14.06.17 | Kultur Ende der archäologischen Grabungen in Telgte
Wertvolle Erkenntnisse zur Stadtgeschichte
Zeugnis eines Großbrands in der Innenstadt von Telgte: Spuren einer großflächigen Brandschicht mit viel Holzkohle und rötlichem verbranntem Lehm in der Herrenstraße über einer dunkelgrauen Schicht des 13. Jahrhunderts.
Foto: LWL/ A. Wunschel
Als die Stadt Telgte sich entschloss, Bauarbeiten in der Innenstadt durchzuführen, rief das auch die Archäologen des LWL auf den Plan. Denn der Marktplatz ist das älteste Siedlungszentrum der Stadt. Ohne den Bauzeitplan zu beeinträchtigen, beförderten die Archäologen zahlreiche Funde zutage: So wurden auf dem Marktplatz Entsorgungsgruben der Eisen- und Buntmetallverarbeitung aus dem 12. Jahrhundert entdeckt. Hinzu kamen Fahrspuren von Wägen mit einer Spurbreite von ca. 1,20 Meter. Diese Funde dienen den LWL-Archäologen als wichtiger Hinweis dafür, dass der Bereich rund um den Marktplatz schon vor Gründung der Stadt intensiv genutzt wurde.
Grabungsleiter Andreas Wunschel: "Der Boden unter dem Marktplatz ist praktisch ein Ge-schichtsarchiv. Er veranschaulicht die grundlegenden Veränderungen in einer Zeit, in die auch eine Urkunde von 1238 datiert, die mit der Stadtwerdung Telgtes einhergeht." So werden Entsorgungsgraben und Fahrspuren durch die ehemalige Bodenoberfläche, sogenannte Laufhorizonte, überlagert. Sie finden sich nicht nur auf dem Markt, sondern auch in der Herrenstraße und auf dem Kardinal-von-Galen-Platz. Keramikscherben datieren die ehemalige Bodenoberfläche in das 13. Jahrhundert.
In der Herrenstraße entdeckten die LWL-Archäologen zudem eine über mehrere Meter nachvollziehbare Brandschicht. Die großen Mengen an Holzkohle und gebrannten Lehmbrocken zeugen von einem Großbrand über mehrere Grundstücksparzellen hinweg.
Weniger überraschend war für die LWL-Archäologen der Fund zahlreicher menschlicher Gebeine insbesondere vor dem Westportal der St. Clemens-Kirche. Wunschel erläutert: "Das Areal rund um die Kirche wurde über Jahrhunderte hinweg als christlicher Begräbnisplatz genutzt. Die tiefsten Bestattungen reichen hier bis ungefähr 2,50 Meter unter das heutige Kirchplatzniveau." Die Gebeine werden auf dem Friedhof durch die Kirchengemeinde wieder bestattet.
Zuletzt stießen die Fachleute für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie der LWL-Archäologie für Westfalen jenseits der St. Clemens-Kirche auf Fundamente einer Mauer, die den Kirchhof von der parallel laufenden Straße (heute Kardinal-von-Galen-Platz) abgrenzt. "Interessanterweise scheint der Straßenverlauf über die Jahrhunderte seit dem Mittelalter konstant geblieben zu sein", meint Wunschel. Steinschotterungen bildeten zum Teil schon damals den Straßenbelag.
Die Auswertung der archäologischen Untersuchungen sowie die Aufbereitung der zahlreichen Funde werden noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Mit weiteren Erkenntnissen zur Stadtgeschichte von Telgte ist zu rechnen.
Die Bestattungen westlich der Kirche St. Clemens reichen bis in eine Tiefe von etwa 2,50 Meter.
Foto: LWL/ A. Wunschel
Eine Mauer umgrenzte einst den Kirchhof rund um die Kirche St. Clemens und ist heute nur noch im Fundamentbereich unter dem modernen Straßenunterbau erhalten.
Foto: LWL/ A. Wunschel
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Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Dr. Carolin Steimer, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-3504
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