22.10.15 | Kultur Letzte Station des westfälischen Wandmalereiprojektes
Wissenschaftler erforschen St. Johann-Baptist-Kirche in Dortmund-Brechten
Das gemalte Dekorationssystem stammt noch fast vollständig aus der Erbauungszeit der Halle (1240er Jahre) und ergänzt die ungewöhnlich kräftige plastische Gliederung.
Foto: LWL/Dülberg
Etwa drei Wochen werden die Wissenschaftler den Bestand an Malereien und ihren Zustand kartieren und untersuchen. Nach Abschluss der Arbeitsphase vor Ort erfolgen die Auswertung und die weitere wissenschaftliche Bearbeitung. Materialproben werden im Labor analysiert.
Ziel des Wandmalereiprojektes ist es, die Werke zu erfassen, zu erforschen und in einem abschließenden Buch zu veröffentlichen. LWL-Chefdenkmalpfleger Dr. Holger Mertens: ¿Wir wollen die Qualität und Bedeutung der figürlichen romanischen Wandmalereien in Westfalen bekannter machen und seriöse Grundlagen für die weitere Forschung schaffen.¿
Bis Ende 2015 werden die 13 wichtigsten Beispiele der Kunstgattung in Westfalen untersucht. Neben dem Buch werden eine Wanderausstellung und ein eigener Internetauftritt die Forschungsergebnisse der Öffentlichkeit präsentieren. Zusätzlich entsteht ein Dokumentarfilm, der die romanischen Wandmalereien und ihre Entstehungsumstände vorstellen, aber auch ihrer Bedeutung für die Menschen von heute nachgehen wird. Das Projekt wird von der LWL-Kulturstiftung gefördert.
Hintergrund: Die Pfarrkirche St. Johann-Baptist
Die Dorfkirche St. Johann Baptist in Brechten wurde an der Stelle zweier älterer Vorgänger in den 1240er Jahren erbaut. Im Inneren finden sich gut erhaltene spätromanische Wandmalereien aus der Erbauungszeit der Kirchenhalle. Bemerkenswert sind die gemalten Erdgeschossarkaden an den Wänden des Langhauses, das große gemalte Radfenster an der Westwand und der reiche geometrische Dekor der Mittelschiffsgewölbe mit ornamentierten Bändern, Ringen und eingestreuten pflanzlichen Formen sowie Medaillons.
Hinzu kommen figürliche Wandmalereien im Chorgewölbe und an der Chorostwand, die nach dem Chorumbau nach 1254 entstanden sein müssen. In der Mitte des Chorgewölbes thront Christus als Weltenrichter in einer von vier Engeln gehaltenen Mandorla. Über ihm sind Maria und Johannes der Täufer als Fürbitter für die Menschen beim Jüngsten Gericht angeordnet. Zur Rechten Christi erscheinen die ins Paradies geleiteten Erlösten, zu seiner Linken die Verdammten, die von Teufeln in den Höllenrachen getrieben werden. Zu beiden Seiten des Chorostfensters ergänzen figürliche Darstellungen von Maria und des auferstandenen Christus das Bildprogramm des Chores. Zu Füßen der unter Baldachinen stehenden Figuren knien anbetend kleine Stifterfiguren.
Die figurenreiche Weltgerichtsdarstellung im Chorgewölbe muss nach dem Umbau des Chores nach 1254 entstanden sein. In der Mitte thront Christus als Weltenrichter in der Mandorla.
Foto: LWL/Dülberg
Eine Szene der Weltgerichtsdarstellung zeigt die Verdammten, welche von Teufeln in den Höllenrachen getrieben werden.
Foto: LWL/Dülberg
Pressekontakt
Markus Fischer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235
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