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12.10.15 | Kultur Historische Spurensuche führt vom ¿Steinwerk¿ in den Akten zur verlassenen Siedlung im Boden

Schülerin entdeckt unbekannte archäologische Fundstelle in Welver

Auch einen Brunnen konnten die LWL-Archäologen dokumentieren.<br>Foto: LWL

Auch einen Brunnen konnten die LWL-Archäologen dokumentieren.
Foto: LWL
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Welver (lwl). Andere begeistern sich in ihrem Alter für Musik, Filme oder Sport. Samantha Seithe kann mit staubigen Akten, alten Namen und Spuren der Vergangenheit im Boden deutlich mehr anfangen. Die Schülerin aus Welver ist ein archäologisches Ausnahmetalent. Nachdem ihre Spürnase die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) schon einmal zu bislang unentdeckten mittelalterlichen Relikten geführt hat, ist sie auch jetzt wieder fündig geworden. Diesmal hat sie gleich eine komplette verlassene Siedlung aufgespürt.

Wieder waren es die schriftlichen Zeugnisse, die Samantha Seithe magisch angezogen haben. Alte Flurnamen auf Karten, Hinweise in Chroniken und staubigen Archiven: Die Schülerin ist eine begeisterte Fährtenleserin und war den historischen Hinweisen auf der Spur, die in dem Flurnamen ¿Stemmerk¿ in Welver versteckt sind. Der Name deutet für historisch Bewanderte bereits auf ein ¿Steinwerk¿ hin. Was es allerdings damit genau auf sich haben könnte, das konnten jetzt nur die Archäologen mit ihren wissenschaftlichen Methoden im Boden erkunden.

Es zeigte sich schnell, dass Samantha Seite erneut recht hatte. Als die Archäologen den Boden an der vermuteten Stelle öffneten und damit Einblick in die zurückliegenden Jahrhunderte ermöglichten, traten mehrere Zeugnisse der Vergangenheit zutage. ¿Wir haben hier Mauern von einem Gebäude entdeckt, den Versturz einer Mauer, einen Kanal, ein Brunnen, ein Grubenhaus und die Spuren von Pfosten, die eventuell zu einem Zaun gehört haben könnten¿, zählt Ausgrabungsleiterin Dr. Eva Cichy von der Außenstelle Olpe der LWL-Archäologie für Westfalen auf. Das seien deutliche Hinweise auf eine Siedlung, die an dieser Stelle einmal existiert haben muss und irgendwann verlassen wurde. ¿Wir haben außerdem Keramikgefäße gefunden, so genanntes Siegburger Steinzeug, das sich nur begüterte Menschen leisten konnten¿, schildert Cichy. ¿Die Bewohner hier waren also nicht gerade arm.¿ Bewohnt worden war die Siedlung vermutlich vom Hochmittelalter bis ins 15. Jahrhundert hinein.

Samantha Seithe hat mit ihren Forschungen nicht nur die Grundlage für die interessante Entdeckung gemacht. Sie hat auch selbst als Praktikantin bei den Ausgrabungen mitgeholfen und damit Einblicke in die Arbeit der Archäologen bekommen. ¿Es ist schon toll, mit eigenen Augen zu sehen, wie sich in der Erde die Spuren von dem herauskristallisieren, was man vorher in den Akten und Schriftzeugnissen erahnen konnte¿, schildert die Schülerin.

Mit ihrer Geschichtsbegeisterung hat die Nachwuchsforscherin längst Preise gewonnen. So gab es beispielsweise bereits einen Sonderpreis beim Wettbewerb ¿Jugend forscht¿.

LWL-Archäologie für Westfalen
An den Speichern 7
48157 Münster

Dieses Steinfundament gehörte zu einem Gebäude der verlassenen Siedlung, die jetzt in Welver entdeckt wurde.<br>Foto. LWL/Cichy

Dieses Steinfundament gehörte zu einem Gebäude der verlassenen Siedlung, die jetzt in Welver entdeckt wurde.
Foto. LWL/Cichy

Der Bagger ebnete den Weg in den Boden an der Stelle, die Samantha Seithe in den schriftlichen Überlieferungen ausfindig gemacht hat.<br>Foto: LWL

Der Bagger ebnete den Weg in den Boden an der Stelle, die Samantha Seithe in den schriftlichen Überlieferungen ausfindig gemacht hat.
Foto: LWL

Seltener Überraschungsfund bei den Ausgrabungen der LWL-Archäologie für Westfalen in Welver: Von diesem Pilgerabzeichen, auf dem u.a. die drei Heiligen Könige und die Silhouette der Stadt Köln abgebildet sind, gibt es nur drei Exemplare in Deutschland. Dieses Exemplar, das ein Pilger vermutlich im 13. Jahrhundert als Andenken für seine Pilgerreise mit nach Welver gebracht hat, ist besonders gut erhalten. <br>Foto: LWL/Burgemeister

Seltener Überraschungsfund bei den Ausgrabungen der LWL-Archäologie für Westfalen in Welver: Von diesem Pilgerabzeichen, auf dem u.a. die drei Heiligen Könige und die Silhouette der Stadt Köln abgebildet sind, gibt es nur drei Exemplare in Deutschland. Dieses Exemplar, das ein Pilger vermutlich im 13. Jahrhundert als Andenken für seine Pilgerreise mit nach Welver gebracht hat, ist besonders gut erhalten.
Foto: LWL/Burgemeister

Samantha Seite hat die Stelle in Welver, an der die Archäologen des Landschaftserbandes Westfalen-Lippe (LWL) jetzt eine verlassene Siedlung ausgegraben haben, entdeckt. Die 14-jährige Schülerin stammt selbst aus Weler und hilft kräftig als Praktikantin zusammen mit Studierenden der Universität Bochum dabei mit, ihre eigene Entdeckung zu erforschen. <br>Foto: LWL/Burgemeistser

Samantha Seite hat die Stelle in Welver, an der die Archäologen des Landschaftserbandes Westfalen-Lippe (LWL) jetzt eine verlassene Siedlung ausgegraben haben, entdeckt. Die 14-jährige Schülerin stammt selbst aus Weler und hilft kräftig als Praktikantin zusammen mit Studierenden der Universität Bochum dabei mit, ihre eigene Entdeckung zu erforschen.
Foto: LWL/Burgemeistser

Mit einer Bohrung untersuchen die Archäologen der LWL-Archäologie für Westfalen den in Welver entdeckten Brunnen. Die Bohrkerne geben Aufschluss über die Tiefe und über mögliche weitere Funde. <br>Foto: LWL/Burgemeister

Mit einer Bohrung untersuchen die Archäologen der LWL-Archäologie für Westfalen den in Welver entdeckten Brunnen. Die Bohrkerne geben Aufschluss über die Tiefe und über mögliche weitere Funde.
Foto: LWL/Burgemeister

Pressekontakt

Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.

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Der LWL im Überblick

Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 21.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.

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