katholiken und Protestanten war in den vergangenen 500 Jahren auch von Konflikten geprägt. Für das 20. Jahrhundert berichten die Quellen noch von Provokationen, Ablehnung oder Misstrauen, aber auch von Verständigung und Kontaktnahme. So heißt es beispielsweise in einem Bericht aus dem Volkskundearchiv über das interkonfessionelle Verhältnis im sauerländischen Kierspe aus den 1960er-Jahren: "Nach dem letzten Kriege sind viele Katholiken hier eingewandert. Die beachten die Fastnacht lebhafter: Ein Lehrer machte mit seiner maskierten Klasse einen Umzug durch den Ort - nur einmal! - Er erntete damit ein beleidigend wohlwollendes Gemunkel - 'weil er kein Gefühl für das allgemeine Verhalten gehabt hatte'. Ehemals stand jeder, wenn er auch nichts sagte, 'contra' zum Katholizismus. Heute ist diese Voreingenommenheit vollständig verschwunden. Es besteht sogar ein gutes Einvernehmen und es sind sogar Übertritte zum Katholizismus zu verzeichnen".
"Im Rahmen der Tagung 'Evangelisch - katholisch: glauben, wissen, leben' wollen wir zur Diskussion über das Verhältnis der beiden großen christlichen Konfessionen einladen", erläutert Christiane Cantauw, Geschäftsführerin der Volkskundlichen Kommission. "Angefangen von Auseinandersetzungen um konfessionsverschiedene Ehen, die als sogenannte Mischehen verunglimpft wurden, bis hin zur Frage, wie sich Konfession auf die Architekturlandschaft ausgewirkt hat, haben wir ein Programm zusammengestellt, das sich gleichermaßen an Fachwissenschaftler und Laien richtet."
Die Tagung findet am 1. und 2. September im Religio-Museum in Telgte statt, das derzeit die Ausstellung "Gott³. Juden, Christen und Muslime in ihrer Begegnung von Luther bis heute" zeigt. Museumsleiterin Dr. Anja Schöne bietet im Rahmen der Tagung eine Kuratorinnenführung durch die Ausstellung an: "Wir freuen uns darauf, den hoffentlich zahlreichen Gästen der Tagung unsere Ausstellung zeigen zu können, die das interkonfessionelle Mit- und Gegeneinander näher beleuchtet", so die Museumsleiterin.
"Mit der Reformation wurde das, woran man glaubte, plötzlich erklärungsbedürftig. Glaube war keine Selbstverständlichkeit mehr, sondern nicht selten der Anlass für Krieg, Streit, Ab- und Ausgrenzung. Vielfach wurde nicht das betont, was einte, sondern das, was trennte", erläutert Mitveranstalterin Dr. Heike Plaß vom Evangelischen Kirchenkreis Münster. "Umso wichtiger ist es, miteinander auf breiter Basis ins Gespräch zu kommen. Auch dazu möchten wir mit der Tagung beitragen."
Nähere Informationen zum Tagungsprogramm unter http://www.museum-telgte.de
Die Veranstaltung ist öffentlich. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Ein Tagungsbeitrag wird nicht erhoben. Um eine unverbindliche Anmeldung unter Tel. 02504-93120 oder museum@telgte.de wird gebeten.
Kommunionsfeiern wie diese dienten auch der konfessionellen Selbstdarstellung, Münster-Nienberge 1962.
Foto: LWL-Volkskundearchiv/Risse
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Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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