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12.10.16 | Kultur Malakoffturm, Kirchturm, Kolonie: gründerzeitliche Ziegelarchitektur im Ruhrgebiet

Erzählcafé mit Dr. Thomas Parent im LWL-Ziegeleimuseum Lage

Ziegelmuster an der Lohnhalle der Zeche Zollern II/IV in Dortmund, die heute die Zentrale des LWL-Industriemuseums ist.<br>Foto: LWL

Ziegelmuster an der Lohnhalle der Zeche Zollern II/IV in Dortmund, die heute die Zentrale des LWL-Industriemuseums ist.
Foto: LWL
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Lage (lwl). Die Ruhrgebietsarchitektur der Gründerzeit ist Thema des Erzählcafés, zu dem der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) am Sonntag (16.10.) um 14 Uhr ins LWL- Ziegeleimuseum Lage einlädt. In dem Bildvortrag des Historikers Dr. Thomas Parent, der 30 Jahre lang stellvertretender Direktor des LWL-Industriemuseums war, werden charakteristische Zechen- und Sakralbauten in all ihrer Vielfalt vorgestellt: Mosaikflächen aus unterschiedlich farbigen Ziegeln, Friese und Gesims aus dunkelroten oder sogar grünen Klinkern, Kontrast-Akzente zwischen Ziegeln, Naturstein, Holzfachwerk und Putzflächen.

Das Ruhrgebiet ist eine Ziegellandschaft. Vor allem seit der Industriellen Revolution des 19. Jahrhunderts wurden hier Zechengebäude und Arbeitersiedlungen ausschließlich aus Backsteinen aufgemauert. Die Bergwerksgesellschaften betrieben eigene Zechenziegeleien, wo Schieferton von untertage verarbeitet wurde. Die Konzerne bauten Kolonien und Gartenstädte, spendeten solche ¿Zechenziegel¿ aber auch den benachbarten Kirchengemeinden, so dass die meisten neugotischen Gotteshäuser des Ruhrreviers ebenfalls aus Backsteinmauerwerk mit ziegelgemauerten Spitzhelmen, Malakofftürmen und oktogonalen Ecktürmchen bestehen.

Bei einem Malakoffturm handelt es sich um den Vorgänger des allgemein bekannten Fördergerüsts aus Stahl. Den Namen erhielten solche gemauerten Fördertürme in Erinnerung an ein Fort auf der Festung Sewastopol, das 1855 im Krimkrieg spektakulär erstürmt worden war.

Malakofftürmen erinnern an Bergfriede aus dem deutschen Mittelalter, bei repräsentativen Zechenbauten (¿Fabrikschlössern¿) an Ordensritterburgen in West- und Ostpreußen. Im Industriezeitalter wurde das Mittelalter als vermeintlich ¿heile Welt¿ romantisch verklärt. Durch pseudo-mittelalterliche Bauwerke wollten Unternehmer diese heile Welt heraufbeschwören, um dadurch aktuelle Konflikte zu entschärfen. Die Bergleute sollten in eine ¿erhabene¿ Stimmung versetzt und dadurch von Lohnforderungen abgelenkt werden.

Der Eintritt ist frei.

Pressekontakt

Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Regina Latyschew, LWL-Industriemuseum Ziegelei Lage, Tel. 0151 40635050

presse@lwl.org

Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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