12.10.16 | Kultur Malakoffturm, Kirchturm, Kolonie: gründerzeitliche Ziegelarchitektur im Ruhrgebiet
Erzählcafé mit Dr. Thomas Parent im LWL-Ziegeleimuseum Lage
Ziegelmuster an der Lohnhalle der Zeche Zollern II/IV in Dortmund, die heute die Zentrale des LWL-Industriemuseums ist.
Foto: LWL
Das Ruhrgebiet ist eine Ziegellandschaft. Vor allem seit der Industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts wurden hier Zechengebäude und Arbeitersiedlungen ausschließlich aus Backsteinen aufgemauert. Die Bergwerksgesellschaften betrieben eigene Zechenziegeleien, wo Schieferton von untertage verarbeitet wurde. Die Konzerne bauten Kolonien und Gartenstädte, spendeten solche ¿Zechenziegel¿ aber auch den benachbarten Kirchengemeinden, so dass die meisten neugotischen Gotteshäuser des Ruhrreviers ebenfalls aus Backsteinmauerwerk mit ziegelgemauerten Spitzhelmen, Malakofftürmen und oktogonalen Ecktürmchen bestehen.
Bei einem Malakoffturm handelt es sich um den Vorgänger des allgemein bekannten Fördergerüsts aus Stahl. Den Namen erhielten solche gemauerten Fördertürme in Erinnerung an ein Fort auf der Festung Sewastopol, das 1855 im Krimkrieg spektakulär erstürmt worden war.
Malakofftürmen erinnern an Bergfriede aus dem deutschen Mittelalter, bei repräsentativen Zechenbauten (¿Fabrikschlössern¿) an Ordensritterburgen in West- und Ostpreußen. Im Industriezeitalter wurde das Mittelalter als vermeintlich ¿heile Welt¿ romantisch verklärt. Durch pseudo-mittelalterliche Bauwerke wollten Unternehmer diese heile Welt heraufbeschwören, um dadurch aktuelle Konflikte zu entschärfen. Die Bergleute sollten in eine ¿erhabene¿ Stimmung versetzt und dadurch von Lohnforderungen abgelenkt werden.
Der Eintritt ist frei.
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Regina Latyschew, LWL-Industriemuseum Ziegelei Lage, Tel. 0151 40635050
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