30.11.15 | Kultur Internationaler Tag des Ehrenamts
Laienforscher leisten wichtigen Beitrag zur Forschung
Wie würden Sie das Verhältnis zwischen Laienforschern und Wissenschaftlern charakterisieren?
Günter Achterkamp: Bei meinen Forschungen, die sich mit Zwangsarbeit in Rheine-Mesum beschäftigen, habe ich festgestellt, dass es oft sehr schwer fällt, zwischen Laien und Experten zu unterscheiden. Viele sogenannte Laien, also Menschen, die nicht über ein Studium zu einer Fragestellung kommen, haben sich im Laufe der Zeit zu ihrem Thema so viel Wissen angeeignet, dass sie manchen Wissenschaftler in den Schatten stellen. Auf der anderen Seite haben die Wissenschaftler vielfach einen größeren Überblick.
Ist das Verhältnis also eher konfliktträchtig?
Achterkamp: Nein, das würde ich so nicht sagen. Beide Seiten können enorm voneinander profitieren: In den Heimat- und Geschichtsvereinen werden häufig Daten erhoben, die Wis-senschaftler in dieser Kleinteiligkeit und Detailtreue nicht zusammentragen können. Zum einen, weil das viel Zeit kostet. Zum anderen aber auch, weil die Heimatforscher die Men-schen vor Ort kennen und von ihnen vieles erfahren können, was sie einem Außenstehenden nicht erzählen würden. Außerdem sind es in der Regel die Laienforscher vor Ort, die Ergebnisse in die Fläche tragen und damit zur Bewusstseinsbildung beitragen.
Und wie sieht der Beitrag der Wissenschaftler aus?
Achterkamp: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es nicht zuletzt beim LWL zahlreiche wissenschaftliche Einrichtungen gibt, die uns Lokalforschern mit Rat und Tat zur Seite ste-hen. In den wissenschaftlichen Kommissionen und im Institut für Regionalgeschichte werden die einzelnen Forschungsinteressen und ¿arbeiten zu einem Netz verflochten, das weiterreichende Erkenntnisse ermöglicht. Das so gewonnene Wissen fließt wiederum an die Basis, also uns Laienforscher, zurück. Dazu bedarf es natürlich auf beiden Seiten der Bereitschaft, sich auf Augenhöhe zu begegnen.
¿ die bei den Wissenschaftlern nicht allzu ausgeprägt ist?
Achterkamp: Das ist in den Heimat- und Geschichtsvereinen ein weit verbreitetes Vorurteil. Ich rate dann immer dazu, die Probe aufs Exempel zu machen. Dabei stellt sich nicht selten heraus, dass mittlerweile eine große Bereitschaft vorhanden ist, voneinander zu lernen und die Ergebnisse akribischen Sammelns, Dokumentierens und Forschens wertzuschätzen. Die Begleitung von Nicht-Akademikern bei ihren Forschungen und gegebenenfalls auch die Übersetzung von Ergebnissen in eine Wissenschaftssprache sind in diesem Prozess genauso wichtig wie der umgekehrte Prozess: Dass nämlich wissenschaftliche Forschung verständlich aufbereitet, vor Ort mit eigenen Erkenntnissen und nach Möglichkeit mit Bildungsangeboten verknüpft wird.
Pressekontakt
Hannah Reichelt, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-5400
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