Münster (lwl). Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) soll den Umlagehebesatz für seine 27 Mitgliedskreise und ¿großstädte um 0,9 Prozentpunkte von 16,7 auf 17,6 Prozent erhöhen. Das haben am Donnerstag (24.11.) in Münster LWL-Direktor Matthias Löb und LWL-Kämmerer Dr. Georg Lunemann mit der Einbringung des Haushaltsplanentwurfs 2017 den 116 Abgeordneten in der westfälisch-lippischen Landschaftsversammlung vorgeschlagen. Die werden den Entwurf des 3,5-Milliarden-Etats nun beraten, um ihn Anfang Februar zu verabschieden.
Mithilfe der erhöhten Umlage soll im kommenden Jahr eine Deckungslücke von 206 Millionen Euro geschlossen werden, so die LWL-Verwaltungsspitze. Sie droht dem Verband unter anderem wegen der Mehrkosten durch neue Sozialgesetze des Bundes und des Landes (Inklusionsstärkungsgesetz NRW, Bundesteilhabegesetz und Pflegestärkungsgesetz II und III). Hinzu kommen weiter steigende Ausgaben bei Wohn- und Arbeitshilfen für Menschen mit Behinderungen sowie aus Tarifanpassungen bei den Personalkostenerstattungen des LWL für Einrichtungen, Dienste und Werkstätten in der Behindertenhilfe. Insgesamt muss der Verband 2017 allein im Bereich der Behindertenhilfe rund 165 Mio. Euro mehr aufwenden als im noch laufenden Jahr.
LWL-Direktor Löb reagierte auf die Kritik aus Städten und Kreisen an der vorgeschlagenen Umlage-Erhöhung. ¿Unser Arbeitsinstrument ist keinesfalls das Füllhorn, wie manche schrillen Äußerungen glauben machen wollen¿, so der LWL-Direktor. In der Behindertenhilfe achte der LWL auf die Kosten, aber auch Verbesserungen seien in einem breiten politischen Konsens gewollt. ¿Keine Mehrbettzimmer in Wohnheimen zum Beispiel, Tariflöhne für die Beschäftigten, die Menschen mit Behinderungen betreuen ¿ ich finde das wie Sie richtig und wichtig¿, sagte Löb vor den Abgeordneten.
Die Umlage, die der LWL von seinen Mitgliedern verlangt, lag in den vergangenen Jahren regelmäßig unter der des Landschaftsverbandes Rheinland, so der Direktor weiter. Entscheidend sei aber, dass es die unvermeidbaren Kostensteigerungen in der Behindertenhilfe genauso im Rheinland wie in Westfalen gebe. Die Belastung der Kommunen in Euro und Cent sei in beiden Regionen die gleiche.
Der LWL habe sich im Gegenteil durch seine Sparpolitik systematisch kleiner gemacht. Löb: ¿Wir müssen neben dem Rotstift auch wieder die Planung der Zukunft zu unserem Thema machen, damit wir Impulsgeber für die Kommunen und für die Region bleiben.¿
LWL-Kämmerer Dr. Georg Lunemann kommentierte vor den LWL-Abgeordneten die neuen Sozialgesetze von Bund und Land: ¿Alle befürworten die neuen Gesetze. Alle gehen davon aus, dass sie zu höheren Kosten führen. Aber niemand will sie finanzieren. Anders ausgedrückt: Es muss derjenige gefunden werden, der den Bürgern in die Tasche greift.¿ Dabei befinde sich die kommunale Familie einschließlich der Landschaftsverbände einmal mehr ¿am Ende der sozialpolitischen Nahrungskette¿, dürfe also ¿die Gesetze umsetzen und finanzieren, ein kaum abschätzbares Risiko¿, so Lunemann.
Der LWL-Finanzchef zeigte sich besorgt, dass seitens des ¿im Geld schwimmenden¿ Bundes dank einer derzeit konjunkturbedingt ¿guten, aber vorüber gehenden Haushaltslage dauerhaft gesetzliche Ansprüche zementiert werden.¿ Gleichzeitig, so Lunemann weiter, ¿verfallen kommunale Schulen, Schwimmbäder müssen geschlossen, Straßen können nicht saniert werden, vor Ort droht die Haushaltssicherung, kommunaler Entscheidungsspielraum schwindet auf ein Minimum.¿
Die mühsam erkämpfte Bundesentlastung von fünf Milliarden in der Eingliederungshilfe für behinderte Menschen werde bereits 2019 aufgezehrt sein, prognostizierte der LWL-Kämmerer. Darum müsse der Bund zu einer dynamisierten Beteiligung an den steigenden Kosten verpflichtet werden. ¿Nie war dieses Thema präsenter als jetzt¿, appellierte Lunemann mit Blick auf die Bundestagswahl 2017.
Der LWL werde seine seit 2011 mit 300 Mio. Euro Einsparungen erfolgreiche Haushaltskonsolidierung fortsetzen, betonte Lunemann.
Achtung Redaktionen:
Gern sagen wir Ihnen, was die Kreise und kreisfreien Städte im LWL nach aktuellem Planungsstand im kommenden Jahr an ¿Mitgliedsbeiträgen` zahlen müssen. Anruf genügt.
Zu Ihrer Information haben wir Ihnen die Reden von Herrn Löb und Herrn Dr. Lunemann im PDF-Format angehängt (s. Online-Version dieser Pressemitteilung - über den Link oberhalb dieser Mail erreichbar).
Haben Sie Probleme die PDF-Dokumente zu lesen? Dann wenden Sie sich bitte unter presse@lwl.org an die LWL-Pressestelle. Wir helfen Ihnen gerne weiter.
Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000
Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen,
20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für
Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten-
und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit
wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen
Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die
Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein
Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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